Auch 2013 kam es in der Branche zu Abgängen, die für Aufregung, Verwunderung oder Schadenfreude sorgten. finews.ch nennt die schillerndsten Aussteiger.
1. Alfred Strebel
Er gilt als Urgestein in der Schweizer Finanzbranche. Und dass er nach 15 Jahren Firmentreue bei Fidelity im vergangenen Dezember den Bettel hinschmiss, wie finews.ch gemeldet hatte, dürfte viele Leute verwundert haben. Doch offenbar kam es in höheren Chargen bei dem US-Fondshaus zu strategischen Veränderungen, was wiederum zu einem Kompetenz-Hickhack führte, dem sich der Schweizer nicht länger mehr aussetzen wollte.
Strebel, der lange Jahre seiner Berufskarriere bei der Credit Suisse unter der Ägide von Oswald J. Grübel, absolvierte, zählt in der Schweizer Bankbranche zu den am besten vernetzten Akteuren. Vor diesem Hintergrund dürfte es dem 55-jährigen Finanzmann wohl nicht allzu schwer fallen, wieder einen Job zu finden. Know-how bringt er ja mehr als genug mit. Sein Nachfolger bei Fidelity ist der Österreicher Adam Lessing.
2. Joachim Strähle
Plötzlich ging es Schlag auf Schlag. Dass die Situation bei der Basler Bank Sarasin, nach deren Übernahme durch die brasilianische Safra-Gruppe allmählich eskalierte, war bekannt. Daher war es bloss noch eine Frage der Zeit, bis Joachim Strähle das Handtuch werfen würde. Er war immer ein Grossbanken-Mann, der auch Sarasin auf einen solchen Kurs trimmen wollte – allerdings ohne Erfolg.
Dass er mit der Ostschweizer Notenstein Privatbank über einen Wechsel verhandelt habe, was schliesslich zum Eklat in Basel geführt haben soll, mutet etwas abenteuerlich an. Denn immerhin hätte Strähle dies wohl mit der nötigen Diskretion tun können. Anfang Oktober tauchte sein Name wieder auf und zwar als Präsident der neu gegründeten Immobiliengesellschaft JS Real Estate. Gemäss Firmenzweck will die Gesellschaft in in- und ausländische Immobilien investieren.
3. Michael Hobmeier
Jahrelang galt er als der unprätentiöse, stille Schaffer an der operativen Spitze der Valiant-Bankengruppe. Selbst als nach dem massiven Einbruch der Valiant-Aktien mit Jürg Bucher ein neuer Verwaltungsratspräsident ins Amt kam, blieb Michael Hobmeier an Bord und leitete noch die Bilanzpressekonferenz im vergangenen Frühjahr.
Dann aber war Schluss, wie auch finews.ch berichtete. Relativ rasch wurde Hobmeier im April von seinem Posten freigestellt und durch einen Gefolgsmann Buchers ersetzt: Markus Gygax. Dieser arbeitete früher, wie Jürg Bucher, bei der Postfinance. Der eher sensible und bedachte Hobmeier ist bislang nicht wieder aufgetaucht in der Branche. Seinem Naturell entsprechend dürfte er sich genügend Zeit für ein allfälliges Comeback nehmen. Mehr zu den Hintergründen bei Valiant findet sich hier.
4. Martin Gut
Geradezu paradox verlief der Abgang von Martin Gut bei BlackRock. Hatte er im vergangenen Oktober noch stolz die neuen Büroräumlichkeiten an der Zürcher Bahnhofstrasse präsentiert und von ambitiösen Wachstumsplänen geschwärmt, stellte finews.ch Ende November fest, dass der Schweiz-Chef des US-Asset Managers gar nicht mehr an Bord ist.
Über die Gründe seines Ausscheidens hüllt man sich bei BlackRock in Schweigen. Tatsache ist, dass Europa-Chef David «Dave» Blumer einige Positionen in der Schweiz mit ehemaligen Gefolgsleuten aus der Swiss Re besetzte. In der Branche heisst es, Gut habe diese Einwechslungen wenig goutiert und die Konsequenzen gezogen.
5. Rolf Bögli
Definitiv ausgeschieden ist der 50-jährige Rolf Bögli nicht, zumindest aber wird er seine bisherige Stelle als Chef der Top-Privatkunden (Premium Clients) bei der Credit Suisse (CS) und als Verantwortlicher für die unabhängigen Vermögensverwalter nicht wieder antreten. Vielmehr nimmt er auf Grund einer gesundheitlichen Überlastung eine unbefristete Auszeit. Danach will er offenbar wieder bei der CS einsteigen.
Der Berner Bögli galt als einer der Hoffnungsträger im sonst eher angelsächsisch dominierten Management der CS. Zwar wechselte er erst vor einigen Jahren von der UBS zur CS. Doch bald einmal machte er sich einen Namen als unprätentiöser Schaffer, auf den Verlass ist. Ob Bögli tatsächlich wieder bei der CS auftaucht, bleibt abzuwarten.
