Laut dem CS-Präsidenten bleiben nur Banken mit 100 Milliarden an Depots erfolgreich bleiben. Der SVP-Nationalrat findet die Aussage «dumm».
Urs Rohner, Präsident des Verwaltungsrats der Credit Suisse (CS), startete seinen Vortrag an einer Veranstaltung des Schweizerischen Instituts für Auslandforschung (SIAF) mit dem lateinischen Sprichwort «tempora mutantur, nos et mutamur in illis» («Die Zeiten ändern sich und wir ändern uns in ihnen»).
Vor dem Hintergrund der globalen Finanzkrise begab sich Rohner dann auf einen historischen Exkurs durch die «Banquier-Geschichte». Anhand von sieben Fragen erläuterte er schliesslich, wie ein nachhaltiges Banken- und Finanzsystem in der Schweiz künftig aussehen könnte.
Anpassungsprozess verzögert sich
Es müsse primär darum gehen, die Staaten-Solvenz wiederherzustellen, erklärte der Jurist. In einem zweiten Schritt gelte es, die Strukturbereinigung im Bankensektor zu fördern. Wenn Banken aus Angst vor systemischen Risiken mit immer neuer Liquidität versorgt würden, verlängere dies lediglich den Anpassungsprozess und erhöhe zu guter letzt die Kosten für die Allgemeinheit, so Rohner weiter.
Zudem plädierte der CS-Präsident dafür, das regulatorische Umfeld so zu gestalten, dass die Banken zum einen solide kapitalisiert seien, zum anderen aber in der Lage blieben, ihre Funktion für die Wirtschaft aufrecht zu erhalten.
Abkommen schafft mehr Sicherheit und Transparenz
Auf den hiesigen Finanzplatz bezogen, könne es seinem Urteil zufolge kein Geschäftsmodell sein, «unversteuerte Gelder aktiv anzuziehen oder aktiv oder anzunehmen». Deshalb unterstütze die CS die von der Regierung vertretene Strategie eines Finanzplatzes, der im grenzüberschreitenden Vermögensverwaltungsgeschäft nur noch deklarierte Gelder annehmen wolle.
Unmissverständlich favorisiert Rohner die mit den EU-Ländern angestrebten Abgeltungssteuer-Abkommen. Denn nur diese schafften die Voraussetzung, die Vergangenheitsproblematik zu bereinigen und das Private Banking auf eine neue Basis zu stellen.
SVP-Nationalrat Christoph Mörgeli kontert
Weil versteuerte Vermögen viel mobiler als unversteuerte Gelder seien, müsse mehr getan werden, um sie nicht an die Konkurrenz zu verlieren, so Rohner weiter. Die damit verbundenen Mehrkosten würden auf die Margen drücken und dazu führen, dass nur Vermögensverwaltungsbanken mit betreuten Vermögen von mindestens 100 Milliarden Franken wirtschaftlich erfolgreich bleiben würden, sagte Rohner ganz am Schluss seiner Tour d'Horizon.
Dabei klammerte er allerdings spezielle Boutique-Modelle aus.
SVP-Nationalrat Christoph Mörgeli nutzte diese 100-Milliarden-Aussage und lancierte kurzerhand eine Twitter-Kampagne gegen die CS respektive die Schweizer Grossbanken. Er quittierte auf Twitter: «CS-Chef Urs Rohner arrogant: Banken, die unter 100 Milliarden verwalten, werden sterben. Dumm, falsch und geschäftsschädigend».
Und, einmal in Fahrt auch noch: «Der Aktienkurs der Schweizer Grossbanken ist wieder auf dem Stand von 1992. Inzwischen haben sich Kielholz, Rohner usw. schamlos bedient...»
Hier ist der ganze Vortrag von CS-Präsident Urs Rohner als Podcast zu hören.