Die G20-Staaten sollen dem Schweizer Vorbild folgen, um die «Too-Big-to-Fail-Problematik» in den Griff zu bekommen, propagiert SNB-Präsident Hildebrand.
Die unter Basel III formulierten Kapitalanforderungen für Banken gehen dem SNB-Präsidenten nicht weit genug. Diese würde zwar die Belastbarkeit von systemrelevanten Organisationen erhöhen, lösen aber das «Too-Big-to-Fail»-Problem nicht, schreibt Philipp Hildebrand in einem Artikel in der «Financial Times».
Vielmehr überlasse Basel III den Behörden in Notfällen das altbekannte Problem: Entweder lässt man eine Institution konkurs gehen und muss mit den finanziellen Konsequenzen leben, oder man rettet das Unternehmen mit Steuergeldern. Neben den minimalen Kapitalanforderungen von Basel III braucht es daher laut Hildebrand für den Stress-Fall einen Mechanismus, der automatisch Liquiditätsengpässe bei systemrelevanten Unternehmen vorbeugt.
«Too-Big-to-Fail» – ein permanentes Problem
Das Schweizer Modell sieht für die Grossbanken nun zwei zusätzliche Kapitalanforderungen vor: Einerseits ein verlustabsorbierender Kapitalpuffer von 8,5 Prozent an risikogewichteten Aktiven. Dieser muss zu mindestens 5,5 Prozent aus Eigenkapital bestehen. Die übrigen 3 Prozent dürfen aus Contractual Contingent Convertible Bonds (Cocos) bestehen. In Notfallsituationen könnten Banken Geld aus diesem Puffer beziehen.
Andererseits wurde eine progressive Kapitalkomponente anvisiert. Diese beläuft sich auf sechs Prozent der risikogewichteten Aktiven und besteht ausschiesslich aus Cocos. Laut Hildebrand führt die progressive Struktur dieser Kapitalanforderung einen Anreiz zur Reduktion der Risiken und der Grösse. Zudem wird dadurch für einen vorgeschriebenen Notfallplan Kapital zur Verfügung gestellt.
Sollte die Eigenkapitalquote einer Bank unter ein bestimmtes Niveau fallen, so können die Institute die Cocos in Eigenkapital umwandeln, damit systemrelevante Funktionen und der tägliche Betrieb aufrecht erhalten werden können.
Dem Schweizer Vorbild folgen
Sollte die Liquidität oder Bankfunktionen, welche für die Wirtschaft überlebenswichtig sind, bedroht sein, so kommen die Behörden auf den Plan. Die Schweizer Lösung sieht demnach zwar einen Notfallplan voraus und schreibt höhere Kapitalvorschriften vor, kann aber das «Too-Big-to-Fail-Problem» auch nicht ganz lösen.
Laut Hildebrand bleibt das «Too-Big-to-Fail-Problem» unter Basel III noch zu stark bestehen. Daher fordert er die G20-Regierungschefs auf, dieses Problem an ihrer Tagung anzugehen. Die von der Schweiz vorgestellten Massnahmen sollten in die internationalen regulatorischen Rahmenbedingungen aufgenommen werden.