6. Alain Mudie
Es hat fast schon Tradition, dass bei der Union Bancaire Privée (UBP) Top-Leute aufgebaut werden, die alsbald das Unternehmen wieder verlassen. Das war vor Jahresfrist bei Richard Wohanka der Fall, und im vergangenen November kündigte auch Alan Mudie an, seine Stelle als Chefökonom der Bank aufzugeben.
Der gebürtige Holländer hatte es verstanden, dem Research der UBP ein Profil zu verleihen, wobei er sich auch nicht scheute, Gold; goldrichtig lag er allerdings eher mit seinen Einschätzungen zur konjunkturellen Entwicklung in den USA, die er frühzeitig erkannte und damit den Kunden des Hauses enorme Kursavancen bescherte.
7. Hans Lauber
Zwar soll er bereits vor Längerem darum gebeten haben, von seinen Aufgaben entbunden zu werden, um seiner Familie mehr Zeit widmen zu können, wie einem Communiqué zu entnehmen war. Tatsächlich überraschte der Abgang von Hans Lauber als Chief Investment Officer bei Julius Bär doch, denn der Anlageexperte geniesst in der Branche einen makellosen Ruf.
Für seinen Abgang gibt es wohl nicht nur familiäre Gründe. Vielmehr dürfte es Lauber zusehends mehr Mühe bereitet haben, dass die wichtigsten Private Banker im Hause sich bei den Anlageentscheiden einmischten. Ausserdem stand er mit dem Rücken zur Wand, als CEO Boris Collardi mit der Anstellung von Burkhard Varnholt sozusagen einen «Buddy» (dazu mehr nachfolgend) aus gemeinsamen CS-Tagen an Bord holte.
8. Burkhard Varnholt
Der wohl am wenigsten überraschende Abgang war jener von Burkhard Varnholt bei der Bank J. Safra Sarasin. Auch er soll sich bei der Notenstein Privatbank angedient haben wollen. Bloss, warum musste Strähle (siehe weiter oben) deswegen gehen und konnte Varnholt bleiben?
Tatsache ist: Nachdem sein Mentor, Joachim Strähle, dort in Ungnade gefallen war, blieb es bloss noch eine Frage der Zeit, bis auch der enigmatische Banker den Dienst quittieren würde; seinen Abgang gab das Institut nur en passant bereit, während sie
Varnholt wird 2013 allerdings nicht nur als Aussteiger in Erinnerung bleiben, sondern auch als Einsteiger. Nach der Ankündigung seines Abgangs bei Sarasin dauerte es nur ein paar Wochen, bis der umtriebige und bestens vernetzte Banker ein neues «Heim» wieder fand – und zwar bei der Bank Julius Bär, wo er per Anfang März 2014 Hans Lauber (siehe oben) als Chief Investment Officer ablösen wird.
9. Marco Curti
Auch ein Urgestein in der Branche ist der 60-jährige Marco Curti, der seinen Abgang als Chief Investment Officer bei der Zürcher Kantonalbank (ZKB) per Ende März 2014 vollziehen wird. Offiziell wird er frühzeitig pensioniert.
Curti verlässt das Staatsinstitut nach 22 Jahren. Er war mit dem Umbau der Bank offenbar nicht länger einverstanden. Die ZKB richtet ihr Anlage- und Vermögensverwaltungsgeschäft neu aus. Das geschieht im Rahmen des Restrukturierungsprogramms «Simplex». Dabei wurde entschieden, rund 30 aktiv verwaltete Fonds zu schliessen und stattdessen vermehrt passive Produkte zu lancieren.
Als beliebter Interviewpartner, Kolumnist und Kommentator zu den Entwicklungen in der nach wie vor bewegten Schweizer Finanzbranche dürfte es Curti 2014 sicherlich nicht langweilig werden.
10. John Fraser
Einen gewichtigen Abgang im Top-Management musste in diesem Jahr auch die UBS vermelden. John Fraser, seit 2001 Chairman und CEO Global Asset Management habe sich entschieden, von seiner Funktion als CEO und Mitglied der Konzernleitung zurückzutreten, teilte die Schweizer Grossbank Anfang Dezember mit.
Während einer Übergangsphase will Fraser weiterhin Unterstützung leisten und seine Position als Chairman von Global Asset Management beibehalten. Der Rücktritt als CEO erfolgt per Jahresende.
Ersetzt wird Fraser durch Ulrich Körner: Der bisherige Group Chief Operating Officer (COO) wird neuer CEO Global Asset Management – zusätzlich zu seiner Funktion als CEO Europe, Middle East and Africa (EMEA).
Beim 62-jährigen Fraser steht offenbar ein klarer Rückzug bevor. Die UBS würdigt im Communiqué denn auch seine «langjährige, herausragende Karriere bei UBS und im Finanzbereich, die beim australischen Finanzministerium ihren Anfang nahm und fünf Jahrzehnte umfasst».