Der Elektroauto-Bauer Tesla verwendet Bitcoin als Zahlungsmittel und im Treasury – und hat den Kurs der Kryptowährung damit nach oben getrieben. In der Schweiz stellt sich diesbezüglich eine Huhn-Ei-Problematik.

Nachdem Tesla bereits 1,5 Milliarden «harte» Dollar in die volatile Kryptowährung Bitcoin investierte, folgte dieser Tage der nächste Streich. Der von Elon Musk gegründete US-Elektroauto-Pionier nimmt beim Verkauf seiner Wagen nun auch Bitcoin entgegen. 

Damit verhalf Tesla der wichtigsten Digitaldevise zu einem weiteren Achtungserfolg: Der Bitcoin dient nicht mehr nur Wertaufbewahrungs-Mittel, sondern erhält zunehmend auch Zahlungsfunktion. Also das, was bisher Fiat-Währungen auszeichnete.

Gegenwert von 2 Billionen Dollar

Im Handel mit Coins und Token wurde der neuste Coup von Tesla entsprechend beklatscht. Die grössere Verbreitung treibt den Preis der in ihrem Volumen endlichen Kryptowährung nach oben. Allein seit Jahresbeginn hat der Bitcoin seinen Wert zum Dollar verdoppelt und handelt nun knapp unter 58’000 Dollar. Wie die Agentur «Bloomberg» (Artikel bezahlpflichtig) errechnete, haben die wichtigsten Digitaldevisen nun eine Marktkapitalisierung von über 2'000 Milliarden Dollar erreicht.

Die neu in die Krypto-Feld vorstossenden Investoren helfen dabei, die hohen Kursschwankungen zu glätten. Was wiederum konservativere Investoren davon überzeugt, ebenfalls eine Position in der Kryptowährung aufzubauen.

Alles hängt an den Zahlungen

Ab einer gewissen Schwelle wird diese sich gegenseitig bedingende Bewegung auch für Schweizer Banken und ihre Firmenkunden so relevant, dass sie sich dem Trend nicht mehr entziehen können. Dieser Meinung sind jedenfalls Nourdine Abderrahmane und Stephan Lohnert vom Zürcher Büro der internationalen Beraungsfirma Capco: «Wenn die Zahlungsströme mit Kryptowährungen zunehmen, werden sie fürs Treasury von Firmen und ihren Bankenpartnern zum Fakt», sagen sie zu finews.ch.

Noch ist diese Schwelle in der Schweiz nicht erreicht. Zwar hat das Land mit dem Zuger «Crypto Valley» und den beiden ersten Kryptobanken Seba und Sygnum eine blühende Szene. Wie die Seba Bank auf Anfrage ausführte, hält sie für Kunden und fürs eigene Risikomanagement digitale Anlagen in der Bilanz – betreibt also bereits ein Treasury mit Token und Coins.

Ebenfalls wurden Bitcoin-Bancomaten aufgestellt, und der führende Schweizer Online-Händler Digitec-Galaxus akzeptiert seit 2019 Kryptowährungen.

Skeptische Grossbanken

Insbesondere die grossen Bankakteure im Land stehen Digitaldevisen wegen der damit verbundenen Geldwäscherei-Risiken aber weiterhin höchst skeptisch gegenüber, wie die Capco-Berater zu erzählen wissen.

Für die Treasurer, die bei Grossfirmen über die internen Zahlungsströme wachen, dürfte der Fall weniger kompliziert liegen. Wenn Kunden oder Lieferanten in einer exotischen Fremdwährung zahlen, dann müssen sie diese über kurz oder lang in ihr Repertoire aufnehmen. Es ist nur schwer nachvollziehbar, warum das mit Kryptowährungen grundsätzlich anders sein sollte.

Das Problem mit der Buchhaltung

Hingegen stellen sich beim Zahlen mit Bitcoin & Co einige praktische Hürden in den Weg. Die Validierungsdauer für eine Krypto-Transaktion dauert für den praktischen Gebrauch noch zu lange, und die Gebühren sind zu hoch. Neuen Digitaldevisen wie Ether 2.0 sollen diesbezüglich Abhilfe schaffen.

Probleme bereitet auch die Buchhaltung. Digitale Assets müssen etwa gemäss dem Standard US Gaap in der Bilanz «at cost» berechnet werden. Das hat zur Folge, das Wertgewinne nicht laufend verbucht werden dürfen. Dies im Gegensatz zu Verlusten, die zwingend abzubilden sind.

Die Stunde der Opportunisten

Am Ende, das bestätigen Lohnert und Abderrahmane, läuft es auf eine Huhn-Eo-Problematik hinaus. Solange die Verwendung von Token und Coins nicht eine gewisse Verbreitung erreicht, halten sich Schweizer Treasurer zurück – obwohl gerade sie zur weiteren Verbreitung beitragen könnten.

Capco zufolge werden die Banken opportunistisch reagieren, sollte die Schwelle fürs Treasury erreicht werden. «Die Finanzdienstleister», wissen die Berater, «beobachten die Entwicklung genau.» Um ihre Position im Zahlungsverkehr und im Firmenkunden-Geschäft zu verteidigen, würden die Banken sofort auf den Bitcoin-Zug aufspringen, sobald sich dieser richtig in Bewegung setzt.