Der 61-jährige Max Cotting denkt noch lange nicht ans Aufhören. Im besten Geschäftsjahr seit der Gründung seiner Firma Aquila hegt er ehrgeizige Wachstumspläne, wie er im Interview mit finews.ch verrät.
Herr Cotting, die Aquila-Gruppe zählt mittlerweile 64 Partnergesellschaften, und Ihre vor gut fünf Jahren gegründete Bank verwahrt 1,4 Milliarden Franken an Kundenvermögen. Wie wollen Sie in der schrumpfenden Schweizer Finanzbranche weiter wachsen?
Wir haben uns das Ziel gesetzt, bis 2025 die Anzahl Partner zu verdoppeln und die sogenannten «Assets under Custody» der Aquila Bank auf mindestens fünf Milliarden Franken zu steigern. Mit der bestehenden Infrastruktur können wir das bewältigen.
Wie wollen Sie das erreichen?
Im Moment reden alle von Plattformen – wir haben eine solche bereits in Betrieb. Mit der Palette an Dienstleistungen, vom Portfolio-Management über administrative Belange und IT Support bis hin zur Compliance bieten wir im Prinzip alles, was eine Partnergesellschaft braucht, um mit unternehmerischer Freiheit tätig zu sein – nicht zuletzt im Hinblick auf regulatorische Veränderungen unter dem Stichwort Fidleg und Finig.
Eine Verdoppelung der angeschlossenen Partner erscheint aber doch ziemlich ambitioniert.
Richtig, aber wir sind auch mit unserem Business Development schon sehr aktiv in der Branche. Wenn sich jemand von einer Bank selbständig macht, prüft er verschiedene Optionen – und da ist die Wahrscheinlichkeit mittlerweile gross, dass er auch bei uns anklopft.
«Wir sind daran, in Liechtenstein Fuss zu fassen»
Jetzt kommt die nächste Phase mit Finig. Das wird die Konsolidierung von kleinen und grösseren Einheiten beschleunigen. Da kommt unsere Plattform zum Zug.
Tatsache ist allerdings auch, dass der Schweizer Markt nicht mehr unendlich wächst. Müssen Sie ins Ausland expandieren?
Grundsätzlich beruht unser Geschäftsmodell auf den regulatorischen Rahmenbedingungen in der Schweiz. Insofern lässt sich unsere Plattform nicht so einfach ins Ausland exportieren. Aber wir sind tatsächlich daran, in Liechtenstein Fuss zu fassen.
Konkret?
Wir haben die Aquila & Co. Liechtenstein gegründet, zusammen mit der David Vogt Holding, einem der grössten Vermögensverwalter im «Ländle». Im Fürstentum wollen wir die Aquila-Plattform für Vermögensverwalter, Treuhänder und Leute ausrollen, die sich selbständig machen wollen. Gleichzeitig wird das unser Passport für die EU sein.
Wie sieht der Fahrplan aus?
Das Personal und der Setup stehen. Wir sind startklar, so dass wir nächstens von Balzers aus «live» gehen werden. Von Aquila wird Katrin Schieler in der Geschäftsleitung vertreten sein. Die David Vogt Holding, die ebenfalls ein Geschäftsleitungsmitglied stellt, wird unsere erste Kundin sein.
Bald ist 2017 schon wieder Vergangenheit. Wie lief das Jahr bisher für Aquila?
Es wird das beste seit der Gründung im Jahr 2000 sein. Wir waren in allen Bereichen profitabel, auch mit der Bank, die seit ihrem zweiten Geschäftsjahr rentiert. Per Ende September erzielten wir einen Reingewinn von 2,78 Millionen Franken und liegen somit 21 Prozent über Budget. Zum Vergleich: Im Gesamtjahr 2016 erreichten wir einen Gewinn von 2,3 Millionen Franken.
Worauf führen Sie diesen Erfolg zurück?
Das Jahr 2017 war für die Branche generell gut. Die erfreuliche Börsenentwicklung verhalf zu höheren Gebühreneinnahmen und steigenden Kundenvermögen. Im Gegensatz zu einer Bank, sind wir aber anders aufgestellt. Wir machen kein Kommerzgeschäft, betreiben keinen Eigenhandel und vergeben auch keine Hypotheken.
«Ich weiss schon Anfang Jahr, wie viel wir in etwa einnehmen werden»
Zwei Drittel unserer Erträge erzielen wir über Franchise-Gebühren von Partnergesellschaften, die auf unserer Plattform sind. Insofern weiss ich schon Anfang Jahr, in etwa wie viel wir einnehmen werden, immer vorausgesetzt, dass nicht etwas Aussergewöhnliches geschieht. Ich habe also eine gute Prognosesicherheit, während Banken stärker von der Entwicklung an den Finanzmärkten abhängig sind.
Müssen neue Partner die Bezeichnung Aquila in ihrem Firmennamen führen, wenn sie sich Ihnen anschliessen?
Nein. Ein neutraler Name ist auch möglich oder eine Kombination, etwa mit dem Zusatz «Member of Aquila». Die Partner sind auch nicht verpflichtet, ihre Kundenvermögen bei uns zu deponieren.
Rund 95 Prozent der Kundenassets unserer Partnergesellschaften liegen bei anderen Instituten. Je einfacher die Prozesse und Abläufe sind, desto eher entscheiden sich unabhängige Vermögensverwalter für uns.
Wie sehen die Besitzverhältnisse bei Aquila aus?
Rund 70 Prozent liegen bei mir, 10 Prozent hält die Zürcher Familie Syz-Abegg, die auch die Privatbank Maerki-Baumann führt, und 7 Prozent besitzt das deutsche Family Office der Schörghuber-Gruppe, die in Deutschland beispielsweise die Arabella/Sheraton-Hotels besitzt oder die Bierbrauerei Paulaner. Die restlichen 13 Prozent halten Partner der Gruppe.
Sie sind jetzt 61 Jahre alt. Denken Sie allmählich ans Aufhören?
Nein. Ich werde übers Pensionsalter hinaus arbeiten. Wir haben eine gesunde Struktur und benötigen auch kein zusätzliches Kapital. Es ist genügend vorhanden.
Die Stellvertretung ist ebenfalls geregelt: Aquila beschäftigt genügend Leute, die einen hervorragenden Job machen – auch ohne mich. Weder ein Verkauf noch ein Börsengang sind geplant. Vielmehr wollen wir eigenständig bleiben. Ich sehe auch häufig, was mit Eignern geschieht, die ihre Firma verkaufen.
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