Ende Woche wird die Credit Suisse den ersten von vier geschlossenen Greensill-Fonds vollständig liquidieren, wie finews.ch erfahren hat. Die Anleger erhalten ihre Vermögen zurück – dies allerdings mit einem besonderen Dreh.
Der kommende Freitag markiert eine Meilenstein auf dem langen Weg der Credit Suisse (CS) zur Rückzahlung der mehr als 10 Milliarden Dollar an Fondsvermögen, welche die Bank im März 2021 in ihren Greensill-Fonds blockieren musste. Wie nämlich aus einem Schreiben an Investoren vom Mittwoch hervorgeht, überweist die CS auf diesen Termin hin die letzten liquidierten Gelder aus dem Credit Suisse Supply Chain Finance Fund Investment Grade Fonds (Liechtenstein).
Es handelt sich damit um eine Tranche von 31,3 Millionen Dollar; damit sind seit der forcierten Schliessung des Liechtenstein-Fonds 667 Millionen Dollar an die Anleger zurückgeflossen. Das entspricht laut der Grossbank 99,7 Prozent des inneren Werts (NAV) des Fonds vom März letzten Jahres. Die Differenz ergibt sich aus den Kosten, welche die Bank für die Abwicklung berechnet.
Luxemburger Fonds soll bald folgen
Dennoch betrachtet die CS die Investoren des Liechtensteiner Produkts als «fully recoverded», also als vollumfänglich entschädigt. Dazu ist ein spezieller Kniff notwendig gewesen.
Ebenfalls stellt die CS in Aussicht, bis zum Jahresende auch den zweiten Investment-Grade-Fonds mit Domizil in Luxemburg ganz zu liquidieren. Es handelt sich dabei um den Credit Suisse Nova (Lux) Supply Chain Finance Investment Grade Fonds.
Die beiden Investment-Grade-Fonds sind allerdings nur zwei kleinere von insgesamt vier Greensill-Fonds; die so genannten «Fokus-Bereiche» mit Krediten von säumigen Schuldnern befinden sich schwergewichtig in den beiden grösseren Vehikeln. Hier steht die CS in zähen Verhandlungen mit Versicherern und hat in Zusammenhang mit der Schuldnerin Katerra sogar den Rechtsweg beschritten, um Gelder für die Fonds flüssig zu machen.
Auf Jahre hinaus verzögert
Allerdings halten sich die Fortschritte seit Monaten in engen Grenzen. Im vergangenen April hatte die Grossbank bekannt gegeben, dass sich die Rückzahlung der gesamten Fondsvermögen über mehr als fünf Jahren hinziehen könnte. Dies hat seither einzelne Fondskunden dazu gebracht, die CS auf Schadenersatz zu verklagen.
Hingegen hat sich das Geldhaus im September vergangenen Jahres dazu entschieden, den Kunden ein so genanntes «Fee waiver program» vorzuschlagen. Jenen Kunden, welche diesem Abkommen zugestimmt haben, wird bis zur Liquidierung der jeweiligen Greensill-Fonds ein Grossteil der Bankgebühren erlassen – dies natürlich nur, wenn sie noch mit der CS geschäften. Die Kunden akzeptieren derweil, dass die Bank die Kosten für die Abwicklung dem Fondsvermögen in Rechnung stellt.
Rettender Kniff
Wie die Bank im Bericht des abgelaufenen dritten Quartals festhielt, entstanden ihr durch das Programm Kosten von 18 Millionen Franken, die vor allem der Sparte Wealth Management belastet wurden. Das ist ein weiterer Hinweis dafür, dass die CS ihre Greensill-Fonds in grossem Stil an eigene Privatbank-Kunden verkauft hatte.
Anleger des Liechtenstein-Fonds, die den Waiver unterschrieben haben, werden durch den Gebührenerlass den Abschlag zum ursprünglichen Vermögen wettmachen, wird nun seitens der CS beteuert. Dies ist also der rettende Kniff. Wer sich jedoch dem Programm verweigerte, zieht mit einer Differenz von dannen – was Stoff für neue Konflikte bergen könnte.