Wirtschaftlich gesehen würde es durchaus Sinn machen, wenn sich unabhängige Vermögensverwalter vermehrt zusammenschliessen würden, sagt Vivien Jain im Interview mit finews.tv. Doch der Markt werde sich erst in zwei bis drei Jahren bewegen, ist die Chefin der Schweizer Aquila-Gruppe überzeugt. Am Ende sei dies eine Kulturfrage.
Das Geschäft der unabhängigen Vermögensverwalter ist in den vergangenen Jahren sehr viel schwieriger geworden. Verschärfte Regeln und Bestimmungen, steigende Kosten und sinkende Margen sind die Gründe dafür. Vor diesem Hintergrund würde es wirtschaftlich gesehen am meisten Sinn machen, wenn sich die Akteure verstärkt zusammenschliessen würden.
Doch bis heute ist die grosse Konsolidierung in der Schweiz ausgeblieben, wie Vivien Jain, CEO der Zürcher Aquila-Gruppe im Interview mit finews.tv feststellt: «Unabhängige Vermögensvermögensverwalter sind zumeist starke Persönlichkeiten, die sich aus der Komfortzone einer Bank gelöst haben und auf eigene Rechnung arbeiten. Es braucht einiges, damit sich solche Leute zusammenschliessen. Am Ende ist es eine Kulturfrage.»
Vor diesem Hintergrund erwartet Jain auch keine grosse Konsolidierungswelle, wie sie schon seit Jahren prophezeit wird. «Bis sich der Markt wirklich bewegt, wird es noch zwei bis drei Jahre dauern», sagt die Aquila-CEO. Dies hänge auch damit zusammen, dass die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) viele Lizenzgesuche, die erst im vierten Quartal 2022 eingereicht worden seien, noch gar nicht abgearbeitet habe. «Bis alle Vermögensverwalter eine Bewilligung von der Finma haben, wird es noch zwölf Monate dauern», ist Jain überzeugt.
Hoher Grad an unternehmerischer Freiheit
Der im Jahr 2000 gegründeten Aquila-Gruppe sind mittlerweile 90 Partnergesellschaften angeschlossen. Pro Jahr kommen ungefähr sechs neue Firmen hinzu. «Bei neuen Anfragen versuchen wir zuerst immer, diese Firmen mit anderen zusammenbringen», sagt Jain, doch dies sei nicht so einfach, weil den meisten unabhängigen Vermögensverwaltern ihr hoher Grad an unternehmerischer Freiheit sehr wichtig sei.
Jain stellt gleichzeitig aber auch fest, dass es in der Branche ein demografisches Risiko gebe. Für viele unabhängigen Vermögensverwalter stelle sich zusehends die Frage an einer Nachfolgeregelung – was oftmals nicht einfach sei angesichts der vielen regulatorischen Änderungen und der sich wandelnden Kosten- und Ertragsstrukturen.
Kundenbedürfnisse der nächsten Generation
«Ich sehe eine gewisse Verjüngung in der Branche», sagt Jain, aber es müsse noch mehr getan werden. «Darum möchten wir Leute zwischen 40 und 50 Jahren noch vermehrt motivieren, sich selbständig zu machen. Das ist eine unserer Prioritäten», sagt die CEO von Aquila, die seit März in diesem Amt ist.
Eine andere Priorität besteht darin, die Kundenbedürfnisse der nächsten Generation zu verstehen, wie Jain im Interview weiter erklärt. In dieser Frage stehe man erst am Anfang. Denn der unabhängige Vermögensverwalter von heute habe nicht das Profil für die Anforderungen von morgen. «Das versuche wir zu verstehen und Lösungen anzubieten», sagt Jain.
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