Angesichts des Corona-Crashes an den Börsen müssen auch Superreiche, die ihre Investitionen auf Pump getätigt haben, Geld nachschiessen. Dafür zapfen sie eine der illiquidesten Anlageklassen überhaupt an.
Die Geschichte des Gemäldes «Salvator Mundi», angeblich von Leonardo da Vinci gemalt, ist exemplarisch für die astronomische Preisentwicklung am Kunstmarkt in den letzten Jahren. Doch auch weniger bekannte Kunstwerke stellten sich häufig als gute Investments heraus.
Der grösste Börsen-Crash seit der Finanzkrise von 2008 hat allerdings auch viele Wohlhabende erwischt, wie die steigende Zahl von sogenannten Margin Calls der Banken zeigt. Um diesen nachkommen zu können, versuchen offenbar viele Spekulanten ihre Kunstsammlung anzuzapfen.
Doppelt so viele Anfragen
Beim Londoner Kunst-Dienstleister Fine Art Group haben sich die entsprechenden Anfragen in den letzten zwei Wochen verdoppelt, wie deren Chefin für Kunstfinanzierung, Freya Stewart, zur Nachrichtenagentur «Bloomberg» (Artikel bezahlpflichtig) sagte. Die Kunden offerieren Gemälde, ganze Sammlungen oder zum Beispiel auch Diamanten als Sicherheit für ein Darlehen.
Dabei können sie sich allerdings nicht auf die Bewertungen verlassen, die noch vor wenigen Monaten galten. Momentan wird weltweit kaum gekauft, Kunstmessen wurden angesichts der Corona-Pandemie abgesagt.
Chance für Opportunisten
Der Preis der Gemälde ist dementsprechend allein im letzten Monat um bis zu 30 Prozent gefallen, wie «Bloomberg» schreibt. Da auf diese illiquiden Assets die maximale Belehnung zudem lediglich bei etwa 40 Prozent liegt, sehen sich offenbar manche Sammler gezwungen, zu verkaufen.
Diese Engpässe bieten eine Chance für Gallerien: Bei der Fine Art Group meldete sich letzte Woche inmitten der Marktturbulenzen eine Galerie aus London, die schnell Geld brauchte, um eine ganze Sammlung zu kaufen — wohl kaum zu dem Preis, den sich der Vorbesitzer noch vor wenigen Wochen hätte erhoffen können.