Frühlingserwachen bei UBS? Die Grossbank gibt sich unerwartet zuversichtlich gegenüber ihren Privatkunden. Was sind die Argumente?
Die Finanzmärkte würden noch immer einen Pessimismus widerspiegeln, der düsterer sei, als die neuen wirtschaftlichen Realitäten es erwarten liessen, schrieb an diesem Wochenende Andreas Höfert, neu ernannter Leiter der Researchabteilung des UBS Wealth Management, den vermögenden Privatkunden der Schweizer Grossbank. In seinen Aussagen ist ein verhaltener Optimismus herauszulesen.
Er äussert sich auch darin, dass die Strategen der UBS erstmals seit langem wieder zu Aktienkäufen raten. Aktien seien seit ihrem Höhepunkt zwar drastisch gefallen und hätten im letzten Jahrzehnt negative reale Erträge hinnehmen müssen, stellt die UBS fest, empfiehlt nun aber sogar konservativen Anlegern Aktienengagements in Verbindung mit Anleihen vorzunehmen.
Extreme Entwicklungen wahrscheinlich
Der traditionelle Mix aus Nominalanleihen und Aktien habe seinen Reiz, insbesondere in Zeiten, in denen extreme Entwicklungen wahrscheinlich seien, argumentieren die Strategen Kurt Reiman und Walter Edelmann in der neusten Ausgabe des UBS Investor's Guide für Wealth-Management-Kunden.
«Unserer Ansicht nach können selbst ziemlich defensive Anleger ihre risikobereinigten Erträge durch ein Engagement in Unternehmensanleihen verbessern. Investoren mit ausreichend langem Zeithorizont, die weitere Marktschwankungen überstehen können, sollten ein stärkeres Engagement in Aktien prüfen, zumal die Deflation ein extremes Szenario sei, das nicht unserer Basisprognose entspricht», stellen Reiman und Edelmann fest.
Credit Suisse zurückgestuft
Mit Blick auf den Finanzsektor in den Industrieländern gehen die UBS-Strategen allerdings davon aus, dass die Branche stärker reguliert sein wird und ein tieferes Gewinnwachstum als in den letzten zwanzig Jahren aufweisen dürfte – sei es wegen der Marktrealitäten, der geringeren Risikobereitschaft der Anleger oder der regulatorischen Auflagen, da die Aufsichtsbehörden Aktivitäten einschränken werden, die höhere Margen und Wachstum bieten.
Vor diesem Hintergrund hat die UBS auch ihre Empfehlung für die Credit Suisse von Hold/Outperform auf Hold/Marketperform zurückgestuft.
Aggressive Neueinstellungspolitik
Die Credit Suisse sei in Bezug auf Kapital und Qualität defensiver als die europäische Konkurrenz, urteilt UBS-Analyst Daniel König. Die Neupositionierung des Investmentbanking und der Fokus auf Aktivitäten im Asset Management, die höhere Margen versprechen, machten zwar gute Fortschritte. Die Abschreibungen seien zumeist schon getätigt worden, und bei den Kreditversicherungen sei die CS nur geringfügig exponiert. Als eine der weltgrössten Privatbanken werde sie auch dank der aggressiven Neueinstellungspolitik vom positiven längerfristigen Wachstumstrend im Wealth Management profitieren. «Allerdings notiert der Titel auf dem 1,7-fachen des bereinigten Buchwerts», stellt Daniel König fest und sieht somit nur limitiertes Kurspotenzial.
Werbekampagne auf Eis gelegt
Der Wandel bei der UBS hält inzwischen auch medial Einzug. Wie am Wochenende bekannt wurde, hat die Grossbank ihre globale Werbekampagne «You&Us» bereits Mitte März auf Eis gelegt, weil sie Kosten sparen will. Ob die Kampagne zu einem späteren Zeitpunkt weitergeführt wird, ist offen. Auf der Firmenwebsite ist der Slogan «You&Us» jedenfalls immer noch zu lesen.
Mit einer forcierten Anstellungspolitik und den personellen Rochaden im Top-Management, darunter die Neueinstellung des ehemaligen CS-Managers Ulrich Körner, hat die UBS weitere Massnahmen für den dringend notwendigen Neuanfang getroffen.