Der Mindset ist heute ein anderer. So interessiert die Millennials nicht bloss die kurzfristige Performance, sondern auch die Frage, ob ihr Geld sinnstiftend und verantwortungsvoll investiert wird. Im Übrigen kann auch die jüngere Generation rechnen.
«Das Denken in Generationen gehört eindeutig zur DNA Liechtensteins»
Ökologische und soziale Aspekte und die damit verbundenen Risiken werden in Zukunft mehr eingepreist werden müssen. Längerfristig orientierte Anleger sind sich bewusst, dass die «nicht» nachhaltigen Anlagen finanzielle Risiken bergen und somit auch ökonomisch weniger rentieren werden.
Wieso soll nun jemand bei diesem Thema ausgerechnet zu einer liechtensteinischen Bank gehen?
Das Denken in Generationen – also langfristiges, nachhaltiges Handeln – gehört eindeutig zur DNA von Liechtenstein. Damit unterscheiden sich die Geschäftsmodelle unserer Banken von einem kurzfristig geprägten Banking. Unsere Kundinnen und Kunden schätzen zudem die langjährige Expertise und Erfahrung unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Wealth Management.
«Die Regulierung steht bereits vor der Haustür»
Im Weiteren haben gerade Banken wie die LGT mit ihrem in den letzten Jahren in diesem Bereich aufgebautem Know-how und einem entsprechenden Angebot Liechtenstein internationales Renommee verschafft.
Woher nehmen die Finanzinstitute im Fürstentum Liechtenstein die Expertise für nachhaltiges Investieren?
Liechtenstein verfügt wegen seiner zentralen Lage und der Einbettung in eine starke Bildungslandschaft über den benötigten Zugang zu Experten aus dem gesamten DACH-Raum. Das gilt generell, aber natürlich auch im Nachhaltigkeitsbereich.
Nun ist im Banking die Regulierung nie weit weg: Wie soll nachhaltiges Investieren reguliert werden?
Die Regulierung steht bereits vor der Haustür. Soeben hat die EU-Kommission ihr erstes Regulierungspaket unter dem Aktionsplan für nachhaltiges Wachstum publiziert. Eine gewisse Regulierung ist sicher sinnvoll, um Klarheit zu schaffen und die Finanzindustrie rasch nachhaltiger aufzustellen. Die Zeit drängt.
Wie bei jeder Regulierung halte ich es aber für essenziell, dass sie massvoll ist. Ganz wichtig ist bei diesem Thema, dass keine falschen Anreize gesetzt werden und es bei den Risikoaspekten keine Bevorzugung von nachhaltigen Anlagen gibt.
Was halten Sie konkret von diesem erwähnten Regulierungspaket?
Das gesamte Paket ist recht umfangreich. Es beinhaltet vier Regulierungsvorschläge: Erstens eine einheitliche Taxonomie respektive ein EU-weites Klassifizierungssystem, zweitens Verpflichtungen für Institutionelle Investoren, drittens «low-carbon benchmarks» sowie viertens Anpassungen zur MiFID II zwecks Berücksichtigung nachhaltiger Kriterien bei der Anlageberatung.
«Einzelne liechtensteinische Banken haben einen klaren Wettbewerbsvorteil»
Ganz grundsätzlich halten wir das geschnürte Paket für begrüssenswert: Die einheitliche Taxonomie wird mehr Klarheit und ein gemeinsames Verständnis schaffen, was als nachhaltig gilt. Und mit der MiFID-Anpassung wird das Thema Nachhaltigkeit mehr in den Fokus bei der Anlageberatung gelangen.
Welche Erfahrungen hat Liechtenstein und seine Banken mit nachhaltigem Investieren bisher gemacht?
Sehr positive. Sowohl die Nachfrage als auch das Angebot an nachhaltigen Finanzprodukten hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen und im 2017 gemäss Eurosif in Europa einen neuen Höchststand erreicht.
Zu diesem Wachstum hat vor allem das verstärkte Engagement der institutionellen Investoren beigetragen, die den Einbezug von nachhaltigen Kriterien bei Anlageentscheiden immer mehr verlangen. Einzelne liechtensteinische Banken verfügen seit langem über ein entsprechendes Beratungs- und Produktangebot und haben damit einen klaren Wettbewerbsvorteil.
Simon Tribelhorn ist Geschäftsführer des Liechtensteinischen Bankenverbands (LBV). Nach seinem Studium an der Hochschule St. Gallen war der Jurist sechs Jahre in der Bankbranche tätig, zuletzt vier Jahre als Rechtskonsulent im Bereich Legal/Compliance beim Verband der Raiffeisenbanken in St. Gallen. Seit Februar 2006 ist er für den LBV tätig, zunächst als Jurist, später als stellvertretender Geschäftsführer. Im Januar 2010 wurde er zum Geschäftsführer des wichtigsten Verbands der Finanzbranche in Liechtenstein ernannt.
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