Die Basler Bank muss um einen Kredit von 70 Millionen Euro an die Firma Windreich bangen. Die Finanzlage des Unternehmens erschien lange als zu schön dargestellt.
Bei Sarasin steht fast ein Jahresgewinn auf dem Spiel. Nicht nur das: Sie müsste sich unangenehme Fragen von der Eigenössischen Finanzmarktaufsicht Finma gefallen lassen, wegen eines Kredits, den sie der Firma Windreich im deutschen Wolfschlugen gewährte. Denn der Kredit widerspricht ihrer eigenen Geschäftspolitik, wie finews.ch am Montag berichtete.
Grundsätzlich stellt sich die Frage nach der Werthaltigkeit der Sicherheiten, die die Firma für den Kredit bietet. So veröffentlichte Windreich den Geschäftsbericht 2011 nicht nur erst verspätet im September 2012, der Windenergiepionier verwendete zum Aufblasen seiner Umsätze auch Buchungsregeln, die in der Schweiz nicht zulässig sind. Die Bank Sarasin will sich weiterhin nicht zu Einzelfällen in ihrem Kreditgeschäft äussern.
Neue Tiefststände bei den Anleihen
Die Firma Windreich hat zwei an der Stuttgarter Mittelstandsbörse kotierte Anleihen. Diese erreichten diese Woche mit 51 Prozent (Laufzeit 2015) und 40 Prozent (Laufzeit 2016) neue Tiefststände und hinterfragen ebenfalls die Werthaltigkeit des Unternehmens, dem die Basler Sarasin Kredit gewährt hat. Interessant ist in diesem Zusammenhang: Windreich konnte die zweite Anleihe über 75 Millionen Euro erst im 1. Halbjahr 2012 vollständig im Markt platzieren.
Widersprüchlichkeiten zwischen einem Ratingbericht, dem erst im September 2012 publiziertem Jahresbericht 2011 und Medienberichten könnten überdies den Argwohn des Anlegerschutzes wecken. Denn der Ratingbericht der Firma Creditreform hält im Mai 2012 noch fest, dass das Windreich-Management «die bilanziellen Wertansätze in unveränderter Höhe für werthaltig erachtet».
Allerdings muss man das zum Zeitpunkt des Verkaufs der Anleihe zwischen 2011 und Mitte 2012 zumindest in Frage stellen. Denn damals hielt Windreich eine 17-prozentige Beteiligung an der Firma Fuhrländer, die wiederum bereits ein Sanierfall war.
Allein nicht überlebensfähig
Konkret: Die Firma Fuhrländer, die Windturbinen herstellt, hatte 2011 rund 60 Prozent ihres Umsatzes eingebüsst. Die «Wirtschaftswoche» schrieb, die Geschäftspläne von Fuhrländer seien schon im Herbst 2011 Makulatur gewesen. «Eingeplante Projekte wurden storniert oder verschoben»
Im November 2011 war von einer ersten Beratungsfirma ein Sanierungskonzept vorgestellt worden, wie die «Siegener Zeitung» schrieb. Im Januar 2012 stiess dann der Firmensanierer Werner Heer hinzu. Er stellte fest: «Das Unternehmen ist allein nicht überlebensfähig. Es braucht dringend einen strategischen Investor, der am besten auch noch das Unternehmen kennt».
Ende April 2012 stiegen dann russisch-ukrainische Geschäftspartner als neue Hauptaktionäre ein. Sie zogen im September 2012 jedoch den Stecker, indem sie frühere Investitionsversprechen zurückzogen.
Willi Balz im Clinch
Mit anderen Worten: Willi Balz wusste als Fuhrländer-Verwaltungsrat stets über den wahren Zustand der Firma Bescheid. Trotzdem hielt er an der Werthaltigkeit seines Engagements fest. Anders wäre es ihm kaum gelungen, die zweite Anleihentranche von Windreich zu platzieren.
Gemäss den «Geschäftsbedingungen für den Freiverkehr an der Baden-Württembergischen Wertpapierbörse» (Stuttgart) wäre er aber als Emittenten dazu verpflichtet gewesen, sämtliche Informationen unverzüglich zu veröffentlichen, die den Preis der ausgegebenen Wertpapiere beeinflussen.