Der CEO des weltgrössten Vermögensverwalters Blackrock zeigt in seinem traditionellen Investoren-Brief bestürzt über den Ukraine-Krieg. Larry Fink rechnet mit weitreichenden Konsequenzen – und gar dem Ende der Globalisierung.
«Der brutale Angriff Russlands auf die Ukraine hat die Weltordnung, wie sie seit dem Ende des kalten Krieges vor 30 Jahren bestanden hat, ins Wanken gebracht», schrieb Blackrock-CEO Larry Fink in seinem jährlichen Brief an die Aktionäre.
Die Aufnahme Russland in das globale Finanzsystem habe für eine Friedens-Dividende gesorgt. Das sein nun vorbei. Der Einmarsch Russlands in der Ukraine werde die Weltwirtschaft umgestalten und die Inflation weiter in die Höhe treiben, da sich Unternehmen aus ihren globalen Lieferketten zurückziehen werden. «Die russische Invasion in der Ukraine hat der Globalisierung, die wir in den letzten drei Jahrzehnten erlebt haben, ein Ende gesetzt.»
Milliardenschaden für Kunden
Auch Blackrock wurde von den Folgen des Kriegs und dem zeitweiligen Handelsstopp von russischen Wertschriften hart getroffen; wie auch finews.ch berichtet, wurden durch Abschreiber rund 17 Milliarden Dollar an Kundenvermögen beim Fondsriesen vernichtet. Blackrock hatte am 28. Februar den Kauf von russischen Wertschriften sowohl in den aktiv als auch passiv bewirtschafteten Fonds gestoppt.
Die Auswirkungen dieses Krieges werden sich nicht auf Osteuropa beschränken, ist der Chef des mit einem Vermögen von 10'000 Milliarden Dollar weltweit grössten Fondshauses überzeugt. «Sie kommen zu einer Pandemie hinzu, die bereits tiefgreifende Auswirkungen auf politische, wirtschaftliche und soziale Entwicklungen hat. Die Folgen werden noch jahrzehntelang in einer Weise nachwirken, die wir noch nicht vorhersehen können.»
Abhängigkeiten neu bewerten
Gleichzeitig habe der Krieg den Blick auf die bestehenden Beziehungen verändert. Unternehmen und Regierungen würden ihre Abhängigkeiten auch von anderen Nationen auf breiterer Basis überprüfen. Das könne dazu führen, dass die Unternehmen einen grösseren Teil ihrer Aktivitäten verlagern, was zu einem schnelleren Rückzug aus einigen Ländern führen könnte.
«Eine gross angelegte Neuausrichtung der Lieferketten wird von Natur aus inflationär sein», schrieb Fink weiter. Zudem werde die Invasion Auswirkungen auf die Energiewende und Kryptowährungen haben. Fink blickt da bereits in die Zukunft: «Ein globales digitales Zahlungssystem, das durchdacht konzipiert ist, kann die Abwicklung internationaler Transaktionen verbessern und gleichzeitig das Risiko von Geldwäsche und Korruption verringern.»
Energiewende längerfristig beschleunigt
Zunächst werde die Suche nach Alternativen zu russischem Erdöl und Erdgas «den Fortschritt der Welt in Richtung Netto-Null-Emissionen auf kurze Sicht unweigerlich verlangsamen». Längerfristig rechnet er aber durch die höheren Preise mit einer Beschleunigung hin zu umweltfreundlicheren Energiequellen, da diese damit wettbewerbsfähiger werden. Forderungen, Investitionen in fossile Brennstoffe vollständig zu meiden, erteilte er erneut eine Absage.
Auch für die eigenen Anlagen würden die Umwälzungen Konsequenzen haben. Ohne die Blackrock-Investitionen in China explizit zu nennen, rechnet Fink damit, dass davon etwa Mexiko, Brasilien, die USA oder Produktionszentren in Südostasien profitieren könnten.
In Russland nicht direkt aktiv
Blackrock selbst sei in Russland nicht aktiv gewesen. Fink unterstützt in den Brief ausdrücklich die Sanktionen und die Bemühungen, die finanziellen Verbindungen zu dem Land zu kappen. Die Finanzindustrie sei dabei sogar über das von den Beschränkungen Geforderte hinausgegangen, findet der Amerikaner.
«Die Geschwindigkeit und das Ausmass, mit denen die Unternehmen die Wirkung der Sanktionen verstärkt haben, sind unglaublich», schreibt Fink etwa mit Blick auf den Rückzug grosser Marken und Firmen aus dem Land. «Wir stehen an der Seite des ukrainischen Volkes, das im Angesicht der gnadenlosen Aggression wahren Heldenmut bewiesen hat», betont der Manger.