Die Zinspolitik der Nationalbank bleibt im Fokus: Die Bankiervereinigung fordert jetzt die Währungshüter auf, den Weg für den Ausstieg aus dem Krisenmodus zu ebnen, weil die negativen Auswirkungen längst grösser sind als die erwünschten Auswirkungen.
Lange hat der Frieden nicht Bestand gehabt. In einer Studie über die Negativzinsen fordert die Schweizerisch Bankiervereinigung (SBV) von der Schweizerischen Nationalbank (SNB) die Abkehr von ihrer Negativzinspolitik, da sie schlicht nicht mehr den wirtschaftlichen Bedingungen angepasst sei.
Banken halten den Druck hoch
Wir erinnern uns: Noch im September kam die SNB den Banken entgegen und reduzierte die Strafzahlungen auf Barbestände – die SNB kassiert momentan etwa 2 Milliarden Franken an Zinsen von den Banken pro Jahr. Mit dieser Senkung hatten die Währungshüter einen Angriff der Banken auf die Zinspolitik elegant pariert.
Die am Donnerstag publizierte Studie der Bankiervereinigung kommt nun zum Schluss, dass die SNB den Ausstieg aus der Negativzinspolitik einleiten sollte: «Die Negativzinsen erfüllen heute ihren wirtschaftspolitischen Zweck nicht mehr», so die SBV.
Frankenstärke als Schlüsselargument
Der vielleicht umstrittenste Punkt in der Analyse der Ökonomen um Martin Hess ist die Aussage zum Franken: «Handelsgewichtet liegt der Frankenkurs im Bereich seines langjährigen Trends und somit nahe des Gleichgewichtskurses».
Die SNB betont in ihren jeweils quartalsweise veröffentlichten Analysen der Gesamtwirtschaft, dass der Franken hoch bewertet ist. Die Frankenstärke bleibt eines der Schlüsselargumente für die SNB, die Leitzinsen im negativen Bereich zu belassen.
Zahlreiche negative Folgen
Die Bankiervereinigung betont im Bericht überdies, dass die Negativzinsen ihre Zweck nicht mehr erfüllen. Abgesehen von der Entwicklung des Frankens, sind auch die Preise stabil und die Wirtschaft hat sich den aktuellen Bedingungen angepasst: «Seit ihrer Einführung vor knapp fünf Jahren hat die Wirkung der Negativzinsen auf die Wechselkurse und die Wirtschaftsentwicklung stark nachgelassen».
Gleichzeitig monieren die Banken seit geraumer Zeit, dass die Negativzinspolitik zahlreiche die Wirtschaft schädigende Folgen zeitigt. Die Zinspolitik hat unter anderem dazu geführt, dass die Preise für Wohneigentum in die Höhe geklettert sind, weil künftige Eigenheimbesitzer Hypotheken zu äusserst günstigen Konditionen erhalten.
Immobilienpreise steigen wegen Billighypotheken
Die Politik der Nationalbank hat aber auch bei Vorsorgeunternehmen zu einem regelrechten «Anlagenotstand» geführt, wie die Studienautoren festhalten.
Statt stabile Renditen mit Obligationen zu erwirtschaften, drängen sie noch verstärkt in den Immobiliensektor und nehmen höhere Risiken mit Aktien in Kauf. Mit dem gleichen Problem kämpfen selbstverständlich auch die Banken in der Schweiz.
Notmassnahme als Dauerzustand
Negativzinsen sollten eine Notmassnahme sein – und bleiben, schreibt die Bankiervereinigung. Die Sorgen von Behörden, Finanzinstituten, Vorsorgewerken und Kleinsparern sollten nur dann in Kauf genommen werden, wenn die wirtschaftlichen Risiken negative Zinssätze unabdingbar erforderlich machten. Diese Bedingung ist gemäss SBV nicht mehr gegeben und deshalb sollte der Weg für den Ausstieg aus dem Krisenmodus geebnet werden.