Nach seinem Wechsel von der Finma zur deutschen Bafin schlägt Mark Branson die ersten Pflöcke ein und scheut sich nicht, künftig «auch mal die Grenzen auszutesten».
«Die Bafin muss den Mut haben, unangenehme Entscheidungen zu treffen, auch wenn wir keine perfekte Informationslage haben und wenn damit gewisse Risiken verbunden sind», sagte Mark Branson in einem Interview mit dem deutschen «Handelsblatt» (Artikel bezahlpflichtig) am Freitag.
Für die Kunden und für die Stabilität des Finanzsystems sei es oft riskanter, nicht zu entscheiden und abzuwarten.
Vorgänger über Wirecard-Skandal gestolpert
Branson hatte mehr als zehn Jahres die Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma) geleitet. Im August hat er dann den Job des Oberaufsehers der deutschen Finanzindustrie bei der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht übernommen, nachdem sein Vorgänger Felix Hufeld über den Wirecard-Skandal gestolpert war.
Die Behörde mit Sitz in Bonn und Frankfurt ist bei der Pleite des Zahlungsdienstleisters stark unter Druck geraten und steht von Seiten der Politik und Öffentlichkeit seither unter verschärfter Beobachtung.
Auch mal Grenzen austesten
Nun muss Branson den Erwartungen als Modernisierer und Erneuerer gerecht werden und seine von Finanzminister Olaf Scholz erweiterten Kompetenzen auch nutzen. Branson fordert von seiner Behörde ein aktiveres Einschreiten bei Missständen.
«Wir brauchen die Bereitschaft, auch mal Grenzen auszutesten», sagte er. «Wenn es einen Missstand gibt, müssen wir etwas tun, auch wenn dieser Sachverhalt im Gesetz nicht ganz eindeutig geregelt ist.»
Nicht immer die Amerikaner
Zudem plädiert Branson für harte Kapitalvorgaben für die Grossbanken. «Institute, die auf den internationalen Kapitalmärkten aktiv sind, brauchen eine besonders dicke Kapitaldecke», begründete er seine Forderung. Die derzeitige wirtschaftliche Lage sei nicht einfach, und es gebe die Möglichkeit, dass sich Blasen bildeten. Das grösste ökonomische Risiko sei das Zinsumfeld.
Als weiteren Punkt macht er auch immer noch Schwächen in der Geldwäscherei-Bekämpfung aus. «Es ist nicht akzeptabel, dass die eigenen Geldwäschereiprobleme von anderen, zum Beispiel den Amerikanern, gelöst werden», sagte er. Hier soll die Behörde personell verstärkt werden.