Banken und Versicherer spannen zusammen – wie gerade eben die UBS und Baloise. Dabei stehen die beiden Branchen im Hypothekengeschäft in scharfer Konkurrenz. Das macht die Bancassurance-Beziehung nicht einfacher.
Für Sabine Magri, die operative Chefin der UBS Schweiz, ist es ein «zentraler Pfeiler unserer Strategie als führende Universalbank»: Wie finews.ch berichtete, partnert das grösste Schweizer Geldinstitut mit dem Allversicherer Baloise, um hiesigen Immobilienbesitzenden neue Lösungen und Produkte anzubieten.
Als Basis dafür dienen die Hypotheken-Vermittlungsplattformen Key4 und Atrium der UBS sowie das «Home»-Ökosystem des Basler Versicherers.
Der letzte Schrei
Damit ist wohl eine der letzten möglichen Paarungen zwischen Grössen des Schweizer Banken- und Versicherungswesens vollzogen. So spannen bereits die Mobiliar und die Raiffeisen-Banken beim Thema Wohnen zusammen. An gemeinsamen digitalen Angeboten tüfteln auch die Credit Suisse und Axa, während die UBS mit der Swiss-Re-Tochter Iptiq eine Kooperation im Lebensversicherungs-Bereich eingegangen ist.
Bancassurance, so scheint es, ist der letzte Schrei am Schweizer Finanzplatz – besonders, wenn es um Angebote rund um Immobilien geht.
Sinnigerweise sind die Banken und Versicherer gerade im Hypotheken-Geschäft scharfe Konkurrenten. Die Banken beherrschen dank jahrzehntelang aufgebauter Bestände noch immer 94 Prozent des Hypothekar-Marktes. Doch im Neugeschäft gewinnen vor allem alternative Anbieter an Volumen. Dazu zählen neben den Pensionskassen auch die Versicherer.
Verschärfter Preiskampf
Letzteren ist es nämlich aufgrund anderer Regulierungsvorschriften möglich, die Banken beim Hypozins regelmässig zu unterbieten – was Bancassurance-Beziehungen schon in der Vergangenheit grossen Belastungsproben ausgesetzt hat.
So ist es kein Geheimnis, dass sich Raiffeisen Schweiz im Jahr 2019 die langjährige Partnerschaft mit dem St. Galler Versicherer Helvetia auch deshalb aufkündigte, weil letzterer mit der Fintech-Tochter Moneypark eine florierende Hypothekenvermittlung betreibt.
Solche Vermittlungsplattformen sind am Hypothekenmarkt auf dem Vormarsch, weil sie die Wahlmöglichkeiten der Kunden erhöhen. Aus Sicht der etablierten Banken fachen sie aber vor allem den Preiskampf an, nicht zuletzt mit den Versichern. Wenn es also ums Thema Wohnen geht, spannen sozusagen liebste Gegner zusammen.
Bereinigung zeichnet sich ab
Dies in der Hoffnung, im sich schnell verändernden Markt für die Kunden relevant zu halten. Das kommt auf beiden Seiten einer Wette gleich: Kenner des Marktes gehen davon aus, dass es bei den Initiativen im Bereich Wohnen in einigen Jahren zu einer Marktbereinigung kommt. In der Folge werden viele Projekte, welche die Firmen jetzt innerhalb der Gruppe oder mit Partnern lancieren, am Ende wohl auf der Strecke bleiben.
Für die Banken steht dabei scheinbar mehr auf dem Spiel als für die Versicherer. Sie haben auch später begonnen, sich über «Ökosysteme», also Firmen- und Angebotsgeflechte rund um Kernthemen, Gedanken zu machen. Die Öffnung ihrer Plattformen für Dritte, das Open Banking, hat ebenfalls erst begonnen.
Banken nur noch Zulieferer?
Dabei geht es im Zinsgeschäft für die Geldinstitute ums Eingemachte. «Wenn die Kunden anderswo eine kompetente Beratung erhalten, reichen ihnen im Hypothekar-Bereich die Bankbilanzen», sagte Moneypark-Chef Stefan Heitmann unlängst zu finews.ch. Die Banken sähen sich in ihrem Kerngeschäft zu blossen Zulieferern degradiert.
Insofern ist der UBS-Schweiz-Managerin Magri recht zu geben, wenn sie die gemeinsamen Angeboten mit «führenden Schweizer Dienstleistern» hohe Priorität einräumt. Von einem «Pfeiler» der Strategie für den Heimmarkt kann aber weniger die Rede sein: Dafür sind die Bancassurance- und Ökosystem-Initiativen noch viel zu wenig belastbar.