Er hat keinen leichten Job: David Jacob, CEO des Asset Managers GAM. An der Generalversammlung versagten die Aktionäre ihm und dem Verwaltungsrat die Décharge. Gegenüber finews.ch bezieht Jacob Stellung.


David Jacob, bleibt GAM unabhängig?

GAM spürt noch immer die Nachwirkungen der Schliessung der Absolute Return Bond Fonds (ARBF), kein Zweifel. Grundsätzlich ist GAM aber immer noch in einem guten Geschäft tätig. Wir sind zuversichtlich, dass wir die geplanten Kostensenkungen ausführen und GAM wieder zu einem starken aktiven Asset Manager aufbauen können.

Der GAM-Verwaltungsrat hat sich gegenüber strategischen Optionen offen gezeigt. Welche Optionen sind das?

Es ist die Pflicht des Verwaltungsrates, alle strategischen Optionen zu prüfen. Dazu gehört auch, Optionen anzuschauen, die nicht dem Plan des Managements entsprechen. GAM hat sehr schwere Zeiten erlebt, doch meine ich, sowohl von der Konkurrenz als auch von den Kunden zu spüren, dass unsere Kompetenzen immer noch sehr respektiert werden.

Ist es Ihre Priorität, GAM als Ganzes unabhängig zu bewahren oder nur einzelne Geschäftsbereiche?

Meine Priorität ist es, das Geschäft wieder aufzubauen und das Vertrauen von Kunden und Aktionären zurück zu gewinnen.

Haben Sie und der Verwaltungsrat den Rückhalt von Silchester, ihrem langjährigen grössten Aktionär?

Ich kann zu einzelnen Aktionären keine Stellung nehmen. Aber Silchester hat uns immer unterstützt. Wir stehen in einem guten Dialog.

Andere Aktionäre sind weniger zufrieden und haben Ihnen und ihrem Team die Décharge verweigert. 

Uns hat am meisten frustriert, dass wir nicht so transparent kommunizieren konnten, wie wir das gewünscht hätten. Die Gründe dafür sind juristischer Natur. Wir verstehen jene Aktionäre, die uns nicht die Décharge erteilen wollen, bis die ganze ARBF-Angelegenheit vorüber ist.

«Wir haben mehr 'Ja'- als 'Nein'-Stimmen erhalten»

Wir sind jedoch weiterhin davon überzeugt, dass wir unsere Entscheidungen verantwortungsvoll getroffen haben, mit dem Ziel, die Interessen unserer Kunden im Rahmen der vorhandenen juristischen und regulatorischen Einschränkungen zu bewahren.

Es ist in der Schweizer Wirtschaftsgeschichte äusserst selten vorgekommen, dass die Décharge nicht erteilt worden ist.

Es stimmt mich zuversichtlich, dass wir mehr «Ja»- als «Nein»-Stimmen erhalten haben. Das Schweizer System schreibt vor, dass Stimmenthaltungen als «Nein»-Stimmen gezählt werden.

Erwarten Sie, dass das Disziplinarverfahren gegen Tim Haywood mit der Auflösung von ARBF beendet wird?

Das kann ich nicht kommentieren. Aber wir sind hoffnungsvoll, dass wir all dies hinter uns lassen können.


David Jacob ist im vergangenen November zum interimistischen CEO von GAM ernannt worden. Er übernahm den Job von Alex Friedman, der im Zuge der Whistleblower-Affäre um Fondsmanager Tim Haywood den Hut nehmen musste. Der 54-Jährige ist britisch-amerikanischer Doppelbürger und hat eine lange Karriere in der Asset-Management-Branche hinter sich. Unter anderem arbeitete er auch für die UBS, Merrill Lynch und J.P. Morgan.