Weil Bankern die Kündigung drohe, wenn sie mit ihren Prognosen falsch liegen, würden sie wie Herdentiere agieren, findet Jeremy Grantham. 

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Einer der grössten Einflussfaktoren auf das Verhalten von Bankern sei das Karriererisiko, schreibt Jeremy Grantham, Gründer und Chefstratege beim US-Vermögensverwalter GMO, in einem Brief an seine Investoren. Demnach könnten es sich Banker nicht leisten, mit ihren Prognosen falsch zu liegen.

Denn sonst würden sie ihren Job verlieren und im schlimmsten Fall sogar ihre Karriere riskieren, so der GMO-Chef weiter. Aus diesem Grund schwämmen viele Banker wider besseren Wissens einfach mit dem Strom.

Irrationale Märkte

Die Folge davon sei, dass sie für ihre Kunden nicht immer die bestmöglichen Anlageentscheide treffen würden, so Börsenguru Grantham.

Das Risiko, einen grossen Markttrend zu verpassen, sei ein Risiko, das ein Banker nicht eingehen wolle. Anstelle von Keynes' bekanntem Sprichwort «Märkte können sich länger irrational verhalten, als Investoren solvent bleiben können» gelte heute eher die Abwandlung davon: «Märkte können sich länger irrational verhalten, als Kunden Geduld haben».

Eher in fünf Monaten als in fünf Jahren

Der Herdeneffekt treibe an den Märkten die Preise und führt zu Ineffizienzen. Der kurzfristige Effekt werde jeweils massiv überschätzt. Die Märkte gingen jeweils eher davon aus, der Wert könne bereits in den nächsten fünf Monaten als in fünf Jahren realisiert werden.

So seien die Marktpreise kaum durch die zu Grunde liegenden Fundamentaldaten gerechtfertigt, resümiert Grantham.