Seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie ist in der Schweiz die Anzahl der Bancomaten rückläufig. Doch es gibt gute Gründe, warum Banken noch lange an den Geräten festhalten.
Bancomaten sind die beliebteste Bezugsquelle für Bargeld in der Schweiz – noch. Denn hatte ihre Anzahl zwischen 2005 und 2019 schweizweit stets zugenommen, zeichnet sich seit dem Jahr 2020 nun eine Trendwende ab.
So hat sich die Zahl der Geldautomaten seit dem Februar vor zwei Jahren von 7’240 um fast 10 Prozent, nämlich auf 6’570 im vergangenen August reduziert. Dies beobachtete der «Retailbanking Blog» der Hochschule Luzern (HSLU) unter Verweis auf Daten der Schweizerischen Nationalbank (SNB). Offensichtlich habe hiesige Geldhäuser also Geräte aus dem Verkehr gezogen. Dies, obschon das aus Bankensicht ein delikates Manöver ist.
Wird die Anzahl Bancomaten ins Verhältnis zur Bevölkerung gesetzt, zeichnet sich der Trend noch deutlicher ab. In Bezug auf die Bancomaten pro Einwohner ist das Bancomaten-Netz der Schweizer Banken wieder auf dem Stand von Juni 2006 angelangt (siehe Grafik unten). Die Schweiz kennt damit eine geringere Dichte an Bancomaten pro Kopf als etwa Deutschland, Österreich oder Italien.
Karte schlägt Cash
(Grafik: HSLU)
Die Ausdünnung des Netzes lässt sich in eine Beziehung zur Beliebtheit von Bargeld an sich setzen. Zahlten Schweizerinnen und Schweizer nach Anzahl Transaktionen wie auch nach deren Gesamtwerk noch 2017 überwiegend mit Cash, sind seit dem Jahr 2020 – und mit dem Ausbruch der Corona-Pandemie – Kartenzahlungen an die erste Stelle gerückt.
Innert kürzester Zeit holte die Schweiz auch im Bereich des kontaktlosen Bezahlens zu Skandinavien auf, das diesbezüglich als Trendsetter gilt.
Bezeichnend ist dabei, dass der Schwund an Bancomaten von den Nutzern nicht so empfunden wird. So ergab die SNB-Zahlungsmittelumfrage aus dem Jahr 2020, dass die Schweizerinnen und Schweizer mit den Möglichkeiten zur Bargeldabhebung zufrieden sind. Dies, obwohl hiesige Banken seither auch Dutzende Filialen geschlossen und damit die Möglichkeit des Bezugs nochmals eingeschränkt haben.
Das Revier markieren
Kosten Sparen, und keiner merkt es: Das klingt auf den ersten Blick bestechend für die Geldhäuser. Laut dem Bericht kostet ein Bancomat einmalig und inklusive Montage etwa 40’000 bis 90’000 Franken. Danach fallen wiederkehrend rund 15’000 bis 40’000 Franken an Unterhalt pro Jahr an. Nehmen die Transaktions-Volumina in Zukunft ab, führt dies aufgrund der hohen Fixkosten zu steigenden operativen Ausgaben pro Transaktion. Das alles spricht künftig für einen steten Abbau des Automaten-Netzes.
Zwei von drei Geräten bräuchte es nicht mehr, fand die Börsenbetreiberin SIX in einer Analyse aus dem Jahr 2021.
Allerdings spielen die Bancomaten als «Marken-Botschafter» für die Institute weiterhin eine entscheidende Rolle. Wo immer sie in Farben der Bank stehen, gilt das Revier als abgesteckt. Entsprechend haben durchaus sinnvolle Projekte zur gemeinsamen Nutzung der Geldautomaten hierzulande einen schweren Stand, wie auch finews.ch berichtete. Dieselben Überlegungen dürften nun auch dazu führen, dass die Bancomaten nicht so schnell aus unserem Alltag verschwinden.