Zwei weitere chinesische Unternehmen prüfen eine Zweitkotierung an der Schweizer Börse. Damit können die Neuzugänger ausländisches Kapital aufnehmen und die USA ärgern.
Die UBS hat den Auftrag erhalten, den Verkauf von verbrieften Aktien zweier chinesischer Unternehmen in der Schweiz zu arrangieren, wie die Nachrichtenagentur «Bloomberg» am Freitag berichtete.
Dabei handelt es sich gemäss Marktkreisen zum einen um die Shanghai Jinjiang International Hotels. Für die Hotelgruppe soll die Schweizer Grossbank globale Hinterlegungsscheine (Global Depositary Receipts, GDR) im Umfang von mindestens 500 Millionen Dollar in Zürich ausgeben.
Bald ein halbes Dutzend
Zum andern berät die UBS dem weiteren Vernehmen nach auch die börsennotierte Jiangsu Eastern Shenghong bei ihrem GDR-Verkauf in der Schweiz. Shenghong ist ein Hersteller von Kunstfasern, der im August 2022 angekündigt hatte, den Verkauf von GDR entweder in Zürich oder in London zur weiteren Geschäftsentwicklung zu emittieren.
Mit diesen zwei Namen würde die Liste der Schweizer GDR-Verkäufe auf insgesamt sechs chinesische Unternehmen verlängert und das Tor für weitere Emissionen von Hinterlegungsscheinen weiter aufgestossen werden.
Im Juli wurden bereits rund 1,5 Milliarden Dollar über GDR-Verkäufe aufgenommen, darunter der Batteriehersteller GEM, Gotion High-Tech, Keda Industrial Group und Ningbo Shanshan.
Six-Chef erwartet mehr Zweitkotierungen
Gemäss Jos Dijsselhof lässt sich noch nicht abschätzen, wie sich das Geschäft mit chinesischen GDR entwickeln wird. Der holländische CEO der Schweizer Börse Six erwartet aber gemäss Medienberichten in den kommenden Monaten den Zugang von weiteren chinesischen Unternehmen.
Die Six hat unlängst den Handel mit verbrieften Aktien aufgenommen, um den Markt für die Zweitkotierung chinesischer Firmen zu öffnen. Im Gegenzug erhalten Schweizer Unternehmen den Zugang zu GDR an den Börsen von Schanghai und Shenzhen.
Drohender Ausschluss aus den USA
In der Schweiz wie auch an anderen Börsenplätzen herrscht derzeit aufgrund der eingetrübten Wirtschaftsaussichten eine Flaute bei Börsengängen. Bei chinesischen Unternehmen kommt dazu, dass die geopolitischen Spannungen ihnen den Zugang zu Kapital im Ausland zunehmend erschweren.
Vor allem in den USA gibt es Spannungen, wo chinesischen Unternehmen der Ausschluss von den Börsen droht. Zwar haben Peking und Washington im vergangenen Monat eine vorläufige Vereinbarung getroffen, wonach amerikanische Beamte die Prüfungsunterlagen chinesischer Unternehmen, die in den USA kotiert sind, einsehen können.
Doch chinesische Unternehmen suchen weiterhin nach Handelsplätzen in anderen Ländern, falls die vom amerikanischen Kongress angeordneten Auslistungen doch nicht vollständig verhindert werden können.