In den vergangenen Jahren nagte die Zürcher Privatbank Julius Bär an den Folgen des ungestümen Wachstums der Ära Boris Collardi. Bankpräsident Romeo Lacher sieht das Institut aber ganz und gar nicht in der Defensive.
Während sich in Bundesbern die Parlamentarier ob der Grösse des enstehenden Giganten UBS/CS den Kopf zerbrechen, erkennt Romeo Lacher eben in dieser Eigenschaft eine Tugend für seine Bank.
«Gezielte Akquisitionen»
Anlässlich der Generalversammlung von Julius Bär vom heutigen Donnerstag erklärte der Präsident, bis 2030 könne das Institut «durchaus» ein Volumen von 1’000 Milliarden Franken an Kundenvermögen verwalten – mehr als doppelt so viel wie heute.
Dieses Wachstum, so der ehemalige Credit-Suisse-Banker, sollte die Privatbank sowohl organisch erzielen können wie auch mittels gezielter Akquisitionen. Das würde bedeuten, dass das Institut nach zeitweilig erzwungener Abstinenz von grösseren Transaktionen wieder auf den Übernahmepfad einschwenkt. Tatsächlich müssen sich die «Bären» etwas einfallen lassen, um in der Vermögensverwaltung nicht im Schatten des neuen 5-Billionen-Dollar-Giganten UBS/CS zu verschwinden.
Konstruktive Gespräche mit CS-Bankern
Lacher gab in seiner Rede vor den Aktionären zwar zu bedenken, dass es sich bei den 1’000 Milliarden Franken nicht um ein Ziel mit einer klar definierten Frist handle. Auch sei Grösse nicht an und für sich gut. Doch sie gehe eben einher mit positiven Skaleneffekten, einem wichtigen Treiber auf dem Weg der Traditionsbank zum profitablen Wachstum.
Anders als viele andere Akteure am Schweizer Bankenplatz, die sich im Zuge der Rettung der Credit Suisse (CS) auffällig unauffällig verhalten haben, sucht die Führung von Julius Bär gezielt das Rampenlicht. So erklärte CEO Philipp Rickenbacher unlängst, das Institut führe «konstruktive Gespräche» mit Mitarbeitern der CS, die ihre Bank nach der Übernahme durch die UBS verlassen wollen.
Das Votum des Präsidenten unterstreicht nun, dass sich die Privatbank keinesfalls mit einer Statistenrolle im Wealth Management begnügen will.
Interne Talentsuche
Beim Ausbau des Frontpersonals will sich Lacher jedoch nicht nur auf die externe Rekrutierung von Kundenberaterinnen und -beratern verlassen, wie er weiter ausführte. In Ergänzung dazu werde die Bank zukünftig einen stärkeren Fokus auf die interne Talententwicklung legen. Dies mit dem Ziel, künftig mehr als die Hälfte der wichtigen Positionen in der Kundenbetreuung intern zu besetzen.