Noch immer wundert sich die Branche, was den abrupten Abgang von CEO Michael «Mike» Hobmeier provoziert haben könnte. finews.ch hat recherchiert.

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Die Meldung schlug am vergangenen Mittwochabend wie eine Bombe ein. «CEO Michael Hobmeier (Bild) verlässt die Valiant Bank» hiess es darin und weiter, dass das «Arbeitsverhältnis in gegenseitigem Einvernehmen», per Ende April 2013 aufgelöst werde.

Es ist klar, dass bei solchen Formulierungen wenig auf Gegenseitigkeit beruht, sondern eher ein tiefes Zerwürfnis zu vermuten ist – in diesem Fall umso mehr, zumal Hobmeier die letzten zehn Jahre die Bank massgeblich geführt und geprägt hatte.

Im März noch den Neuanfang verkörpert

Er war es auch gewesen, der Anfang März zusammen mit dem neuen Verwaltungsratspräsidenten Jürg Bucher den Neuanfang von Valiant an einer Medienkonferenz in Luzern präsentiert hatte.

Zur Erinnerung: Die Valiant-Regioalbanken-Gruppe war vor drei Jahren nach einem überambitionierten Expansionskurs ihres früheren Präsidenten Kurt Streit an der Börse massiv abgestraft worden. Von dieem Kurseinbruch hatte sie sich nie mehr richtig erholt. Zudem hatte Streit im vergangenen Jahr eher unbedarft einen Schulterschluss mit der Berner Kantonalbank angestrebt. Das Scheitern dieser Aktion hatte in der Folge sogar zu seinem vorgezogenen Abgang geführt.

Keine falsche Loyalität

So übernahm Jürg Bucher das Zepter, wie auch finews.ch berichtete, der wiederum Anfang März eine neue Strategie für das Institut präsentiert. Zu jenem Zeitpunkt schien Hobmeier noch fest im Sattel zu sein. Und es wäre auch nicht sein Stil gewesen, Loyalität vorzugaukeln, wenn er schon damals auf dem Absprung gewesen wäre. Hobmeier selber wollte gegenüber finews.ch keine über das Communiqué hinausreichende Stellung nehmen.

Aus seinem engsten Umkreis ist jedoch zu vernehmen, dass er überhaupt keine Pläne hegte, das Unternehmen zu verlassen. Vielmehr hätte er «gerne den Schwung des Neuanfangs mitgenommen», wie es heisst, und sich langfristig verpflichtet. Sein abrupter Abgang überrascht vor diesem Hintergrund umso mehr.

Zu wenig Ausstrahlung

Wie weitere Recherchen von finews.ch ergaben, stimmte die Chemie zwischen Jürg Bucher und Hobmeier nicht. Bucher sah in seinem CEO vor allem einen Vertreter der Ära Streit, der als Bankchef den Neuanfang zu wenig verkörpern konnte. Bei Valiant will man sich offiziell nicht weiter zum Fall äussern. Offenbar besass Hobmeier nach Ansicht der neuen Leute im Verwaltungsrat auch zu wenig Charisma und eine allzu geringe landesweite Ausstrahlung, um Valiant auf die Strasse des Erfolgs zurückzuführen.

Dass man Hobmeier dennoch zur ersten Präsentation in Luzern antreten liess, ist damit zu begründen, dass man ihn und seine Leistung nicht desavouieren wollte. Gleichzeitig ist auch anzunehmen, dass er nach dem Abgang Streits für eine gewisse Zeit intern eine gewisse Kontinuität sichern konnte.

Doch offenbar ist in diesem Monat diese Schonfrist abgelaufen. Es wird sich nun noch weisen müssen, ob die Valiant-Gruppe mit ihrer neuerdings höchst risikoarmen Strategie, bei der sie keine Margenkonzessionen eingehen will, umgekehrt so aber auch auf gewisse Erträge verzichtet, den erwünschten Erfolg haben wird.

Nachfolgeregelung kurz vor dem Abschluss

Taktisch ungeschickt ist der Umstand, dass ein Nachfolger für Hobmeier noch nicht feststeht. Doch offenbar ist man mit mehreren Kandidaten in den finalen Gesprächen, und eine Nominierung dürfte schon in den nächsten Wochen erfolgen.

Bis ein neuer Chef übernimmt, hat der bisherige stellvertretende CEO, Martin Gafner, die Leitung inne – allerdings ist auch er ein Mann von Streits Gnaden. Es ist nicht ausgeschlossen, dass Bucher den neuen CEO anlässlich der Generalversammlung vom 24. Mai 2013 in Luzern bekanntgeben wird.

Vehementer Transformationsprozess

Der Abgang Hobmeiers ist ein weiteres Beispiel dafür, wie vehement nun der Umbau in der Schweizer Finanzbranche vonstatten geht. Dem scheidenden CEO kann man bankfachlich sicherlich nichts vorwerfen, zumal er unter der Ägide von Kurt Streit, ohnehin nur begrenzt frei agieren konnte.

Mit seiner Erfahrung und seinem Know-how dürfte Hobmeier aber zweifelsohne bei anderen Finanzinstituten willkommen sein, die sich ebenfalls in einem Transformationsprozess befinden und auf frisches Blut angewiesen sind.