Ein mangelhaftes Managen von Währungsrisiken sorgt vielfach für Unzufriedenheit bei Privatkunden. Währungsspezialist Felix Adam sagt im Interview mit finews.ch, woran es hapert.
Herr Adam, Sie sagen, Vermögensverwalter wie Kunden vernachlässigen die Chancen und Risiken, die von Währungen ausgehen. Woran sehen Sie das?
Traditionell liegt der Fokus bei der Diskussion der Vermögensallokation und den zu Grunde liegenden Anlageklassen wie Aktien, Obligationen und Alternatives. Der Kunde bestimmt meistens eine Referenzwährung, welche sodann 70 bis 80 Prozent der Anlagen abdeckt. Dies hat zur Folge, dass die Chancen und Risiken bezüglich Währungen zu wenig beachtet oder diskutiert werden und effektiv auch Fehler gemacht werden. Zudem sind viele Produkte zur Währungsabsicherung wenig transparent und teuer. Weil Informationen für die Berater und Kunden nicht einfach zugänglich sind, werden teilweise auch schlicht falsche Produkte oder Anlagen empfohlen.
Was sind Lösungsansätze?
Vermögensverwalter und Privatbanken müssen ihr kundenorientiertes Denken weiter entwickeln. In Bezug auf die Analyse des Kundenportfolios aus Währungssicht sowie auf das Aufzeichnen von verschiedenen Lösungsansätzen. Dies sollte Standard einer Beratungsdienstleistung sein. Das Risiko eines unzufriedenen Kunden und einer Kontosaldierung kann so deutlich gesenkt werden.
Welche Rolle kann ein aktives Währungsmanagement in einem Beratungsmandat spielen?
Sämtliche politischen und volkswirtschaftlichen Parameter beeinflussen die Devisenkurse. Damit sind Währungen wohl eines der komplexesten Anlageinstrumente und entsprechend für viele Kunden nicht einfach zu beurteilen. Dabei sind viele Kunden unternehmerisch tätig und interessieren sich auch deshalb für die Währungsentwicklungen.
«Ein Diskussion auf Augenhöhe führt zu Mehrwert»
Ein Advisory Mandat ermöglicht es den Kundenberatern, ihre Kunden umfassend zu beraten. Das heisst, neben der Vermögensallokation gehört ein aktives Währungsmanagement und eine gezielte Platzierung von Produkten mit regelmässigen Erträgen dazu, begleitet von einer aktiven Risiko- und Ertragsbeurteilung. Zudem führt eine Diskussion auf Augenhöhe mit den Kunden und somit die direkte Adressierung ihrer Interessen und Bedürfnisse zu Mehrwert. Die Unterstützung durch Fachspezialisten ermöglicht einen robusten Beratungsprozess.
Was wollen die Kunden und Anlageberater im Allgemeinen von Ihnen wissen?
Anlageberater wie auch Kunden wollen ein Advisory, das die Flut von Informationen und Möglichkeiten der Anlageklasse Währungen filtert und sie aufbereitet. Lösungsvorschläge sollten persönlich ausgearbeitet werden. Die Anlagelösungen müssen effizient und transparent sein. Kunden suchen den Rat von Spezialisten, weil diese selber täglich mit Währungsrisiken umgehen und demnach Probleme und Schwierigkeiten bei der Allokation verstehen.
Weshalb finden Informationen zu den Devisenmärkten nicht systematisch zu den Kunden?
Währungen waren in den vergangenen Jahren für die Banken hauptsächlich für ihr eigenes Bilanz- und Gegenparteigeschäft relevant. Zudem wurde meist auch Eigenhandel betrieben. Dies heisst, die Devisenspezialisten stehen den nicht handelsorientierten Kunden nicht direkt zur Verfügung – die Governance lässt dies nicht zu. Deshalb schafft ein Devisenspezialist im Advisory Team für Kunden einen Mehrwert. Neutral und unabhängig vom Execution Desk eines Devisenhandels.
Wohin entwickelt das Währungsgeschäft?
Schon heute ist der Währungshandel ein «Click»-Geschäft, dies wird sich in Zukunft noch akzentuieren. Um Kunden nicht an Online-Trader zu verlieren, werden qualitativ hochwertige Informationen für Banken immer wichtiger. Aber auch im Bereich der Robo-Advisor wird die Qualität der Informationen an Relevanz gewinnen. Der Kunde findet immer einen Anbieter, der den «Click» noch günstiger anbietet. Ich bin allerdings davon überzeugt, dass der persönliche Kontakt mit Spezialisten wichtig bleibt.
Felix Adam ist Gründer und CEO von ACT Currency, einer Finanzboutique für Währungshandel.