Die «Fürstenbank» profitiert in der Vermögensverwaltung vom freundlichen Umfeld. Gleichwohl sinkt der Konzerngewinn markant. Das liegt am rückläufigen Zinsertrag und dem deutlich gestiegenen Geschäftsaufwand.
Die «Fürstenbank» LGT kann im ersten Halbjahr 2024 nicht an das in ihrer Mitteilung vom Montag als «aussergewöhnlich gut» bezeichnetes Ergebnis der Vorperiode anknüpfen. Der Konzerngewinn (LGT-Gruppe) beläuft sich auf 174,6 Millionen Franken, was einem Minus von 22 Prozent gegenüber dem ersten Semester 2023 entspricht. LGT hatte bereits für das ganze Geschäftsjahr 2023 einen Gewinnrückgang rapportiert.
Auch wenn die Bank mit Hauptsitz in Vaduz auf die Vermögensverwaltung privater und institutioneller Kunden spezialisiert ist (und nicht auf die Vergabe von Hypotheken und anderen Krediten), so machte sich die «Normalisierung» der Zinslandschaft – die Senkung des Leitzinses durch die Schweizerische Nationalbank im März und Juni, nach einem markanten Zinsanstieg im Vorjahr – auch bei ihr negativ bemerkbar. Der Erfolg aus dem Zinsgeschäft reduzierte sich um 30 Prozent auf 192,3 Millionen Franken.
Ansprechendes Kerngeschäft
Besser lief es im Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft. Dort nahm die LGT 852,4 Millionen Franken ein, ein Plus von 15 Prozent. Die Bank führt dies auf «höhere Brokerage-Einnahmen und höhere Investment- und Administrations-Fees» zurück. Um 10 Prozent auf 239,1 Millionen Franken erhöhte sich der Erfolg aus dem Handelsgeschäft und sonstiger Ertrag, dank der (aufgrund der freundlichen Börsenstimmung) regen Kundenaktivität und höheren Vermögensbasis. Auch Zins- und Bewertungseffekte auf dem Bondportfolio hätten sich darin positiv niedergeschlagen, hält LGT fest.
Der Nettoneugeldzufluss wird auf 8 Milliarden Franken beziffert. Er ist nur halb so gross wie in der Vorperiode, wobei dieser Wert durch einen einmaligen Zufluss eines grossen Pensionskassenkunden (von 6,7 Milliarden Franken, wie finews.ch damals berichtete) verzerrt worden war. Neben dem Neugeldzufluss trugen die positive Marktentwicklung und Fremdwährungseffekte (der schwächere Franken) dazu bei, dass die verwalteten Vermögen um 13 Prozent auf 356 Milliarden Franken zulegten.
Aufwand steigt deutlich
Deutlich gestiegen ist allerdings auch der Geschäftsaufwand. Der Personalaufwand nahm 12 Prozent auf 767,2 Millionen Franken zu. Dies sei auf das kontinuierliche Personalwachstum sowohl in der Kundenberatung als auch im Produkte-, Service- und Technologiebereich zurückzuführen, wogegen die Abgrenzungen für langfristige Vergütungskomponenten tiefer ausgefallen seien als in der Vorjahresperiode, heisst es in der Mitteilung. Neu beschäftigt die Bank an ihren 50 Standorten rund um den Globus 5852 Personen, vor einem Jahr waren es noch 5638.
Auch der Sachaufwand nahm mit 11 Prozent auf 224,5 Millionen Franken deutlich zu, was insbesondere höheren IT-Ausgaben für Digitalisierungsprojekte zugeschrieben wird.
Internationaler Wachstumskurs wird fortgesetzt
Die Bilanzsumme der Bank im Besitz des Fürstenhauses nahm leicht zu und erreicht nun fast 60 Milliarden Franken. Die harte Kernkapitalquote (CET-1) reduzierte sich von 19,9 auf 19 Prozent.
Im Ausblick macht die LGT klar, dass sie ihren schon länger eingeschlagenen internationalen Wachstumskurs beibehalten will, bleibt aber inhaltlich unverbindlich. Der jüngst vorangetriebene Ausbau in Deutschland mit den vier Standorten Hamburg, Frankfurt, Köln und Düsseldorf liefere «positive Impulse». In Grossbritannien habe man mit der laufenden Integration des britischen Wealth-Management-Geschäfts von abrdn (der ungewöhnliche Name des Fondshauses liefert bis heute Gesprächsstoff, wie finews.ch vernahm) – dessen Beitrag seit September 2023 in den LGT-Zahlen enthalten ist – die Präsenz nochmals erweitert und sei in einer guten Ausgangslage, um das Geschäft auch in Wachstumszentren ausserhalb Londons auszubauen. Auch in Australien sowie in Asien entwickle sich LGT «sehr erfreulich».
Die einzig etwas konkretere Botschaft im Ausblick dürfte den Eigentümer, das Fürstenhaus, erfreuen: «Die LGT sieht sich gut positioniert, um weiteres Wachstum zu erzielen und mit der über die vergangenen Jahre substanziell erhöhten Vermögensbasis, bei selektiven weiteren Investitionen insbesondere im Bereich der Digitalisierung, die Profitabilität zu stärken.» Die Bank aus Liechtenstein muss nun zeigen, dass sie dieses Versprechen auch bald erfüllen kann.