Die Zukunft eines unabhängigen Vermögensverwalters hänge nicht nur von klugen Investmententscheidungen ab, sondern auch von einer durchdachten Nachfolgeplanung, schreibt Markus Angst in einem Gastbeitrag auf finews.ch. Wer dieses Thema ignoriere, riskiere nicht nur den eigenen Erfolg, sondern auch das Vertrauen seiner Kunden.
Die Verantwortung eines unabhängigen Vermögensverwalters (UVV) endet nicht mit der Gegenwart – auch die langfristige Betreuung der Kunden und ihrer nachfolgenden Generationen muss gesichert sein.
Unabhängigkeit ist das Versprechen eines UVV, stets im besten Interesse der Kunden zu handeln. Doch was passiert, wenn der Vermögensverwalter in den Ruhestand gehen will oder muss?
Nachfolge – eine Herausforderung
Die logische Antwort wäre eine frühzeitige Nachfolgeregelung, doch viele Vermögensverwalter schieben dieses Thema auf. Ein solches Zögern kann zu übereilten Entscheidungen führen – und die sind selten im Interesse der Kunden. Im schlimmsten Fall muss unter Druck eine Lösung gefunden werden, die langfristig nicht tragfähig ist.
Die Vorstellung, dass ein junger Nachfolger das Geschäft vollständig selbst finanziert und übernimmt, klingt verlockend. Doch in der Realität ist dies oft unrealistisch. Junge Talente haben meist nicht die finanziellen Mittel, ein etabliertes Unternehmen zu übernehmen.
Oftmals längere Übergangsphase
Zudem braucht es Zeit, bis Kunden dem neuen Berater das gleiche Vertrauen entgegenbringen wie dem bisherigen. Daher müssen UVV bereit sein, nicht nur Zeit, sondern auch Geld in die Nachfolgeplanung zu investieren.
Ein durchdachter Übergangsprozess ist notwendig, damit der Nachfolger nicht nur fachlich, sondern auch persönlich bei den Kunden Akzeptanz findet. Dies erfordert oft eine längere Übergangsphase, in der der Nachfolger schrittweise in die Rolle hineinwächst und das Vertrauen der Kunden gewinnt.
Verkauf und Abhängigkeit vermeiden
Der Verkauf des Kundenstamms oder die Rückkehr zur Abhängigkeit von einer Depotbank sind für viele UVV keine erstrebenswerten Optionen. Unabhängigkeit ist das zentrale Versprechen eines UVV, und Kunden wählen häufig gerade deswegen einen unabhängigen Berater.
Ein Verkauf an eine Bank oder einen anderen Vermögensverwalter kann zu einem Vertrauensverlust führen, da die persönliche Beziehung zwischen Berater und Kunde im Zentrum steht.
Nachhaltige Lösung finden
Die beste Lösung ist eine durchdachte Nachfolgeregelung, bei der ein geeigneter Nachfolger rechtzeitig gefunden und eingearbeitet wird. Dies erfordert Planung, Zeit und finanzielle Mittel. Doch nur so lässt sich sicherstellen, dass das Vertrauen der Kunden bewahrt bleibt und das Unternehmen auch in Zukunft erfolgreich ist.
Unabhängige Vermögensverwalter müssen jetzt handeln, um den Fortbestand ihres Unternehmens und die Zufriedenheit ihrer Kunden zu sichern. Wer diese Verantwortung ernst nimmt, wird erkennen, dass die Nachfolgeplanung eine Investition in die Zukunft ist – für das Unternehmen und die Kunden.
Markus Angst ist Mitglied der Geschäftsleitung der Schweizer Aquila-Gruppe und verantwortet seit 2021 den Bereich «Kunden, Partner & Kooperationen». Nach einer kaufmännischen Ausbildung sammelte er ab 1986 umfangreiche Erfahrungen als Leiter verschiedener Backoffice-Einheiten bei der Bank Leu. Ab 1999 war er als Global Head External Asset Managers bei der Bank Leu sowie der fusionierten Clariden Leu tätig. Zuletzt trug er entscheidend zur Integration von Clariden Leu in die Credit Suisse bei. Im April 2013 stiess er zur Aquila-Gruppe, wo er als Head Banking massgeblich am Aufbau der Aquila Bank beteiligt war. In der Folge übernahm er seine derzeitige Position.