Sowohl operativ als auch mit der Integration der Credit Suisse hat die UBS bis jetzt alles richtig gemacht. Doch nun könnte sich einiges ändern, wie eine Analyse von finews.ch zeigt.

Es ist richtig, die UBS an ihrem Aktienkurs zu messen. Vergangene Woche legte er nach der Bekanntgabe der überraschend guten Zahlen für das erste Quartal 2024 zeitweilig um fast zehn Prozent zu, und bereits im vergangenen Jahr konnte die grösste Schweizer Bank aufgrund der höchst effizienten Integration der Credit Suisse (CS) ihren Unternehmenswert massiv steigern.

Damit hat sie ihre zwei wichtigsten Aufgaben bislang erfüllt: sich als «neue» UBS zu bewähren und ihre Geschäftstätigkeit erfolgreich fortzuführen. Jüngste Äusserungen, sowohl von UBS-Chef Sergio Ermotti als auch von Finanzministerin Karin Keller-Sutter, aber auch von Finanzanalysten und Mitarbeitenden, deuten nun jedoch darauf hin, dass andere Zeiten aufziehen könnten, so dass damit auch die langwährenden Flitterwochen der UBS und CS zu einem Ende kämen.

Ermottis Unmut

Es sind verschiedene Faktoren, die diesen Eindruck untermauern: Wie andere Banken hat die UBS in jüngster Zeit von den steigenden Zinsen profitiert, was ihr ansehnliche Mehrerträge bescherte, wie auch finews.ch berichtete. Doch aufgrund der jüngsten Zinssenkungen (der Schweizerischen Nationalbank im vergangenen März) dürften diese Einnahmen nun wieder verhaltener ausfallen, so dass sich die anhaltenden Integrationskosten für die CS nicht mehr so leicht «absorbieren» lassen.

Gleichzeitig ist es immer noch offen, wie hoch die vom Bundesrat geforderte Kapitalunterlegung für die grösste Bank der Schweiz sein wird. Dass angesichts dieser Ungewissheit Ermotti einen gewissen Unmut bekundet, ist verständlich – auch vor dem Hintergrund der volkswirtschaftlichen Bedeutung der UBS für unser Land.

Wichtige Vorgabe

Doch diese Vorgabe ist äusserst wichtig. Denn sie entscheidet darüber, wie agil sich die UBS im Vergleich zur internationalen Konkurrenz bewegen kann – was wiederum entscheidend für die Kursentwicklung der UBS-Aktie ist. Bisher gingen die Börsianer davon aus, dass die Schweizer Politikerinnen und Politiker bei der Behebung von Mängeln und Schwächen in der Regulierung und Aufsicht vorwärts machen würden.

Doch diese Annahme zerstreut sich zusehends. Stattdessen wird darüber diskutiert, ob die CS an fehlendem Eigenkapital zugrunde gegangenen ist, und ob die UBS eine zu grosse Marktmacht entfaltet, notabene, nachdem sie auf Geheiss des Staates überhaupt erst gezwungen worden war, ihre Konkurrentin zu übernehmen.

Firmensitz im Ausland?

Dabei ginge es um etwas Profanes: Als global führende Vermögensverwalterin muss die UBS in Bezug auf Regulierung und Aufsicht in einem international gleichwertigen «Spielfeld» (Level-Playing Field) agieren können, und nicht durch sogenannte «Swiss-Finish-Lösungen» eingeschränkt werden.

Mit anderen Worten: Entweder reformiert die Schweiz ihre regulatorischen und aufsichtsrechtlichen Rahmenbedingungen so, dass sie mit anderen globalen Finanzzentren wie New York, London oder Frankfurt gleichziehen kann, oder die UBS muss ihren Firmensitz ins Ausland verlegen, um mit der Konkurrenz Schritt halten zu können.

Niemand hat auf die UBS gewartet

Das gilt vor allem mit Blick auf die USA, dem nach wie vor grössten Markt für Vermögensverwaltung. Will die UBS dort zu den ganz Grossen wie J.P. Morgan und Morgan Stanley aufschliessen, muss sie wettbewerbsfähig sein und freie Hand haben, um ihre dortige Präsenz weiter auszubauen, entsprechende Finanzprodukte und Dienstleistungen anbieten zu können und so nahe an den reichen Kundinnen und Kunden zu sein, wie dies die erwähnten Mitbewerber bereits sind. Schafft sie das, wird die UBS-Aktie weiter zulegen.

Allerdings gilt es zwei Tatsachen zu bedenken: In den USA hat niemand auf die UBS gewartet, und bislang hat es keine europäische Bank geschafft, in diesem Markt gross herauszukommen. Gleichwohl wäre es ein Versäumnis, dieses Geschäftspotenzial nicht auszuschöpfen – gerade aus Aktionärssicht.