Früher oder später werden sie kommen, die Zinssenkungen des Fed, der EZB und danach wahrscheinlich auch von der SNB. Die von den Notenbankern in den USA und Frankfurt in dieser Woche gemachten Aussagen stimmen zuversichtlich, wenn denn die Konjunkturentwicklung wie erwartet verläuft.
Laut Fed-Chef Jerome Powell (Bild unten) ist man nicht mehr weit davon entfernt, die nötige Zuversicht zu haben, die eine Zinssenkung rechtfertigen würde. «Wir warten darauf, dass wir zuversichtlicher werden, dass sich die Inflation nachhaltig bei 2 Prozent bewegt», sagte er vor dem Bankenausschuss des Repräsentantenhauses am Donnerstag. «Wenn wir dieses Vertrauen erlangen - und wir sind nicht weit davon entfernt -, wird es angebracht sein, die Beschränkungen zu reduzieren.»
Keine Garantie für Erreichen des Inflationsziels
Die Rückkehr zum Inflationsziel sei noch nicht garantiert, betonte der Fed-Chef. Was es braucht, um den geforderten Level an Zuversicht zu erreichen, ist klar. Einmal natürlich eine Bestätigung der Inflationsabschwächung. Andererseits braucht es aber auch eine klare Indikation vom Arbeitsmarkt, etwa bei der Anzahl Jobs, der Arbeitslosenquote oder der Lohnentwicklung, dass der Aufwärtsdruck nicht zurückkommt.
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Ein stärkerer Anstieg der Arbeitslosigkeit ist nicht in Sicht und die US-Wirtschaft präsentiert sich weiter solide. Die monatliche Dynamik der Inflation lag zwischenzeitlich sogar bereits wieder unter dem Ziel; nach dem Jahreswechsel hat sie jedoch wieder angezogen.
Zu frühe Lockerung könnte Erfolg gefährden
Das ist bisher der Grund, warum es der Offenmarktausschuss (FOMC) keine Eile hat, mit Zinssenkungen zu beginnen. Wenn sich die Wirtschaft entlang der Prognosen entwickelt, hält Powell es für angemessen, in diesem Jahr mit Zinssenkungen zu beginnen.
Sowohl Fed, als auch EZB, stehen vor dem gleichen Dilemma. Eine zu frühe Lockerung könnte den Erfolg bei der Inflationsbekämpfung gefährden. Ein zu langes Abwarten dürfte die Konjunktur übermässig belasten.
Und insbesondere in der Eurozone wäre inzwischen auch ein Konjunktur-Stimulus durch eine Zinssenkung nötig. Laut einer neuen Studie bremst das Zinsniveau von 4,5 Prozent etwa die deutsche Wirtschaft spürbar
EZB hat Juni im Blick
Nur wenige Stunden vor der Powell-Rede hatte die EZB die Zinsen wie vom Markt erwartet unverändert belassen. EZB-Präsidentin Christine Lagarde (Bild unten) gab dabei den Kurs vor, dass die Zinsen im Juni sinken könnten. Auch der April als ein früherer Zeitpunkt wird nicht ausgeschlossen.
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Einzelne Datenpunkte würden für einen Entscheid über die Umkehr der Geldpolitik noch nicht ausreichen, hiess es auch hier. Die EZB hat ihre Konjunkturerwartungen gesenkt, rechnet aber ab dem Sommer weiter mit einer Belebung.
Schwächere Lohndynamik nötig
Auch die Inflationsprognose wurde aufgrund des stärker als erwarteten Rückgangs der Energiepreise gesenkt, der inländische Preisdruck bleibt währenddessen jedoch. Zwar gebe es Signale für eine sich abschwächende Lohndynamik, sie reichen aber noch nicht aus. Hier werde man mit den Daten ab April und Juni mehr wissen.
«Die Wahrscheinlichkeit steigt, dass wir noch vor der Sommerpause eine Zinssenkung erleben könnten», sagte etwa der Chef der Bundesbank Joachim Nagel.
«Es scheint sehr wahrscheinlich, dass es im Frühjahr eine erste Zinssenkung geben wird», sagte Frankreichs Notenbankchef Francois Villeroy de Galhau. «Der Frühling dauert von April bis zum 21. Juni», betonte er.
Jordan mit Preisentwicklung zufrieden
Demgegenüber ist die SNB mit einer Inflation von zuletzt 1,2 Prozent im Februar in einer komfortablen Position. Die Teuerung liegt im Zielband und es wird möglich, stärker auf die Konjunktur zu achten und den Euro-Franken-Kurs, der insbesondere die heimischen Exporteure belastet.
SNB-Präsident Thomas Jordan (Bild unten) hatte sich vor einer Woche an der Medienkonferenz zu seiner Rücktrittsankündigung mit der Preisentwicklung zufrieden gezeigt.
(Bild: Keystone)
Ein März-Schritt ist zwar nicht auszuschliessen. Doch der Aufwertungsdruck auf den Franken hat abgenommen und die SNB dürfte noch zuwarten und diesmal nicht wie im Mai 2021 in Vorlage gehen und noch vor der EZB an den Zinsen drehen.