Für Investmentbanker ist der Schweizer Arbeitsmarkt derzeit ein gutes Pflaster. Entgegen dem weltweiten Trend werden hierzulande Profis gesucht – sogar auf dem Inserateweg.

Die Flaute im Investmentbanking scheint in der Schweiz von einem frischen Luftzug unterbrochen zu werden. Jedenfalls stieg die Zahl der ausgeschriebenen Stellen für Investmentbanker gemäss einer Berechnung der Page Group in der Schweiz zwischen März und April um 5,7 Prozent.

Diese Erhöhung ist umso bemerkenswerter, als die ausgeschriebenen Stellen im Finanzdienstleistungssektor in diesem Zeitraum um 4,9 Prozent zurückgingen. Zudem wird ein Grossteil dieser Stellen gemäss dem Personalberater normalerweise nicht ausgeschrieben, wie es in einer Mitteilung vom Mittwoch heisst.

Halbierte Einnahmen

Ob sich diese Tendenz in den nächsten Monaten verfestigen wird, ist allerdings ungewiss. Das Investmentbanking leidet angesichts einer strafferen Geldpolitik und mehreren Krisenherden.

Bereits im letzten Jahr halbierten sich die Einnahmen und Gebühren der zehn grössten Investmentbanken der Welt, wie finews.ch berichtete.

Fast 100 offene Jobs

Auch insgesamt zeigt sich der Arbeitsmarkt bei den Schweizer Banken robust. Gemäss einer Übersicht des Jobportals Indeed sind bei den zehn grössten Schweizer Banken derzeit beinahe 1'000 Jobs ausgeschrieben. Selbst bei den beiden Grossbanken UBS und CS, deren Zusammenschluss bevorsteht, sind insgesamt 360 Stellen offen, davon 130 bei der CS.

Die Wirren um die Übernahme verunsicherte zahlreiche Mitarbeitende der CS und führte zu Kündigungen. Die CS muss aber ihr Tagesgeschäft eigenständig weiter betreiben, bis die beiden Banken rechtlich und operativ zusammengeschlossen werden, weshalb sie Abgänge zumindest zum Teil ersetzen muss.

Der grosse Hammer kommt noch

Mittelfristig dürfte es bei der zusammengeführten UBS und Credit Suisse allerdings zu einem Stellenabbau kommen. Die Bankleitung der UBS hält sich bisher zwar noch bedeckt.

Beobachter gehen jedoch davon aus, dass aufgrund von Synergien und den angekündigten Einsparungen von Personalkosten im Umfang von 6 Milliarden Franken bis zu 30'000 Stellen weltweit wegfallen könnten, davon rund 10'000 in der Schweiz.

Die beiden Grossbanken zählten Ende Jahr zusammen 123'000 Vollzeit-Mitarbeitende. In der Schweiz stehen dabei 21'000 Angestellte bei der UBS auf der Lohnliste, bei der Credit Suisse rund 16'000.

Kandidatenorientierter Markt

Neben der UBS und der Credit Suisse am meisten Stellen offen hat Raiffeisen. Indeed zählte in der für die Nachrichtenagentur «AWP» durchgeführten Auswertung 140 Jobinserate bei der genossenschaftlich organisierten Bankengruppe. Fast 130 Stellenanzeigen hat daneben die Zürcher Kantonalbank offen, wobei auch Inserate für rund ein Dutzend Praktikumsstellen dazugehören.

Gemäss Indeed hat Julius Bär über 80 Stellen ausgeschrieben, Lombard Odier und Pictet kommen auf je rund 60 und Vontobel auf 40. Bei der Postfinance und der Migros Bank werden vor allem Fachkräfte im IT-Bereich gesucht.

Wechselwillige Arbeitnehmende finden derzeit also einen gesunden Arbeitsmarkt vor, der Perspektiven für geeignete Kandidaten bietet.