Dass Burkhard Varnholt bei Julius Bär anheuert, ist weniger überraschend als die Tatsache, dass Hans Lauber die Bank verlässt. Was ist geschehen?
Der 51-jährige Hans Lauber (Bild) geniesst in der Schweizer Finanzbranche ein hohes Ansehen. Er gilt als begnadeter Investment-Spezialist, der nicht einfach dem Mainstream nacheifert, sondern seine Anlageentscheide sehr bewusst auf wissenschaftliche Erkenntnisse abstützt.
Damit ist er bislang gut gefahren, was wiederum die steile Karriere erklärt, die Lauber bereits in jungen Jahren gemacht hat. Warum also scheidet er nun aus bei Julius Bär? Dass er falsche Anlageentscheide getroffen hätte, ist nicht bekannt.
Der grosse Einfluss der Private Banker
Es dürfte vielmehr ein anderer Grund gewesen sein – die personellen Konstellationen in einer Privatbank: An sich sollte ein Chief Investment Offier (CIO) möglichst unabhängig eine Anlagestrategie entwickeln können. Doch gerade in den Privatbanken ist die Realität eine andere.
Einen wesentlichen Einfluss haben jene Kundenberater, welche die grossen Portfolios betreuen und es sich gleichzeitig auch zumuten, bei der Investment-Strategie mitzureden. Das führt zwangsläufig zu einem Interessenskonflikt, dem sich nicht jeder CIO aussetzen will – vor allem, wenn er es von seinen Kompetenzen und seiner Erfahrung her gar nicht nötig hat. Dies dürfte mit der Grund gewesen sein, dass Lauber an seinem Job zusehends weniger Gefallen fand.
Rund 145 Milliarden Franken verantwortet
Lauber studierte Wirtschaftswissenschaften in Basel und startete seine Bankkarriere 1989 bei der Credit Suisse im Asset Management. Später wechselte er zur UBS und dann zur Coutts Bank (Schweiz), wo er sich als Investment-Stratege langsam, aber stetig einen Ruf aufbaute.
Danach wechselte er zur Winterthur Versicherung, wo er zuletzt als CIO und Mitglied der Konzernleitung ein Anlagevolumen von 145 Milliarden Franken verantwortete. Als die CS-Tochter Winterthur im Jahr 2006 an den französischen Versicherungskonzern Axa verkauft wurde, schied Lauber – nicht ohne eine hübsche Summe für seine Winterthur-Aktien und -Optionen verdient zu haben – aus dem Unternehmen aus.
Unglücklich als Unternehmer
Der finanzielle Zustupf ermöglichte es ihm, 2007 als Mitgründer des unabhängigen Vermögensverwalters Arecon ins Unternehmertum einzusteigen. Das in Zürich beheimatete profitierte unter anderem auch von der Schützenhilfe von Leonhard Fischer. Der frühere Winterthur-CEO nahm Einsitz im Verwaltungsrat der Arecon und über die Firma RHJ International, der er unterdessen vorstand, war er auch am Schweizer Unternehmen beteiligt.
Allerdings kam die Firma Arecon kommerziell nie wirklich auf Touren, so dass Lauber 2011 zu Julius Bär wechselte. An sich war dieser Entscheid richtig, denn in diesem Jahr musste der Vermögensverwalter Arecon tatsächlich seine Selbständigkeit aufgeben, wie auch finews.ch berichtete.
Boris Collardis Freunde
Allerdings wurde Lauber in seinem neuen Job ganz offensichtlich auch nicht glücklich. Die eingangs erwähnte Situation, wonach unterschiedlichste Kreise auf die Investmentstrategie Einfluss zu nehmen versuchten, sowie die Tatsache, dass Julius-Bär-CEO Boris Collardi wiederholt ehemalige Arbeitskollegen aus gemeinsamen Credit-Suisse-Tagen an Bord der Zürcher Privatbank lotste, – wie nun eben auch Burkhard Varnholt – dürfte den auf Unabhängigkeit und Prinzipientreue setzenden Lauber wenig begeistert haben. Ein Mann der Seilschaften war Lauber nie.
Dass er nun mehr Zeit für und mit der Familie verbringen wolle, wie es im Communiqué heisst, ist löblich, aber erfahrungsgemäss nur die halbe Wahrheit. Tatsache ist, dass nun ein versierter Investment-Spezialist auf dem Arbeitsmarkt ist, dem man allerdings kompromisslos seine Unabhängigkeit einräumen muss – an Kompetenz mangelt es ihm ja bekanntlich nicht.