Die Schweiz hat deutlich weniger Probleme mit Korruption in staatlichen Stellen als andere Länder. Ausgerechnet die Banken bieten allerdings Anlass zu Kritik, wie der neue Korruptionsindex zeigt.
85 von 100 Punkten im Corruption Perceptions Index (CPI) 2018, auf dem dritten Rang mit Finnland, Schweden und Singapur zusammen: Das Resultat der Schweiz, welche nur hinter Dänemark (88) und Neuseeland (87) zurückblieb, hat sich in den letzten Jahren kaum verändert. Am anderen Ende der Rangliste stehen Südsudan und Syrien mit je 13 und Somalia mit zehn Punkten.
Zum wiederholten Male ist die Schweiz also unter den ersten sechs Ländern des Index. Und doch darf sie sich auf den Lorbeeren nicht ausruhen, findet Martin Hilti, Geschäftsführer von Transparency International Schweiz in einer Medienmitteilung: «Das regelmässig gute Abschneiden der Schweiz im CPI darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch bei uns dringender Handlungsbedarf besteht.»
Die Schweiz verfehle die Antikorruption-Bestwerte deutlich. Hilti: «Zudem weist die Schweiz erhebliche Mängel auf, insbesondere bei der Geldwäscherei-Bekämpfung, dem Schutz von Whistleblowern oder der Korruption in der Privatwirtschaft und im Sport.»
Ausserdem stammten die Daten für den Index 2018 alle aus dem vorherigen Jahr. So seien viele korruptionsrelevante Ereignisse, Transparency International erwähnt da zum Beispiel «umstrittene Auslandreisen von Amtspersonen, Spesenexzesse oder Immunitätsaufhebungen von Politikern, um vermutete Korruptionsdelikte strafrechtlich zu untersuchen», in diesem Jahr gar noch nicht mit eingerechnet.
Hinzu komme, dass vor allem Schweizer Banken sowie andere Finanzintermediäre regelmässig Schlüsselrollen bei grossen Geldwäsche- und Korruptionsprojekten auf der ganzen Welt spielen würden, wie zum Beispiel im Zusammenhang mit 1MBD in Malaysia, Odebrecht und Petrobas in Brasilien oder mit der «Thunfischbond-Affäre» in Mosambik. Über alle diese Themen hat auch finews.ch bereits berichtet.
Demokratie gegen Korruption
Der CPI misst die inländische Wahrnehmung von Korruption im öffentlichen Sektor durch die Angaben und Analysen von Spezialisten aus Wirtschaft und Politik, nicht aber durch Stimmen aus der Bevölkerung. Ausgeklammert wird ebenfalls das Kapitel Geldwäscherei und die gesamte Privatwirtschaft.
Prominente Absteiger des diesjährigen Indexes sind zum Beispiel die USA, die Türkei und Ungarn. Delia Ferreira Rubio, die Vorsitzende von Transparency International, erklärt in der Publikation: «Korruption gedeiht viel eher dort, wo die demokratischen Grundlagen schwach sind und, wie wir in vielen Ländern gesehen haben, wo undemokratische und populistische Politiker sie zu ihrem Vorteil nutzen können.»