Weil die Grossbank es allzu genau nahm mit der Lieferung von Kundendaten nach Bern, reicht eine Anwaltskanzlei nun Anzeige  ein. Weitere Klagen können folgen.

Statt die geforderten Informationen zu US-Kunden soll die Credit Suisse auch detailierte Unterlagen zu anderen Kunden geliefert haben, wie die «Neue Zürcher Zeitung»  heute schreibt – darunter auch Nicht-US-Bürgern.

Vor der Lieferung in die USA wollte ein Anwalt zur Überprüfung für einen Klienten noch einmal einen Blick auf die Datei der CS werfen. Auf dem USB-Stick waren jedoch auf tausenden von Seiten detaillierte und nicht zur Unkenntnis veränderte Kontounterlagen von 130 zusätzlichen Kunden der Grossbank aus aller Welt. So sei zum Beispiel von einem Norweger zu lesen, der eine Jacht kaufte, vom Pferdekauf eines Russen oder von einem Deutschen, der sich offenbar vor der Erbschaftssteuer drückte, wie die «NZZ» weiter schreibt.

Wurden Daten gefiltert?

Wie kann so etwas passieren? Anscheinend liegt der Grund in gängigen Unterkonti: Über solche Konti wickeln Kunden ihre Transaktionen über die Kanzlei ab. Im Falle der betroffenen Anwaltskanzlei sendete die CS den gesamten Kundenstamm ungefiltert der Steuerbehörde nach Bern. Auch die ESTV bemerkte den Fauxpax nicht und leitete die Daten ungeniert den beauftragten Anwälten weiter.

Die CS wehrt sich gegen den Vorwurf der Bankgeheimnisverletzung und pocht auf die Vorgaben der Behörde. Bei der Steuerverwaltung sieht man keinen Grund für Kritik und weist mit Blick auf Querverbindungen auf die notwendige Überprüfung von sämtlichen Verbindungen hin. 

Dritte gelangten an Daten

Dass die Steuerbehörde ihrer Aufgabe nachgeht, sei nicht im Zentrum, meint die «NZZ». Heikel ist dabei vor allem, dass nicht nur zu viele Daten nach Bern gelangt sind, sondern auch Drittpersonen die CS-Kundennamen einsehen konnten.

Die betroffene Kanzlei hat wegen Verletzung des Bankgeheimnisses eine Anzeige bei der Finma eingereicht. Ausserdem hat sie bei der Steuerbehörde die Rückgabe der USB-Sticks beantragt und fordert nun, die entsprechenden Daten nicht an die USA zu liefern.