Die Privatbank Julius Bär hat endlich einen Käufer für ihre Italien-Tochter Kairos gefunden. Es wird nun keine Schweizer Lösung geben – und der Weg zum Ziel erwies sich bis zuletzt als windungsreich, wie Recherchen zeigen.
Julius Bär verkauft ihre italienische Asset-Management-Tochter Kairos an Anima, wie die Zürcher Privatbank am (gestrigen) Donnerstag Abend mitteilte. Bei der Käuferin handelt es sich um einen der grössten unabhängigen Vermögensverwalter im «Belpaese». Anima ist wie Kairos in Mailand ansässig und dazu an der dortigen Börse kotiert.
Laut der Mitteilung haben sich das Schweizer Mutterhaus und das Kairos-Management, das rund 35 Prozent an der Finanzboutique hält, auf diese Transaktion einigen können. Damit ist ein mehrmonatiges Patt überwunden: Anima will für Kairos und deren noch 4,5 Milliarden Kundenvermögen rund 20 bis 25 Millionen Euro zahlen. Gleichzeitig erklärte sich die Bieterin bereit, alle leitenden Angestellten und Mitgesellschafter von Kairos zu übernehmen.
Zu teuer für Zurich?
Allerdings ist der Preis ist nun deutlich weniger als das, was im Vorfeld als Forderung insbesondere der Kairos-Manager kolportiert wurde. Diese forderten offenbar das Doppelte für das Unternehmen, nämlich 50 Millionen Euro.
Das wiederum war offenbar dem Schweizer Versicherer Zurich zu teuer, der als Käufer von Kairos laut Medienberichten als gesetzt galt und die 4,5 Milliarden Euro verwalteten Vermögen den 16 Milliarden Euro Kundengeldern hätte hinzufügen können, die der Assekuranzkonzern im Jahr 2021 von der Deutschen Bank in Italien übernommen hatte.
Zurich verliess laut Recherchen des Tessiner Schwesterportals finews.ticino den Verhandlungstisch, soll sich aber nicht ganz vom Deal zurückgezogen haben.
Ab 2019 den Verkauf geprüft
Derweil, so macht es den Anschein, stieg bei Julius Bär die Ungeduld. Die Privatbank war in der Ära von Ex-Chef Boris Collardi im Jahr 2013 mit einem Minderheitsanteil bei Kairos eingestiegen. Diesen hatte das Institut schrittweise bis hin zur vollständigen Übernahme im Jahr 2018 ausgebaut. Bereits 2019 soll das Bär-Management aber wieder die Kaufabsichten verschiedener Parteien geprüft haben, darunter von der Konkurrenten Mediobanca und Lombard Odier sowie von Finanzinvestoren wie Hellman & Friedman, JC Flowers, Apax Partners und Centerbridge. Zu einer Transaktion war es allerdings nie gekommen.
Eine weitere ernsthafte Interessentin, die italienische Banca Patrimoni Sella & C. war zuletzt – in diesem Jahr – aus vergleichbaren Verhandlungen ausgestiegen.
Diesen Herbst wollte dann Zurich über einen Kauf entscheiden, wie kolportiert wurde. Doch weil der Schweizer Versicherer offenbar sämtlich Anteile an Kairos übernehmen und zudem einen Preisabschlag forderte, blieb der Deal stecken. Weiteren Recherchen zufolge soll man bei Julius Bär schliesslich gar erwägt haben, die Minderheitsanteile des Kairos-Managements selber zu kaufen und die Firma zu 100 Prozent an die Zurich veräussern. Doch das wäre auch aus rechtlicher Sicht ein heikles Unterfangen gewesen.
Schmerzhaften Schnitt schon gemacht
Überraschend ist es nun mit dem Verkauf an Anima gelungen, den gordischen Knoten doch noch zu durchtrennen, auch wenn beim Preis augenscheinlich grosse Abstriche gemacht werden mussten.
Wie Julius Bär weiter mitteilte, werden die Transaktion keinen wesentlichen Einfluss auf die Gewinn- oder Kapitalkennzahlen der Gruppe zeitigen. Den schmerzhaften Schnitt hat die Privatbank allerdings schon vorweg genommen: Ende 2019 nahm Julius Bär einen Abschreiber von 100 Millionen Euro auf der Kairos-Beteiligung vor.