finews.ch möchte dem künftigen Präsidenten der UBS den Start in Zürich erleichtern und offeriert einen Crashkurs in Züritüütsch.

Sehr geehrter Herr Weber

Es freut uns, dass Sie sich bald einmal zur Verstärkung der UBS in Zürich niederlassen. Damit Sie sich möglichst bald heimisch fühlen, möchten wir Ihnen nachfolgend einige Tipps mit auf den Weg geben.

Wie Sie bald feststellen werden, sind die Schweizer den Deutschen zwar ähnlich, dies aber nur bis zu einem gewissen Grad. Ihr Kulturkontakt in helvetischen Landen, wird massiv erleichtert, wenn Sie das Buch «Exgüsi - Ein Knigge für Deutsche und Schweizer zur Vermeidung grober Missverständnisse» lesen.

«Exgüsi» können Sie übrigens analog dem englischen «Excuse me» verwenden. Damit machen Sie höflich auf sich aufmerksam.

Sprachakzess

Sinnvollerweise versuchen Sie nicht, Schweizerdeutsche Dialekte zu sprechen, schon das passive Verständnis ist aufwendig genug. Es ist schwierig, aber nicht unmöglich, ein Deutsch-Schweizerdeutscher «bilingue» zu sein, wie Sie am Beispiel des PR-Beraters Klaus J. Stöhlker sehen können.

Wenn Sie nach einer Einarbeitungsphase den ersten Publikumserfolg landen wollen, so empfehlen wir Ihnen aber trotzdem, ab und zu einen kurzen Satz auf Schweizerdeutsch zu sagen. Treffliche Beispiele wären:

«Füüf Millione sind doch gar nöd so schaurig vill»

«Personefreizügigkeit find i guet»

«Nei, mir zügled nöd uf Singapur».

«Ich weiss dänk scho, dass Kielholz kei Motorbootmarke isch!»

«Oschpel? Welle Oschpel!? Ich känn kei Oschpel!!»

Phonetische Hürden

Vermutlich werden Sie mit dem kratzigen «ch» zu kämpfen haben, wie viele Ihrer Landsleute zu Beginn ihrer Schweizer Zeit. Hier empfehlen wir Ihnen den folgenden Übungssatz aus dem Film «Die Schweizermacher» mit unserem Nationalkabarettisten Emil: «Es isch es choge Züüg mit dene cheibe Bölle.» (Es ist verflixt mit diesen blöden Zwiebeln).

Sobald Sie diese Hürde genommen haben, können Sie auch den Namen der prestigereichsten Zeitung korrekt wiedergeben. Das ist nämlich nicht die «Neue Züricher» sondern eben die «Neue Zürcher Zeitung» mit echt kratzigem «ch», bzw. auf Schweizerdeutsch «d'Züriziitig» oder ganz kurz: «d'Änzättzätt».

«U-äälii Muurer»

Falls Sie die Namen der sieben Mitglieder der Schweizer Regierung auswendig kennen, erheischen Sie grossen Respekt, denn die Mehrheit der hiesigen Bevölkerung kennt aus dem Gremium der glorreichen Sieben nur einzelne Exponenten. Eine sprachliche Herausforderung dürfte übrigens unser Verteidigungsminister sein. Herr Maurer heisst nicht Ulrich, nicht Uli sondern eben «U-äälii Muurer». Imitieren Sie einen Gähnlaut und hängen Sie den Suffix «-li», dann «Muhen» Sie einmal und fügen die Silbe «rer» an.

Wir begreifen durchaus, dass der helvetische Hang zum Diminutiv etwas Exotisches an sich hat. Trotzdem oder gerade deswegen sollten Sie sich vor einer Ironisierung dieser Tatsache mindestens ebenso stark hüten, wie dies die Österreicher vor geraumer Zeit am Morgarten hätten tun sollen. Sinnvollerweise sprechen Sie also nie grinsend von «Fränkli» oder «Räppli» (wobei es andererseits langsam an der Zeit sein könnte, von «Euroli» oder «Dollarli» zu sprechen, aber das ist ein anderes Thema).

Die Meisterprüfung

Sicher werden Sie schon bald von einer Zürcher (nicht «Züricher») Zunft zum Sechseläuten eingeladen. Hier bekommen Sie einen Einblick in die Wissenschaft des Diphtongs im gepflegten Zürichdeutsch.

Man sagt nämlich nicht «I wünsche es schööns Sächsilüüte», sondern «I wöische es schööns Sächsilüüte». Aber wir sind getrost, dass Sie im Moment, wo Sie diese sprachliche Flughöhe erreicht haben, bereits wissen, dass man in Zürich «Zouft» und «zöiftig» sagt und nicht «Zunft» und «zünftig».

Und nun sagen wir «Härzlichi Grüess, Herr Wäber».

Ihre finews.ch-Redaktion