Der Markt für Fusionen und Übernahmen mit Schweizer Beteiligung ist angesichts verschiedener Unsicherheiten in eine Flaute geraten. Kaufwilligen mit genügend Mitteln bieten sich aber noch Chancen.
Im zu Ende gehenden Jahr haben sich wirtschaftliche und politische Krisen gehäuft. Das schwierige Umfeld spiegelt sich auch im Geschäft mit Fusionen und Übernahmen. Allerdings wurden in der Schweiz doch noch mehr Transaktionen abgewickelt als vor der Corona-Pandemie, wie aus einer Analyse des Unternehmensberaters Oaklins vom Dienstag hervorgeht.
Der Oaklins M&A-Index, der auf drei Indikatoren beruht, fiel auf den drittniedrigsten Stand seit der ersten Erhebung Anfang 2015. Der Abwärtstrend dürfte sogar noch weiter anhalten: Die rund hundert von Oaklins befragten M&A-Experten und Entscheidungsträger der Schweizer Wirtschaft erwarten in den kommenden zwölf Monaten jedenfalls nochmals weniger Firmenzusammenschlüsse und Übernahmen (vgl. Grafik unten).
Finanzierung von Deals wird schwieriger
Noch im Sommer gingen gemäss der Umfrage 31 Prozent der Teilnehmenden von einer eher guten oder guten wirtschaftlichen Entwicklung aus, während jetzt nur noch die Hälfte davon zuversichtlich ist. Trotz eingetrübten Aussichten ziehen 58 Prozent der Befragten in den kommenden zwölf Monaten eine Akquisition ernsthaft in Betracht, was dem langjährigen Durchschnitt entspricht.
Transaktionen mit Schweizer Beteiligung (Quelle: Oaklins)
Zudem hält knapp ein Drittel den Verkauf von Unternehmensteilen für denkbar. Grund dafür sind gemäss den Oaklins-Experten die vielen ungelösten Nachfolgelösungen, die Rückorientierung auf das Kerngeschäft sowie das Freisetzen von liquiden Mitteln, um turbulente Zeiten besser zu überstehen.
Europa bleibt im Blickfeld
Wie weiter berichtet wurde, liegt der geographische Fokus für Übernahmen weiterhin vor allem auf der Schweiz, Deutschland und dem übrigen Europa. Die Attraktivität von asiatischen Unternehmen hingegen geht weiter zurück, weil sich die Investitionsbedingungen in China deutlich verändern.
Das Reich der Mitte konzentriert sich vermehrt auf die Binnenwirtschaft und erlässt dazu strengere Vorschriften für im Land operierende ausländische Firmen. Zudem bleibt trotz der gelockerten Zero-Covid-Politik unklar, ob die weltweiten Lieferketten wieder reibungslos funktionieren. Als politisches Risiko hinzu kommen der chinesisch-amerikanische Handelskonflikt sowie weitere Handels- und Investitionsbeschränkungen.
Sinkende Preise für Übernahmeobjekte
Weil die Finanzierungkosten wegen der Zinswende teurer gewordenen sind, ist Fremdkapital nur noch für 39 Prozent der Befragten leicht zu haben; Barmittel sind für 42 Prozent noch einfach verfügbar.
Die veränderte finanzielle Situation der Käufer gepaart mit eingetrübten Zukunftserwartungen hat die Multiples bereits deutlich gesenkt. Wie die Oaklins-Experten betonen, ist diese Kennzahl erstmals seit 2015 deutlich zurückgegangen.
Offenbar werde der M&A-Markt, der in den letzten Jahren eher ein Verkäufermarkt war, zunehmend käuferfreundlich. Gut aufgestellte Firmen seien jedoch weiterhin gesucht und könnten trotz des schwierigen Finanzierungsumfelds gute Preise erzielen.