American Century Investment empfiehlt, derzeit von High-Yield Bonds Abstand zu nehmen. Swiss Life Asset Managers hingegen setzt auf die Anlageklasse. Beide Seiten haben valable Argumente.

Sind hochverzinsliche Anleihen – also Obligationen, die von Unternehmen ausgegeben werden, deren Kreditwürdigkeit von den Ratingagenturen unterhalb der Anlagequalität (also mit Ba1/BB+ und tiefer) eingestuft werden – zurzeit attraktiv oder nicht?

Nein, lautet die Antwort des erfahrenen Portfoliomanagers Balaji Venkataraman des Vermögensverwalters American Century Investment. An einer Frühstückspräsentation am Dienstag in Zürich erklärte er auch weshalb: Der Spread, also der Renditeaufschlag respektive die Risikoprämie gegenüber den vom Markt als risikolos betrachteten US-Staatsanleihen, sei zu klein. Die Prämie beläuft sich derzeit um 3 Prozentpunkte, gemessen an dem für diesen Bereich oft herangezogenen Indikator ICE Bofa High-Yield Spread.

Erhebliches Risiko für eine Korrektur

Venkataraman weist zudem darauf hin, dass die Daten und Signale für die Wirtschaft seit 2022 auf eine Abkühlung hindeuten, der Spread sich aber in diesem Zeitraum weiter verengt hat. Deshalb sei das Potenzial für eine Korrektur erheblich, d.h., Investoren in High-Yield-Anleihen müssen damit rechnen, dass der Wert ihrer Anlagen künftig erheblich schwanken kann.

Der American-Century-Analyst favorisiert deshalb Anleihen von Unternehmen mit Anlagequalität, wobei er die durchschnittliche Restlaufzeit (Duration) eher tief halten würde. Dadurch könne der Investor vom gestiegenen Zinsniveau und einem vernünftigen Risiko-Rendite-Verhältnis profitieren. Indem man die durchschnittliche Restlaufzeit (Duration) des Portfolios eher tief halte, reduziere man zudem das Exposure gegenüber den gestiegenen Unsicherheiten in Bezug auf die Geldpolitik und die Entwicklung des Konjunkturzyklus.

Blind auf der Jagd nach Rendite?

Und auch auf die Frage, weshalb der Markt High-Yield-Bonds höher bewertet, als sich seiner Ansicht nach fundamental begründen lässt, hat Venkataraman eine Antwort parat: Die Investoren liessen sich auf der Jagd nach Rendite von den hohen einstelligen Werten der Anlageklasse beeindrucken.

Eine etwas andere Sicht in Bezug auf die Attraktivität des High-Yield-Segments vertritt der Vermögensverwaltungsarm des grössten Schweizer Lebensversicherers, wie ein zufällig ebenfalls am Dienstag publiziertes Communique zur Lancierung eines entsprechenden Anleihenfonds deutlich macht. Swiss Life Asset Managers betrachtet hochverzinsliche Obligationen als eine attraktive Anlagealternative, die hohe Renditepotenziale mit Diversifikationsvorteilen verbinde.

Swiss Life favorisiert High Yield

Der neue Fonds investiert hauptsächlich in auf Dollar und Euro lautende Anleihen, überwiegend im oberen BB-Bonitätssegment und zu einem geringeren Teil im B-Segment. In der Mitteilung werden der erprobte Anlageprozess, die unabhängige Kreditanalyse sowie eine sorgfältige Titelauswahl und eine umfassende Risikoüberwachung hervorgehoben. Basiswährung des Fonds ist der Dollar, doch es gibt auch währungsabgesicherte Tranchen in Franken und Euro.

Swiss Life Asset Managers unterstreicht, dass die Strategie bereits erfolgreich in einem vergleichbaren Fonds mit verwalteten Vermögen von rund 2 Milliarden Dollar erprobt worden ist. Man verfüge über zwölf Jahren Erfahrung in diesem Bereich, verwalte hochverzinsliche Anleihen von über 3,5 Milliarden Dollar und werde zum Interessenabgleich ebenfalls in den neuen Fonds investieren.

Avantis neu auch in Europa aktiv

Übrigens nutzte auch American Century Investments am Dienstag die Gelegenheit, eine Neuerung im Fondsgeschäft bekanntzugeben: Die Tochter Avantis Investors wird künftig auch in Europa aktiv gemanagte Exchange Traded Funds (ETF) anbieten.

Wie viele andere Unternehmen hat American Century ebenfalls den Anspruch, dass sich die Mitarbeiter «jeden Tag darauf fokussieren, die Welt für sich selbst, ihre Familien und ihre Organisationen besser zu machen». Während es sich bei den meisten Unternehmen um eine marketinggängige Hohlphrase handelt, ist der Fall hier allerdings etwas anders gelagert.

Ein Claim mit ernstem Hintergrund

Das Stowers Institute for Medical Research, das sich der Forschung und der Behandlung lebensbedrohlicher Krankheiten (u.a. Krebs) verschrieben hat, ist nämlich mit 40 Prozent der Hauptaktionär, was mit der persönlichen Krankengeschichte der Gründerfamilie des US-Vermögensverwalters zu tun hat.

Entsprechend werden denn auch die Dividenden von American Century zu einem Grossteil für medizinische Zwecke und damit tatsächlich direkt für ein längeres und besseres Leben der Menschen verwendet.