Philipp Rickenbacher, der bisherhige Chef der Zürcher Traditionsbank, kann das Signa-Debakel doch nicht aussitzen. Medienberichten zufolge tritt er zurück. Julius Bär macht offenbar auch reinen Tisch beim Engagement gegenüber den Firmen des Investors René Benko.
CEO Philipp Rickenbacher muss die Konsequenzen ziehen aus dem millionenschweren Signa-Engagement von Julius Bär.
Wie mehrere Medien übereinstimmend berichteten, hat der Verwaltungsrat der Zürcher Privatbank Rickenbacher zum Rücktritt aufgefordert; laut der Zeitung «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig) nimmt ausserdem ein Mitglied des Risikoausschusses im Verwaltungsrat den Hut.
Dabei soll es sich offenbar um David Nicol handeln, der das Governance- und Risikokomitee leitete. Es wird erwartet, dass Richard Campbell-Breeden, ein weiterer Verwaltungsrat, zum Vizepräsidenten des Aufsichtsgremiums ernannt wird und Präsident Romeo Lacher unterstützen soll.
Stellvertretender CEO übernimmt
Der langjährige Julius-Bär-Manager und Stellvertreter Rickenbachers, Nic Dreckmann, soll als neuer CEO übernehmen. Die Finanzchefin Evie Kostakis sowie Risikochef Oliver Bartholet dürfen ihre Posten laut dem britischen Blatt behalten.
Julius Bär hat die Berichte vom Mittwoch Abend nicht kommentiert; morgen Donnerstag wird das Zürcher Traditionshaus das Ergebnis des Jahres 2023 veröffentlichen. Dieses steht nun definitiv im Schatten des Signa-Debakels.
Gewinn und Aktienrückkäufe wohl tangiert
Vergangenen November hatte das Institut Kredite im Umfang von insgesamt 606 Millionen Franken gegenüber dem Signa-Firmengeflecht des österreichischen Investors René Benko zugegeben. Dieses ist mittlerweile von Insolvenzen bedroht.
Laut den Medienberichten schreibt Julius Bär das Engagement nun vollständig ab.
Analysten der Zürcher Kantonalbank (ZKB) hatten zuvor mit Rückstellungen im Umfang von 400 Millionen Franken gerechnet. 70 Millionen Franken hat Julius Bär bereits im November zurückgestellt. Die einschneidende Massnahme dürfte den Gewinn des vergangenen Jahres entsprechend belasten und auch ein in Aussicht gestelltes Aktienrückkauf-Programm tangieren.
Doch «Tabula rasa»
Nachdem es lange danach ausgesehen hatte, als wollte die Spitze von Julius Bär das Signa-Problem aussitzen, hat sich der Verwaltungsrat nun für eine «Tabula rasa» entschieden.
Dass offenbar auch ein Mitglied dieses Gremiums gehen muss, ergibt Sinn, müssen doch Kredite von solcher Grösse relativ zum Geschäft bei einer Schweizer Bank bis in den Verwaltungsrat hinauf abgesegnet werden.