Die Ausrichtung auf die Vermögensverwaltung ist bei der UBS aus der Not der Finanzkrise heraus geboren worden. Eine globale Krise später lässt die Grossbank mit jener Strategie die globale Konkurrenz hinter sich.
Weniger Gewinn, weniger investierte Kundengelder, weniger Boni für die Berater: Auf den ersten Blick hat sich das angelaufene dritte Quartal wenig erspriesslich für das Kerngeschäft der UBS mit der Vermögensverwaltung entwickelt. Doch wie aus der Bank heraus zu vernehmen ist, klopft sich das Team um Iqbal Khan (Bild unten), seit Anfang Oktober alleiniger Chef der Sparte Globale Vermögensverwaltung (GWM), dennoch auf die Schultern.
Der Grund: der abgelieferte Vorsteuergewinn von 1’453 Millionen Dollar kam nur 4 Prozent unter dem Vorjahresquartal zu liegen und erwies sich damit um 14 Prozent besser als der vom Konsens der Analysten erwartete Wert. Damit steuerte die GWM-Division den Löwenanteil zum Gruppen-Vorsteuergewinn von 2’323 Millionen Dollar bei und machte damit im abgelaufenen Quartal den Unterschied für die UBS.
(Bild: UBS)
Auf Reichtum getrimmt
Denn im Gegensatz dazu krankten die sonst übermächtigen Wallstreet-Banken im vergangenen Jahresviertel ausnahmslos an der Flaute im Investmentbanking. Dieses ist bei den amerikanischen Grossbanken weiterhin übermächtig, was sich angesichts des widrigen Umfelds mit Zinswende, Krieg in der Ukraine und überschiessenden Energiepreisen gerächt hat. Erst allmählich besinnen sich Institute wie J.P. Morgan, Citigroup und Goldman Sachs auf die Vermögensverwaltung und die steten Erträge, welche dieses Geschäft verspricht.
Analysten der US-Konkurrentin Morgan Stanley beglückwünschten die UBS in einem Report vom Dienstag zum «guten Resultat und dem starken Neugeldfluss».
In diesem Business ist die UBS aus der Not heraus zur weltweit grössten Anbieterin avanciert. Nach den horrenden Verlusten mit Investmentbank-Wetten auf toxische Kreditpapiere und der Staatsrettung von 2008 unternahmen es der damalige Präsident Axel Weber und der frühere CEO Sergio Ermotti (Bild unten, von links), das Institut ab dem Jahr 2011 ganz auf das Private Banking mit den Reichen der Welt zu trimmen. Die nächste Management-Generation verwaltet dieses strategische Erbe nun sehr geschickt: In den vergangenen neun Quartalen ist der Vorsteuergewinn der UBS nie unter 2 Milliarden Dollar gefallen.
(Bild: UBS)
Der Klientel die Stange gehalten
Ebenfalls haben die Kundenberaterinnen und -berater der Division GWM gezeigt, dass sie die reiche Klientel bei der Stange zu halten wissen. Wenn die Kundschaft wie in Asien «Leverage» abbaute und Kredite auf Vermögenswerten auflöste, konnte die Bank Einlagen und Neugeld gewinnen, das auch Gebühren abwirft. Und wo das gebührengenerierende Neugeld ausblieb, etwa in der Schweiz, vermochte die UBS bei den Bareinlagen und bei den Ausleihungen zuzulegen.
Wie es vonseiten der Bank heisst, haben sich die Kunden nicht etwa verabschiedet, sondern bloss andere Dienste in Anspruch genommen.
Gewiss, es verbleiben Wermutstropfen. So wirft die Sparte GWM zu wenig Gewinn ab, das Zielband für das Vorsteuergewinn-Wachstum hat die Bankführung bei 10 bis 15 Prozent gesetzt. In diesem Jahr resultierte bereits ein Minus von 7 Prozent. Ebenfalls ist der Rückgang der gebührengenerierenden Vermögen keine gute Nachricht. Denn eine Privatbank, die als blosser Tresor für den Cash von Superreichen funktioniert, ist aus der Sicht von Investoren wenig interessant. Schliesslich hat die Ambition, vermehrt kleinere und mittlere Vermögen zu bedienen, mit dem Ausstieg aus dem Wealthfront-Deal in den USA einen Rücksetzer erhalten.
Ebenfalls lässt aufmerken, dass per Ende vergangenen September immer noch 0,3 Prozent der gebührengenerierenden GWM-Vermögen, also rund 3,5 Milliarden Dollar, weiterhin von Kunden mit einem Russland-Konnex stammten.
Gefahr der Zwietracht
Das mahnt das UBS-Management, sich nicht etwa im Erreichten zu sonnen. Diese Gefahr besteht. Der Erfolgskurs der GWM-Division gibt Spekulationen Antrieb, wonach Spartenchef Khan als nächster UBS-Chef bereits gesetzt ist; kürzlich berichtete die Agentur «Bloomberg» (Artikel bezahlpflichtig) ausführlich über vermeintliche Palastintrigen bei der grössten Schweizer Bank. Als Opfer wird Konzernchef Ralph Hamers gesehen – doch ist es nicht zuletzt seiner Abstinenz vor grossen Eingriffen ins operative Geschäft zu verdanken, dass das Getriebe der Bank derzeit auf Hochtouren läuft.
Ebenfalls kann es sich das Institut keinesfalls leisten, bei der Digitalisierung langsamer zu werden. Und für diese Bemühungen steht bei der UBS ebenfalls der Name Hamers. Der Aufstieg der UBS zur weltgrössten Privatbank ist zu guten Teilen der zumeist effektiven Zusammenarbeit des Teams «Webermotti» zu verdanken. Die neuen Kräfte an der Spitze der Grossbank – Präsident Colm Kelleher, CEO Hamers und GWM-Spartenchef Khan – sind gut beraten, auch darin ihren Vorgängern nachzueifern.