Vor einem Jahr musste die Rothschild Bank den ersten Verlust in ihrer Geschichte ausweisen. Die jüngsten Zahlen, die finews.ch vorliegen, deuten auf eine Trendwende hin.
Zwei Jahre lang musste die in Zürich ansässige Rothschild Bank unter dem Strich Geldabflüsse verbuchen, wie auch finews.ch seinerzeit berichtete. In der Geschäftsperiode 2013/2014 hatte das Institut gar einen Verlust zu vergegenwärtigen und verzichtete auf eine Dividende, wie auch finews.ch berichtete.
Das hat sich nun geändert, wie dem Geschäftsbericht (April 2014 bis Ende März 2015) zu entnehmen ist, der finews.ch vorliegt. Die Bank erzielte einen Gewinn von 37,9 Millionen Franken – nach einem Verlust von 9,2 Millionen Franken vor Jahresfrist. Den Aktionären zahlt die Bank, die sich im Besitz der Familie Rothschild befindet, eine Dividende von insgesamt 51 Millionen Franken.
Abflüsse gestoppt
Massiv fällt der Turnaround zwar noch nicht aus, aber er könnte ein Hinweis darauf sein, dass sich die Rothschild Bank im Verlauf der vergangenen zwölf Monate auffangen konnte. So belaufen sich die verwalteten Vermögen nun auf 14,6 Milliarden Franken, was einem kleinen Plus von 2,7 Prozent gegenüber der Vorjahresperiode entspricht.
Das Netto-Neugeld wuchs auf 183 Millionen Franken an, nachdem in den Vorjahren Abflüsse von 274 Millionen Franken respektive 258 Millionen Franken hatten verbucht werden müssen. Die Zürcher Rothschild Bank gehört im Schosse der Rothschild-Gruppe zum Bereich Rothschild Wealth Management & Trust, der seine verwalteten Depots in der Berichtsperiode um 11,4 Prozent auf 24,6 Milliarden Franken erhöhen konnte. Dabei dürfte die Bank nicht zuletzt auch von der Aufwertung des britischen Pfund profitiert haben.
Einigung im US-Steuerstreit
Der Verlust vom Vorjahr resultierte vor allem aus dem Umstand, dass das Institut vergleichsweise hohe Rückstellungen tätigen musste – total rund 26 Millionen Franken –, einerseits für die Abgeltungssteuer in Grossbritannien, andererseits vor allem für die erwartete Busse des amerikanischen Justizministeriums im Zusammenhang mit dem Steuerstreit.
Dieser Tage konnte sich die Bank nun mit den Behörden einigen und zahlt 11,5 Millionen Franken, was leicht unter den Erwartungen der Bank liegt, wie ein Sprecher auf Anfrage von finews.ch erklärte. Die Busse bezieht sich auf US-Kundengelder in der Höhe von insgesamt 1,5 Milliarden Franken.
Neuer Präsident
Die wesentlichen Entwicklungen im abgelaufenen Geschäftsjahr sind einerseits der Rücktritt von Baron Eric de Rothschild (Bild oben) als Verwaltungsratspräsident, der vom früheren Swiss-Life-CEO Bruno Pfister abgelöst wurde, andererseits die Tatsache, dass die Bank ihren Personalbestand um immerhin 24 Stellen auf total 469 ausbaute und sich nun im Onshore-Geschäft auf die Zielmärkte Schweiz, Grossbritannien, Deutschland und Italien konzentriert.
Auf Grund der Fokussierung auf einige wenige Märkte verzeichnet die Bank nach wie vor einen gewissen Abfluss an Kundengeldern aus Regionen, die nicht länger bearbeitet werden. Diese Abgänge sollen aber in der laufenden Berichtsperiode versiegen, wie es weiter heisst. Klassische Offshore-Märkte wie gewisse Staaten in Lateinamerika sowie in Osteuropa und Russland betreut die Bank aber weiterhin.
Schweizer Markt wichtig
In der Schweiz arbeiteten per Ende März des laufenden Jahr insgesamt 365 Personen für das Institut (+11 gegenüber der Vorjahresperiode). Ein weiterer Ausbau sei geplant, war weiter zu erfahren. Inzwischen hat die Rothschild Bank auch ihre Bemühungen intensiviert, Kunden mit Schweizer Domizil anzuwerben – was früher nicht der Fall gewesen war.