Der Abbau von Geldautomaten wie unlängst bei Postfinance, erregt die Gemüter. Doch für die Geldhäuser werden die Bancomaten mehr und mehr zum Kostenproblem – Lösungen wie jene der Börsenbetreiberin SIX haben es dennoch schwer.

«Nur Bares ist Wahres» lautet ein gängiges Bonmot. Doch seit 2015 sind die Bargeld-Bezüge in der Schweiz laut der Schweizerischen Notenbank (SNB) um rund 31 Prozent zurückgegangen. Während des Corona-Shutdown brachen die Werte massnahmenbedingt nochmals drastisch ein und erholten sich selbst nach den Öffnungsschritten nicht wieder.

Für die Banken ergibt sich dadurch ein strukturelles Problem: Durch die sinkenden Bezüge können die Geldhäuser kaum noch einen effizienten Betrieb ihrer Geldautomaten sicherstellen, da die Kosten pro Bargeld-Transaktionen ständig steigen. Das Gros der Geldautomaten erledigt ohnehin nur rund 30'000 Transaktionen pro Jahr, obwohl sie locker 120'000 Transaktionen jährlich ausführen könnten.

Viele Wege führen nach Rom

Was sollen die Geldhäuser daher tun? Einerseits können sie verstärkt auf bargeldlose Zahlungsmöglichkeiten, wie Debitkarten oder Smartphone-Lösungen, setzen. Kunden können auch über Bank-Kooperationen mit dem Detailhandel an Bargeld gelangen und die Geldhäuser können die Anzahl ihrer Geldautomaten reduzieren, wie etwa Postfinance unlängst gegenüber finews.ch erklärte.

Andererseits könnten die Banken eine gemeinsame Optimierung der Standorte für Geldautomaten vornehmen. Dies wird besonders durch eine neue Untersuchung deutlich, welche die Börsenbetreiberin SIX in Zusammenarbeit mit der Analysefirma Senozon durchgeführt hat.

Die Analyse ging der Frage nach, wie die Kosten für Finanzinstitute gesenkt und dennoch die Bargeldversorgung sichergestellt beziehungsweise sogar verbessert werden könnte. Wie viele Bancomaten-Standorte von den derzeit 6'000 Geldautomaten wären also noch minimal notwendig, so die Fragestellung – und wo befänden sich diese, falls eine maximale Erreichbarkeit für die Schweizer Bevölkerung sichergestellt sein soll.

Einsparvolumen 100 Millionen Franken

Die Antwort zur optimalen Bancomat-Infrastruktur für die Schweiz unter Berücksichtigung von soziodemographischen und Mobilitätsfaktoren ist verblüffend. Bei einer Idealverteilung würden schweizweit 2’161 Bancomaten an 1’159 Standorten genügen, um die Nachfrage nach Bargeldtransaktionen an Bancomaten im ganzen Land bedienen zu können.

Der Arbeits-Durchschnitt pro Geldautomat läge dann bei rund 80’000 Transaktionen pro Jahr, was bereits eine deutliche Verbesserung der Effizienz bringen würde.

Beim gemeinsamen Handeln der Finanzinstitute könnten sie künftig demnach mit rund zwei Drittel weniger Bancomaten als heute das Bedürfnis der Bevölkerung nach Bargeld bedienen und gleichzeitig den Bargeldzugang für die Schweizer Bevölkerung in der Fläche sogar verbessern, schlägt die SIX-Studie vor. Gemäss der neuen Verteilung würden an hochfrequentierten Standorten mehr Bancomaten platziert und in wenigerfrequentierten Gebieten einige Bancomaten reduziert.

Daraus ergibt sich ein Sparpotenzial von dauerhaft knapp über 100 Millionen Franken pro Jahr, da je Gerät geschätzte Betriebskosten von 30’000 Franken pro Jahr anfallen.

Branding als Hinderungsgrund

SIX steht nun laut einem Mediensprecher mit Finanzinstituten in Kontakt, um die Optimierungsmöglichkeiten zu eruieren. Die Börsenbetreiberin sehe aber Synergiepotential, bei der Ausgestaltung des Geldautomaten-Systems in der Schweiz. «Es gibt aus ganzheitlicher Sicht Optimierungspotential in der Bancomatenlandschaft», erklärte die SIX weiter.

Allerdings seien nicht alle Banken gleich stark vom Transaktionsrückgang an den eigenen Bancomaten betroffen, hiess es einschränkend.

Die Umgestaltung bei den Geldautomaten dürfte allerdings ohnehin nicht so einfach zu bewerkstelligen sein, denn wie finews.ch neulich darlegte, spielt für die Banken das Branding gerade bei Geldautomaten eine grosse Rolle. Eine Art «white-labeling», mit dem verschiedene Kreditinstitute die Geldautomaten gemeinsam betreiben könnten, stösst in der Finanzbranche deswegen auf wenig Gegenliebe.