In letzter Zeit hat sich in der Finanzbranche allerhand ereignet, das klar aufzeigt, dass es weitergeht. Und wie. 

1. Ein starkes Signal von Vontobel

Allmählich gewinnt der CEO der Bank Vontobel, Zeno Staub, an staatsmännischem Format. Anfangs belächelt hat er seine Kritiker inzwischen eines Besseren belehrt und die Zürcher Traditionsbank hübsch auf Vordermann gebracht. Vor allem verdient sie unter der Leitung von Georg Schubiger, auch im Private Banking wieder einiges an Geld und wird so ihrem Image als Vermögensverwaltungsbank endlich gerecht. Fazit: Die Bank Vontobel ist auf gutem Weg, muss aber noch beweisen, dass ihre Struktur als überschaubare «Universalbank» nachhaltig erfolgreich ist.

2. Genf ist nicht unterzukriegen

Wie oft man sich in den letzten paar Jahren anhören müssen, dass sich bei den Genfer Privatbanken das Schwarzgeld bis zur Decke türmt. Scheinbar ist das nun aber doch nicht der Fall. Denn wenn es so wäre, hätten die Genfer Privatbanken ein gröberes Problem oder wären gar nicht mehr im Rennen. Doch das Gegenteil ist der Fall. Bis heute gab es keinen einzigen Skandal, der ein Institut wirklich aus der Balance gebrächt hätte. Offenbar haben es die Genfer Bankiers verstanden, jene Superreichen anzulocken, bei denen das Steuerthema eben kein Thema ist.

3. EFG International überzeugt plötzlich

Lange galt das Geschäftsmodell der Schweizer Privatbank EFG International mit den unabhängig agierenden Kundenberatern als High-Risk-Konzept. Dann aber kam es innerhalb der Bank, die mit Hedge-Fund-Engagements und der Griechenland-Krise arg gebeutelt worden war, (endlich) zu einer tief greifenden Reorganisation – unter der umsichtigen Ägide von CEO John Williamson. Seither gibt es an EFG International immer weniger zu bemängeln. Das Konzept, sofern es zielgerichtet und straff auf wichtige Märkte angewendet wird, überzeugt. Der Beweis: Innert Jahresfrist hat der Kurs der EFG-International-Aktie um mehr als 70 Prozent zugelegt.

4. UBS-Rettung: SNB hat alles Geld zurück

Es war der grösste Sündenfall in der Geschichte des Schweizer Finanzplatzes, als die UBS im Oktober 2008 Staats- respektive Steuergelder beanspruchen musste, um vor einem Kollaps gerettet zu werden. Klar, man kann sich darüber streiten, ob diese Aktion tatsächlich nötig war, oder ob nicht einfach die Aktionäre hätten bluten müssen. Darüber, ob es tatsächlich zu einem «Bank-Run» gekommen wäre, kann auch nur spekuliert werden. Tatsache ist nun aber, dass die Schweizerische Nationalbank (SNB) ihr ganzes Geld zurück hat, das sie seinerzeit dafür einsetzte, um die UBS «zu retten». Wichtig: In keinem anderen Land auf der Welt wurde eine auf Grund der Finanzkrise in Not geratene Bank kompetenter und erfolgreicher gerettet als in der Schweiz.

5. Der sicherste Finanzplatz

Die Jammerer, die am Schweizer Finanzplatz ständig etwas auszusetzen haben, sollten sich die neuste Studie von Standard & Poor's zu Gemüte führen. Darin wird einmal mehr unmissverständlich klar, dass der Schweizer Bankensektor – gemeinsam mit dem kanadischen – der sicherste auf der Welt ist. Der kanadische Bankensektor profitiert von einer besseren Ausgangslage, weil es in Kanada halt weniger grosse und wichtige Banken gibt als in der Schweiz. Doch gerade vor diesem Hintergrund ist der Schweizer Bankensektor nach wie vor der stabilste überhaupt – erstaunlich, dass darüber nicht mehr berichtet wird.

