Die UBS ist mit der Ansage angetreten, die Schweizer Vermögensverwaltung der Credit Suisse nach Kräften bei der Bank zu halten. Recherchen in der wichtigen Mittelland-Region zeigen indessen: Von den erfahrenen Private Bankern des übernommenen Instituts bleibt kaum jemand übrig.
Es bröckelt bei der Credit Suisse (CS) in Bern. Wie finews.ch erfahren hat, wechseln dort drei erfahrene Kräfte aus dem Private Banking mit Millionärs-Kunden (HNWI) zur Konkurrenz, in diesem Fall zur örtlichen Filiale von Vontobel. «Wir können bestätigen, dass im Frühjahr 2024 ein dreiköpfiges Team von der Credit Suisse zu Vontobel in Bern stossen wird», erklärte ein Sprecher des Zürcher Investmenthauses auf Anfrage.
LGT griff bereits im Mai zu
Damit wird es stiller am Bundesplatz 2, wo die von der UBS übernommene Bank in der Haupstadt residiert, in direkter Nachbarschaft zur Schweizerischen Nationalbank und zum Bundeshaus vis-à-vis. Wie nämlich finews.ch bereits im vergangenen Mai exklusiv berichtete, sprangen damals sechs Mitglieder des Berner HNWI-Teams der CS zur Liechtensteinischen Fürstenbank LGT über. Sie haben bereits im Sommer ihre Arbeit bei der Konkurrenz aufgenommen.
Wie zu vernehmen ist, bliebt damit in Bern von der erfahrenen CS-Kundenfront kaum jemand übrig – und das gilt auch für die gesamte Region Mittelland, die vom Berner Oberland bis ins Solothurnische reicht. So wurde bereits im vergangenen September ruchbar, dass das Private-Banking-Team der CS im Nobel-Skiort Gstaad zur Zürcher Privatbank EFG International wechselt.
Solothurner Kräfte machen sich selbständig
Noch nicht bekannt ist hingegen, dass sich auch die Solothurner HNWI-Kundenberater der CS selbstständig gemacht und mit Ambassador Investment Partner (AIP) eine eigene Vermögensverwaltung-Firma unter dem Dach der Aquila Gruppe gegründet haben.
Die Stellung halten in der Region offenbar noch einige wenige Banker mit superreicher Kundschaft (UHNWI) sowie das kleine Bieler Team der CS. In der Not habe die Regionalleitung, in diesem Fall der für das Private Banking neu zuständige UBS-Banker Jürg Kaufmann, die Kundschaft an Affluent-Banker und «Juniors» übertragen müssen.
Die Summe von eins und eins
Die UBS, die seit vergangenen August mit der Vollintegration der CS auch in der Schweiz begonnen hat, kommentiert grundsätzlich keine personellen Wechsel. Wie aber im Umfeld der grössten Schweizer Bank zu vernehmen ist, sei die Kundenbetreuung vollumfänglich sichergestellt. In Bern sei die Nachfolgeplanung in vollem Gange, und die Stellen würden demnächst besetzt.
Das Team Solothurn ist offenbar bereits seit drei Monaten wieder komplett und durch interne und externen Mitglieder ergänzt worden.
Dennoch kontrastiert die Entwicklung in dem Schweizer Marktgebiet mit dem Bild, das die UBS von der Integration der CS gerne vermittelt: Gerade im Wealth Management Schweiz, dass unter der Oberleitung des von Singapur in die Schweiz zurückgeholten Managers August Hatecke steht, ist man felsenfest überzeugt, das eins und eins im hiesigen Geschäft mit wohlhabenden Privatpersonen zwei ergeben wird.
Ehrgeiziger Fahrplan
Hingegen scheinen nicht alle CS-Bankerinnen und -Banker diese Vision zu teilen, wie sich auch anderswo zeigt. So ist die Zentralschweiz zu einem Hotspot für Wechsel zur Konkurrenz avanciert, und in Graubünden mit dem Private-Banking-Hub St. Moritz ist es ebenfalls zu Abgängen gekommen.
Viel Zeit, sich über den fortgesetzten Aderlass aufzuhalten, bleibt bei der UBS jedoch nicht. Die Grossbank hat sich einem ehrgeizigen Zeitplan für die Integration von CS-Kunden und -Mitarbeitenden verschrieben; dieser sieht vor, dass die Marke Credit Suisse bis 2025 ganz verschwindet. Bis Ende 2024 ist geplant, dass die wichtigsten Einheiten beider Banken unter eine gemeinsame Rechtsstruktur finden.
Affluent-Banker umgeteilt
Ebenfalls im nächsten Jahr sollen die ersten Kunden in den Kernsparten der kombinierten Grossbank auf die Plattform der UBS migrieren.
Wie finews.ch berichtete, sind vergangene Woche vorbereitend sämtliche CS-Kundenberater, die in der Schweiz vermögende «Affluent»-Kunden betreuen, dem Bereich Personal Banking bei der UBS unterstellt worden. Dies im Rahmen einer internen Alinierung, wie damals zu erfahren war. Weitere Schritte hin zum geplanten Kundentransfer dürften folgen.
Die Frage ist, einmal mehr, wie viele bisherige Frontleute bei der CS diesen Weg mitgehen.