Die so genannten Steueroasen winden sich heraus, alle geben sich jetzt transparent, alle bemühen sich brav um stetig neue Segen der OECD. Alle? Eine Geschichte aus Jersey.
Für die Schweiz ist bekanntlich eine neues Ära angebrochen: Die Zeiten, wo man es allgemein ganz okay fand, Gelder mit unklarer steuerlicher Verortung aufzunehmen, sind vorbei. Und auch andere so genannte Steuerparadiese, ob Singapur oder die Cayman Islands, geben dem Druck der grossen Länder nach und schliessen Schlupflöcher (Spezialfälle wie gewisse US-Bundesstaaten seien hier einmal diskret ausgenommen).
Doch es geht offenbar auch anders. Wie sich einem (wütenden) Eintrag des britischen Steuerspezialisten Richard Murphy respektive dessen Forschungsfirma Tax Research entnehmen lässt, bietet die Kanalinsel Jersey jetzt noch ein neues Diskretionsvehikel. Genauer: Laut einer am 8. Februar 2013 lancierten Gesetzesergänzung soll es ausländischen Unternehmen künftig erlaubt sein, als Direktoren eines Trust in Jersey aktiv und registriert zu werden.
Das heisst: Als Berechtigte eines Trust oder einer Firma auf der Kanalinsel müssen nicht mehr natürliche Personen engagiert werden, sondern eine ausländische Gesellschaft genügt – was, so Murphy, einen weiteren Schleier über dort parkiertes Geld legen dürfte. Denn logischerweise kann diese Gesellschaft ja auch in einer anderen Jurisdiktion mit guter Geheimhaltung angesiedelt sein. «Der Missbrauch von Steuerhäfen hält an, und Jersey bleibt an vorderster Front», so Murphy.