6. Julius Bär als Dritte Kraft

Oft genug zweifelt man Boris Collardis Kompetenzen an. Doch eigentlich macht der Chef der Zürcher Julius-Bär-Gruppe seinen Job erfolgreich. Geradezu überschwänglich reagierte die Börse auf das unlängst publizierte Halbjahresresultat für 2013, das zwar höhere Restrukturierungskosten und auf IRFS-Basis einen rückläufigen Gewinn auswies, doch mittelfristig sehr gute Perspektiven bietet. Konkret: Julius Bär etabliert sich – hinter den beiden Schweizer Grossbanken – als die Dritte Kraft im Schweizer Private Banking und dürfte vor allem in den Märkten im Nahen Osten sowie in Asien beste Voraussetzungen haben, um noch mehr Neugeld zu akquirieren – wie sich bereits zeigt.   

7. Kundengelder sprudeln

Der Trend zu weniger Banken auf dem Schweizer Finanzplatz ist zwar unübersehbar, doch sagt das wenig über dessen Popularität aus. Denn gleichzeitig zeigt sich, dass die Geldhäuser mittlerweile wieder so viel Vermögen in ihren Tresoren horten wie seit fünf Jahren nicht mehr. Per Ende März 2013 verwalteten die Banken hierzulande 4’786 Milliarden Franken – so viel wie zuletzt im August 2008. Innert Jahresfrist entspricht dies einer Zunahme von 527 Milliarden Franken. Wenn nicht alles täuscht, dürften die Schweizer Finanzinstitute bis Ende 2013 sogar den bisherigen Rekordwert vom Oktober 2007 schlagen, als noch 5’420 Milliarden Franken auf den Konten in der Schweiz lagen.

8. Die grosse Konsolidiererin aus Genf

Man hätte es kaum für möglich gehalten, doch ausgerechnet die Genfer Union Bancaire Privée (UBP), die vor einigen Jahren noch im Sog des Skandals um den US-Grossbetrüger Bernard Madoff arg unten durch musste, entpuppt sich nun als grosse Kraft in der Konsolidierung auf dem Schweizer Finanzplatz. Das 1969 von Edgar de Picciotto gegründete Institut schnappte sich bereits 2002 die Genfer Discount Bank & Trust Company und 2011 den Schweizer Ableger der ABN Amro Bank. Im vergangenen Jahr folgten der Kauf der im Hedge-Fund-Geschäft tätigen Nexar Capital Group sowie die Übernahme von Teilen des  Privatkundengeschäfts der spanischen Bank Santander. Erst kürzlich schliesslich wanderte auch noch das internationale Vermögensverwaltungsgeschäft von Lloyds Banking zur UBP.  

9. Bankenjobs – die Trendwende?

Lange ist über den grossen Stellenabbau im Schweizer Bankwesen spekuliert worden. Doch seit Anfang 2013 ist recht eigentlich eine andere Entwicklung zu beobachten: Die Geldhäuser suchen wieder vermehrt Personal, wie auch finews.ch verschiedentlich meldete. Vor allem in den Bereichen Kundenberatung, Compliance sowie in den Rechtsabteilungen braucht es wieder mehr Leute. Wie dem Schweizer JobDirectory-Portal zu entnehmen sind, haben 1'626 Firmen aus der Finnanzwelt aktuell 3'675 offene Stellen online ausgeschrieben.    

10. Hypothekargeschäft im Griff

Bis heute ist die Raiffeisen-Gruppe ein guter Indikator für das Schweizer Hypothekargeschäft: Häufig dafür kritisiert, allzu hohe Risiken in diesem Bereich einzugehen, hat die Regionalbanken-Gruppe ihr Volumenwachstum in den vergangenen paar Jahren deutlich gedrosselt. Dennoch operiert sie erfolgreich, wie die jüngsten Ergebnisse zeigen. Ausserdem gingen die Wertberichtigungen auf dem Kreditportefeuille kontinuierlich zurück. Diese Beobachtung ist auch bei den meisten anderen Schweizer Geldinstituten zu machen: Abschreibungen und Wertberichtigungen verharren auf Tiefstständen. Die Banken haben offensichtlich Lehren aus der Vergangenheit gezogen, wie auch die «Neue Zürcher Zeitung» unlängst in einem gescheiten Kommentar folgerte.