Nach drei Jahrzehnten stellen die Schweizer Banken ihre Zahlungen auf ein neues System um. Damit erweist sich der Finanzplatz einmal mehr als Musterschüler – das nächste Grossprojekt steht schon vor der Tür.

Die Schweizer Finanzinfrastruktur-Anbieterin SIX hat dieser Tage das neue Zahlungssystem Swiss Interbank Clearing (SIC) erstmals in Betrieb genommen. Das teilte die Gruppe am Montag mit.

Damit kommt es im Schweizer Zahlunsgverkehr zu einer Zeitenwende: Im Auftrag der Schweizerischen Nationalbank (SNB) und des Schweizer Finanzplatzes wurde das SIC-System nach 30 Jahren Laufzeit grundlegend neu entwickelt. Das unter dem Etikett SIC 4 laufende neue System soll es Banken ermöglichen, ihren Zahlungsverkehr in Schweizer Franken noch effizienter abzuwickeln, wie es weiter hiess.

Euro-Transaktionen können über SIC schon seit dem April 2015 abgewickelt werden.

Vollzug bis Ende 2017

SIC erlaubt einerseits die geldseitige Abwicklung von Wertschriftentransaktionen in Sekundenschnelle. Anderseits ist es ein zentrales System der SNB zur Umsetzung ihrer Geldpolitik und damit für die Liquiditätsversorgung des Schweizer Geldmarktes, wie der Mitteilung zu entnehmen war.

Die Einführung des neuen Systems bedingte den Einsatz eines Sonderteams bei der SIX und millionenschwere Investitionen in die IT-Infrastruktur seitens der Schweizer Banken, wie in der Branche zu vernehmen war. Alle Bankinstitute haben gemäss SNB-Weisung den Transfer zum neuen System bis Ende 2017 zu vollziehen.

Europaweite Spitze

Dafür kann sich der Schweizer Finanzplatz nun einmal mehr rühmen, europaweit zu Spitze zu gehören.

Als erstes System seiner Art in Europa basiert SIC nämlich auf dem Meldungsstandard ISO 20022. Dieser Standard verringert die Komplexität und ermöglicht es den Banken, die Schnittstellen zu ihren Kunden mit innovativen Zahlungsfunktionalitäten und modernen, standardisierten Meldungen zu bedienen. Dadurch werden die Interoperabilität etwa mit Mobile Apps sowie Automatisierungsprozesse bis hinein in die Buchhaltung von Unternehmen begünstigt, wie es weiter hiess.

ISO 20022 wird auch vom internationale Zahlungsinformations-Übermittler Swift umgesetzt und damit der dominierende Standard für Zahlungen in Europa werden.

Die grösste Umstellung kommt noch

Für die hiesigen Banken sind die Arbeiten mit der Einführung von SIC nicht abgeschlossen. Parallel zur Umstellung des Interbanken-Zahlungsverkehrs läuft die Umstellung des Zahlungsverkehrs zwischen Banken und Kunden. Diese Umstellung ist wesentlich umfassender und wird von den Banken umgesetzt.

Sie bedingt auch, dass sämtliche Firmen in der Schweiz den Transfer vollziehen. Auch diese Umstellung wurde durch die neue ISO-Norm ausgelöst. Sie soll zwischen 2018 und 2020 erfolgen, wie finews.ch erfahren hat.