Wie soll der verantwortungsbewusste Aktionär an einer GV stimmen? Eine neue Website von zCapital führt durch den Traktandendschungel.
Auf www.generalversammlung.net publiziert die Zuger Vermögensverwalterin zCapital Informationen zu den Generalversammlungen von rund 150 an der SIX kotierten Firmen. Sie gibt zudem Stimmempfehlungen zu den einzelnen Generalversammlungen ab, die auf gründlichen Analysen beruhen und die im Interesse einer guten Corporate Governance sein sollen.
Die Empfehlungen werden in einem wöchentlichen Newsletter interessierten Anlegern zugestellt. Der Zugang zu dieser Webseite und der Newsletter sind kostenlos.
Zu einer aktiven Rolle anregen
Das Portal ist für alle engagierten Aktionäre geschaffen worden, sagt Gregor Greber (Bild), Partner und CEO von zCapital gegenüber finews.ch. «Die Idee des Portals ist, möglichst viele Aktionäre zur Ausübung der eigenen Stimmkraft zu animieren.»
Die Website vereinfacht den Zugang zu relevanten Informationen, zeigt sie doch Termin, Einladung, Statuten und Empfehlung auf einen Blick.
zCapital will mit dem Positionsbezug auch die Transparenz gegenüber den Anteilseignern des eigenen Fonds verbessern.
In der Schweiz sind gemäss zCapital-Schätzungen durchschnittlich nur 43 Prozent der Aktionärsstimmen an einer Generalversammlung anwesend oder lassen ihre Stimmen vertreten. Diese geringe Stimmbeteiligung hat zur Folge, dass ein Investor bereits mit einem Aktienbesitz von knapp über 20 Prozent eine dominierende Rolle übernehmen kann.
Der Aktionär ist nicht hilflos
Gerade die institutionellen Anleger kontrollieren zwischen 55 bis 70 Prozent der Marktkapitalisierung der Schweizer Aktien.
Damit wäre die Stimmkraft der Pensionskassen, Versicherungen und Banken gross genug, um klare Akzente zu Gunsten der Aktionärsdemokratie zu setzen, sagt Greber. «Da der Freefloat bei SMI-Firmen sogar bei 83 Prozent und bei den von uns analysierten Nebenwerten bei 63 Prozent liegt, können engagierte Aktionäre – wie kürzlich im Fall UBS und Temenos – durchwegs etwas bewirken.»
Für die Temenos-GV vom 4. Juni etwa hatte die zCapital empfohlen, die Zuwahl von Andreas Andreades in den Verwaltungsrat abzulehnen. Die Wiederwahl abzulehnen habe nichts mit der sehr guten operativen Führungsqualitäten des CEO zu tun, erklärt Greber: «Die Unabhängigkeit des Verwaltungsrats ist uns wichtig. Dies zu gewährleisten, haben wir die Wiederwahl abgelehnt.»
Beispiel: Swiss Re
Die Position von zCapital wurde auch an den Stimmempfehlungen für die GV der Swiss Re deutlich: Der Fondsmanager hatte den Antrag zur Statutenänderung zwecks Erhöhung des bedingten Kapitals für die Mitarbeiterbeteilung über knapp 11 Millionen neue Aktien sowie den Vergütungsbericht zur Ablehnung empfohlen.
Neu beträgt der maximale Verwässerungseffekt durch das bedingte und genehmigte Kapital bei der Swiss Re nach der erfolgten GV-Abstimmung hohe 98,56 Prozent. Daran stösst sich zCapital – wie auch an der Gesamtvergütung des Verwaltungsrates und der Geschäftsleitung von mehr als 72 Millionen Franken. Über 6,5 Prozent des erzielten Bruttogewinns sind auch in den Augen von zCapital zu viel.
Auch die Pensionskassen sind gefordert
Gemäss einer Studie von Swisscanto nimmt nicht einmal jede zweite Pensionskasse die Stimmrechte wahr. Greber aber glaubt, dass der Anteil deutlich höher liegt. Der Trend sei jedenfalls positiv. Vernachlässigt würden allerdings die Stimmrechte anderer Grossanleger, bedauert Greber.
Wie viele Pensionskassen statutenmässig für eine aktive Aktionärsrolle gerüstet sind, vermag Greber nicht abzuschätzen. Er ist aber überzeugt, dass die grossen ihre Leitlinien für die Haltung an den Aktionärsversammlungen in den Statuten fixiert haben.
Securities Lending als Handicap
Auch bei der passiven Anlagestrategie kann man das Stimmrecht behalten und ausüben, wenn die Aktienbestände nicht der Wertschriftenleihe zugeführt werden. «Allerdings werden nach wie vor sehr viele passive Anlagestrategien oder Produkte, Mandate oder auch ETF, durch das Securities Lending subventioniert», hält Greber gegenüber finews.ch fest.