Eine US-Bank will die Fed in ihr neues Geschäftsmodell einspannen. Doch auch die Zentralbanker in Washington schaudert es beim Gedanken an ein Vollgeld-System.
Die Idee hinter The Narrow Bank USA, kurz TNB, ist simpel: Das Unternehmen will nichts anderes tun, als das Geld seiner Kunden direkt bei der New York Fed in einem sogenannten Master Account zu deponieren. In diesen Bankkonten für Banken halten Finanzinstitute ihre Reserven.
Der Clou dabei ist, dass die Fed den Banken einen Zins von 1.95 Prozent bezahlt. TNB plant, diese Rendite fast vollständig an die eigenen Kunden weiterzugeben. So könnten grosse Unternehmen und institutionelle Anleger auf ihre Cash-Bestände anlegen, ohne sich um die Liquidität im nächsten «Lehman-Moment» sorgen zu müssen.
Schweizer Erfahrungen
Darüber, was eine Verbreitung des Narrow Banking für Auswirkungen haben könnte, hat sich auch die Schweizerische Nationalbank (SNB) ausführlich Gedanken gemacht. In seiner Reinform ist das nämlich nichts anderes als das heuer an der Urne abgeschmetterte Vollgeld, welches ebenfalls zu grösserer Krisenresistenz hätte führen sollen.
Glaubt man wie 76 Prozent der Schweizer Stimmbevölkerung der Nationalbank, hätte das fatale Auswirkungen auf das Finanzssystem. Bankdarlehen würden austrocknen, die Gewinne der Banken wegbrechen.
Bis der Geduldsfaden riss
Eigentlich sollte es nur fünf bis sieben Tage dauern, bei der Zweigstelle der Fed in Manhattan ein Konto zu eröffnen. Die Gründer von TNB liessen sich ein Jahr lang vertrösten, bis ihnen der Geduldsfaden riss und sie Anfang September Klage einreichten. Angeblich soll die Anweisung, der Bank das Konto zu verweigern direkt aus Washington gekommen sein, von Fed-Präsident Jerome Powell.
Eine klare Begründung haben die Entscheidungsträger in Washington für das Ausbleiben der Bewilligung nicht geliefert, schrieb TNB in ihrer Klageschrift. Der Naheliegende Schluss ist jedoch: Die Idee macht den Notenbankern Angst.
Den Zinswettbewerb stärken
TNB will ihre Dienste explizit nur institutionellen Anlegern anbieten. Sie will diesen «höhere Zinsen auf sichere Einlagen liefern, als diese im Moment auf dem Markt erhältlich sind. Das wird den Zinswettbewerb verstärken», sagte Gründer James McAndrews dem Wall Street Journal.
McAndrews, der selbst lange bei der US-Zentralbank gearbeitet hat, will damit kaum das Bankensystem zu Fall bringen. Genau das dürften die Regulatoren in Washington allerdings befürchten.
Gewähren sie TNB ein Konto, wird nur schwer zu argumentieren sein, weshalb nicht jede in einem der Bundesstaaten bewilligte Bank das Recht auf ein Konto bei der Fed haben soll, unabhängig vom Geschäftsmodell. Die Idee der «engen Bank» könnte sich auf diesem Weg schnell für Privatpersonen öffnen, womit ein für traditionelle Banken kaum zu schlagendes Zinsangebot auf den Markt käme.
Es könnte zum Bank-Run kommen
Fangen Privatanleger erst einmal an, auf diesen Zug aufzuspringen, könnten Liquiditätsengpässe bei den Grossbanken entstehen wie bei einem Bank-Run. Dieser Gefahr will sich keine Zentralbank der Welt aussetzen, es ist also davon auszugehen, dass die Fed einen Weg finden oder schaffen wird, um TNB zu verhindern.
Für die amerikanische Nationalbank würde sich aus einem Erfolg des Konzepts ein weiteres Problem ergeben, welches die SNB zumindest vorerst nicht hat. Die Fed müsste die Billiarden der Privatenleger ebenso grosszügig verzinsen, wie aktuell die Master Accounts der Banken.
Geschützt durch Negativzinsen
In der Schweiz mit ihrem Negativzins stellt sich dieses Problem nicht. Trotzdem wären vor den Auswirkungen der potenziell durch TNB ausgelösten Umwälzungen auch Schweizer Banken nicht sicher. Es ist also zu hoffen, dass der Fed ein Mittelweg zwischen der Förderung einer wirklich sicheren Bank und einem gefährlichen Spiel mit finanziellen Streichhölzern gelingt.