In den kommenden zwölf Monaten dürfte es zu weniger Firmenübernahmen kommen. Der Grund dazu liegt in der erhöhten wirtschaftlichen und politischen Unsicherheiten in der für die Schweizer Wirtschaft wichtigen Märkten.
Vertrauen in eine positive oder zumindest stabile Wirtschaftslage gilt als ein guter Nährboden für eine hohe M&A-Aktivität. Doch einer neuen Umfrage zufolge mangelt es daran derzeit etwas. Demgegenüber hellen sich die Einschätzungen zum Finanzierungsumfeld aktuell wieder spürbar auf.
Der von dem Beratungsunternehmen Oaklins berechnete M&A-Index hat gegen Ende 2024 einen Dämpfer erhalten. Demnach gaben 55 Prozent der befragten Unternehmen an, dass sie in den kommenden zwölf Monaten planen, eine Akquisition zu tätigen oder eine solche ernsthaft in Betracht zu ziehen. Damit sei der Index gegenüber dem Wert aus dem Sommer zurückgegangen.
Minderheit rechnet mit guter Konjunktur
Nur noch 26 Prozent der Befragten gehen demnach in den kommenden zwölf Monaten von einer guten oder eher guten Konjunkturentwicklung aus. Das sei wenig überraschend. «Spätestens seit Donald Trumps zweitem Wahlsieg und seinen Zolldrohungen hat die Unsicherheit wieder zugenommen», schreiben die Experten. «Dazu kommen die politischen Turbulenzen in Deutschland und Frankreich, beides wichtige Märkte für die Schweiz.»
Das Finanzierungsumfeld wird jedoch positiver eingeschätzt. Dank der Zinssenkungsschritte der Schweizerischen Nationalbank (SNB) habe sich die Verfügbarkeit von Fremdkapital wieder verbessert. Die Verfügbarkeit von Fremdkapital wird von 42 Prozent der Teilnehmer als hoch oder eher hoch beurteilet. Die Verfügbarkeit von Cash wird in gleichem Masse als hoch oder eher hoch eingeschätzt.
Gleichzeitig erwartet fast die Hälfte sinkende Multiples. Die fallenden Zinsen würden sich noch nicht in den Preiserwartungen niederschlagen, unter anderem wegen der erhöhten wirtschaftlichen Unsicherheit in Europa.
Chancen mit nachhaltiger Akquisitionsstrategie
«Das Spannungsfeld zwischen Herausforderungen wie den erhöhten geopolitischen Spannungen und wirtschaftlichen Unsicherheiten und Chancen wie dem verbesserten Finanzierungsumfeld wird den M&A-Markt in den kommenden Monaten prägen», sagt Jürg Stucker (Bild unten), Studienautor und Partner bei Oaklins Switzerland. «Gut vorbereitete Unternehmen mit einer langfristigen und nachhaltigen Akquisitionsstrategie haben jetzt die besten Karten, um von den entstehenden Opportunitäten zu profitieren.»
Jürg Stucker (Bild: Oaklins)
Fokus weg von Deutschland
Regional gesehen würden 29 Prozent der akquisitionswilligen Unternehmen Übernahmen in der Schweiz planen. Für Expansion werde weiterhin insbesondere Europa ins Auge gefasst. Der Fokus verschiebe sich jedoch weg von Deutschland. Der langfristige Trend für Akquisitionen nordamerikanischer Unternehmen sei trotz Trumps zweitem Wahlsieg relativ konstant, während Asien tendenziell an Bedeutung verliere.
Nachfolgeregelungen seien verkäuferseitig nach wie vor die treibende Kraft hinter M&A. Käuferseitig liegt der Fokus auf der Realisation von Synergiepotenzial, Marktanteilsgewinnen und geografischer Expansion.
Für den Index, der zweimal jährlich erhoben wird, werden den Angaben zufolge rund hundert M&A-Experten und Entscheidungsträger der Schweizer Wirtschaft befragt.