Als aktivistischer Investor lehrte er Corporate Switzerland das Fürchten. Parallel dazu baute er die bedeutendste Handelsvertretung für Weine aus dem Napa Valley in Europa auf. Sein Restaurant «NapaGrill» auf dem Hürlimann-Areal erweitert er gerade um eine Boutique für die gehaltvollen Tropfen aus Kalifornien. Wir haben den Überzeugungstäter Gregor Greber gleich zweimal getroffen. Im grossen finews.ch-Portrait erzählt er, wie er dem Napa Valley verfallen ist und äussert sich auch über künftige Finanzplatz-Ambitionen.

Mit seinen fünf Metern Durchmesser handelt es sich bei dem eine Tonne schweren, runden Holztisch in der ersten Etage des «NapaGrill» im Hürlimann-Areal höchstwahrscheinlich um die grösste fest installierte gastronomische Tafel in Zürich, wenn nicht in ganz Europa. Und wenn Gregor Greber, der Begründer dieser Location, zu einem Anlass ruft, dann kommen sie, die Freunde der Weine aus dem Napa Valley.

So auch vor einigen Wochen, als Greber wieder einmal verdeutlichte, wer der König der Napa-Weine in Europa ist. Gemeinsam mit Jayson Hu, einem chinesisch-kalifornischen Weinentwickler, lud er zu einer Vertikaldegustation von «Fairest Creature» ein.

Wettbewerb der Winemaker

Die Weine von «Fairest Creature» entstehen in einem freundschaftlichen Wettbewerb zwischen vier der grössten «Winemaker» aus dem Napa Valley. Seit 2018 wählen sie aus einer von Jayson Hu vorgegebenen Auswahl an erstklassigen Napa-Weinen des betreffenden Jahrgangs die Mischung für ihre eigene Cuvée. Das Erstzugriffsrecht auf die Grundzutaten, so viel Aristokratie muss sein, kommt dabei dem im Napa Valley legendären Franzosen Michel Rolland zu.

Rolland wendet sich per Videobotschaft im Grossformat an die rund 30 Napa-Aficionados, die sich an Grebers runder Tafel versammelt haben: «Die anderen drei machen sehr gute Weine, mein ‹Triniceros› aber ist der beste.»

Wagyu und USDA Prime Beef

Und so geht es los: Die Jahrgänge 2018, 2019 und 2021 werden verkostet, begleitet von einem speziell komponierten Menü aus der Küche des «NapaGrill», zu dem als Hauptgang ein Duett aus Miyazake-Wagyu und USDA Prime Beef Ribeye von Bryan Flannery gereicht wird.

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Fünf Meter Durchmesser, eine Tonne Gewicht: Tafel im Obergeschoss des «NapaGrill». (Bild: zVg)

Die Weine von «Fairest Creature», die an diesem Abend kredenzt werden, tragen Preisschilder zwischen 950 und 7’000 Franken, zweiteres natürlich der «Triniceros».

Sichtbare Freude am Genuss

Mittendrin im fröhlichen Treiben des Abends: Gregor Greber, zentraler Miterfinder von «NapaWine» und «NapaGrill», parallel dazu eine polarisierende Gestalt des Schweizer Finanzplatzes – wir kommen darauf zurück. Der 57-Jährige glänzt in seiner Rolle als Gastgeber. Nach jedem Jahrgang erhebt er sich, um zu fragen, welcher der Weine denn der versammelten Tafelrunde am besten gefallen habe.

Einstimmige Verdikte gibt es dabei nicht. Jeder Gast hat eben seine individuellen Präferenzen. Wohltuend abwesend ist die rechthaberische Fachsimpelei, die professionelle Weindegustationen oftmals begleitet. Stattdessen: sichtbare Freude am Genuss.

Mit wachem Auge

Greber ist ein äusserlich eher unscheinbarer Zeremonienmeister. Nicht besonders grossgewachsen, mit etwas untersetzter Statur und kurzem Bürstenschnitt sowie rundlichem Gesicht. Aber er füllt den Raum mit seiner Persönlichkeit. Regelmässig wandern seine wachen Augen durch die Reihen der Gäste, nehmen die Dynamik auf. Wenn er sich zu einer kurzen Ansprache erhebt, trifft er die richtigen Worte. Es ist ihm sichtlich wohl unter Freunden.

Wer zum ersten Mal in diese Zürcher Welt der Napa-Weine eintaucht, für den hat die ganze Szenerie etwas von König Artus und den Rittern der Tafelrunde.

Lesen Sie in der Fortsetzung, wann es zwischen Gregor Greber und den Napa-Weinen funkte und wie er auf den Finanzplatz blickt.