Eines der meistgelobten Startups schliesst sich mit einem niederländischen Partner zusammen. Der Gründer und CEO verlässt das Unternehmen.
Der Schweizer digitale Versicherungsmakler Knip fusioniert mit Komparu, einer niederländische Technologiefirma. Sie schliessen sich zur Digital Insurance Group (DIG) zusammen, wie die beiden Partner am Donnerstag in einer Mail mitteilten.
Wie auch finews.ch berichtet hat, arbeiteten Knip und Komparu seit Ende 2016 zusammen.
Ohne Dennis Just
Die Konditionen des Zusammenschlusses bleiben geheim. Es hiess lediglich, dass die Partnerschaft mit Knip es Komparu ermögliche, umfassende end-to-end Lösungen für ihre Kunden anzubieten und die geographische Präsenz auszuweiten. Die bereits in Deutschland und der Schweiz tätige Knip will hingegen den gesamten europäischen Markt angehen, dessen Potenzial 1,1 Billionen Euro betragen soll.
Die Reise wird künftig jedoch ohne Knip-Gründer und CEO und Dennis Just (Bild unten) stattfinden. Der smarte Jungunternehmer wird im Zuge der Transaktion das Unternehmen verlassen, wie es hiess. Seine einstige Gründungspartnerin Christina Kehl war bei Knip schon im Frühling 2016 abgegangen.
Holländer am Steuer
Stattdessen übernehmen die Niederländer das Ruder: Der Mitgründer von Komparu, Roeland Werring, wird künftig als Group CTO agieren, während Ruben Troostwijk weiterhin das Amt als CEO von Komparu ausübt, so die Mitteilung. Die neu entstandene DIG wird von Ingo Weber als Group CEO geleitet, der unter anderem als Managing Director von Swiss Re und GE Insurance tätig war.
Die Transaktion wurde von den bestehenden Investoren Orange Growth Capital, Route66, Red Alpine und QED unterstützt und finanziell begleitet. Für die neue Gruppe arbeiten rund 70 Mitarbeitende. Von einem Stellenabbau war nicht die Rede, das neue Team sei ganz im Gegenteil «sehr komplementär».
Der Bundespräsident auf Visite
Einiges deutet darauf hin, dass es sich hier um eine eigentliche Übernahme durch die Holländer handelt – und damit um das Ende eines Kapitels Schweizer Fintech-Historie.
Der Versicherungsbroker galt nachgerade als Leuchtturm der Branche, der erkleckliche Gelder an sich zu ziehen wusste. Im Herbst 2015 erzielte Knip mit 15 Millionen Franken die grösste Finanzierung, die bis dahin ein Schweizer Fintech erhalten hatte. Im Mai 2016 hatte sogar der damalige Bundespräsident Johann Schneider-Ammann Knip mit einer Visite beehrt und sich dort eine Lektion in Fintech erteilen lassen.
Schmaler Grat
Medienberichten zufolge hatte Knip jedoch teils mit etablierten Assekuranz- und Krankenversicherungsunternehmen zu kämpfen; Reibereien gab es auch mit der «analogen» Konkurrenz aus dem Makler-Geschäft.
Wie erfolgreich Knip zuletzt unterwegs war, lässt sich nicht genau belegen. Die Fusion erinnert jedoch daran, dass für Fintechs der Grat zwischen Durchbruch und Scheitern weiterhin reichlich schmal ist.