Schon um den Aktienkurs der UBS ranken sich hohe Hoffnungen. Nun greift die Fantasie auf die Dividenden über – dabei könnte der Gewinnkraft der Grossbank schon bald Schranken gesetzt werden.
Ein Mann, ein Wort: anlässlich der Bilanzkonferenz vom vergangenen Februar versprach Sergio Ermotti den Aktionären der UBS nicht nur eine markant höhere Dividende von 0.70 Dollar je Aktie, sondern auch eine schrittweise Erhöhung des Ausschüttungen um jeweils 15 Prozent in den Folgejahren. Ebenfalls stellte der CEO der Grossbank umfangreiche Aktienrückkäufe in Aussicht.
Ermottis Ansage zu den Rückkäufen hat die grösste Schweizer Bank jüngst eingelöst: Wie die Grossbank mitteilte, will sie im Rahmen eines Anfang April lancierten Programms eigene Titel im Wert von bis zu 2 Milliarden Dollar erwerben. In einem ersten Schritt macht die UBS dafür 1 Milliarde Dollar locker. Dies, während das Institut bei sich selber bis ins Jahr 2026 rund 13 Milliarden Dollar einsparen will.
Optimisten haben Hochkonjunktur
Der spendable Umgang mit zukünftigen Gewinnen hat prompt Hoffnungen geweckt. So erwarten Analysten der Zürcher Kantonalbank (ZKB) neuerdings, dass sich die Dividende der kombinierten Grossbank bis 2027 verdoppelt. Bereits im übernächsten Jahr sollen die Ausschüttungen je Titel umgerechnet 1.06 Franken betragen; darüber hinaus rechnen die Experten mit Aktienrückkäufen in der Höhe 2,5 Milliarden Dollar bis 2025, gefolgt von 3 Milliarden Dollar im darauffolgenden Jahr.
Damit liegen die ZKB-Beobachter teils deutlich über dem Konsens der anderen Bankanlysten. In der Folge ergeben sich bei der der Ausschüttungspolitik der UBS Parallelen zu den Fantasien, die sich bereits um den Kurs des Instituts ranken. Die steilste Ansage machte diesbezüglich der schwedische Finanzinvestor Cevian. Dieser prognostizierte bei seinem Einstieg bei der UBS im Dezember 2023, dass der Kurs der kombinierten Grossbank mittelfristig auf 50 Franken klettere. Aktuell handeln die Papiere der Bank zu 28.40 Franken.
Wohl ein Ausnahmejahr
Der Optimismus von Cevian hat mit dafür gesorgt, dass sich das Kursfeuerwerk bei den UBS-Aktien im Jahr 2024 fortsetzte. Mittlerweile notiert der Kurs mehr als 60 Prozent über der Marke vom März 2023, als die Grossbank die vor der Zahlungsunfähigkeit stehende Credit Suisse (CS) notfallmässig kaufen musste. Die Avancen haben aber auch viel «heisses Geld» von Hedgefonds und anderen Profispekulanten angezogen, was die Aktie bereits anfällig auf Korrekturen gemacht hat. So musste nach einer Revision der Gewinnzahlen vergangene Woche der Handel mit den UBS-Namen wegen hoher Volatilität kurzzeitig ausgesetzt werden.
Die Hoffnungen auf üppige Ausschüttungen könnten den Kurs nun in noch luftigere Höhen treiben – und das wäre wohl kaum nachhaltig. Die britische Zeitung «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig) warnte kürzlich mit Blick auf europäische Bankentitel, dass deren Dividenden künftig wohl nicht mehr so umfangreich ausfallen dürften. Tatsächlich erlebte die Branche 2023 ein Ausnahmejahr, in dem sie dank der Zinswende rekordhohe Gewinne einfahren konnte.
Nun werden aber Zinssenkungen prognostiziert, hierzulande hat die Schweizerische Nationalbank (SNB) im vergangenen März bereits damit begonnen.
Vom Bundesrat zurückgestutzt?
Bröckeln aber künftig die Ausschüttungen, wären Enttäuschungen an der Börse wohl vorprogrammiert. Dies auch deshalb, weil die Aussicht auf Dividenden in den vergangenen Jahren zu einem immer wichtigeren Faktor bei einem Aktieninvestments avanciert ist. So zeigt eine Analyse der Basler Privatbank Baumann & Cie Banquiers für den breiten Schweizer Aktienindex SPI, dass dort die Summe der erwarteten Ausschüttungen der gelisteten Unternehmen voraussichtlich auf über 64 Milliarden Franken steigen wird – ein Rekord.
Damit tragen die Dividenden gleich viel zur Gesamtrendite von Schweizer Aktien bei wie die Kursgewinne, stellte das Institut fest.
Doch Gewinne kann nur verteilen, wem dies auch erlaubt ist. Bereits nächste Woche dürfte der Bundesrat ein härteres Regime für den Umgang mit den Schweizer Grossbanken präsentieren – dies als Antwort auf die CS-Krise. Strengere Vorgaben etwa zum Eigenkapital würden das Gewinnpotenzial der «neuen» UBS hemmen. Das wäre Gift sowohl für die Fantasien rund um den Kurs wie auch um die Ausschüttungen des Bankriesen.