Trotz aller Turbulenzen will die Credit Suisse im nächsten Jahr das Wealth-Management-Geschäft mit Superreichen in China forcieren. Derzeit fällt die Schweizer Grossbank noch andere wichtige Entscheidungen in Asien.
Die Credit Suisse (CS) setzt nach wie vor auf China und will dort im kommenden Jahr mit dem Vermögensverwaltungsgeschäft starten. Benjamin Cavalli, Leiter des Wealth-Management-Geschäfts in der Region Asien-Pazifik, sagte gegenüber der Nachrichtenagentur «Reuters», dass sich die Schweizer Grossbank entgegen allen Gerüchten nicht aus China zurückziehe.
«Wir werden nie in einen neuen Markt einsteigen, bei dem wir das Gefühl haben, dass wir eine Amortisation von drei oder vier Jahren haben und uns dann zurückziehen müssen», sagte er. Cavalli wechselte in diesem Jahr von Singapur nach Hongkong, um die gesamte Leitung der asiatischen Vermögensverwaltungseinheit der Credit Suisse zu übernehmen, wie finews.ch berichtete.
Startschuss 2023
Die Grossbank will ab nächstem Jahr Wealth-Management-Dienstleistungen in China anbieten, nachdem die vollständige Übernahme des chinesischen Wertpapier-Gemeinschaftsunternehmens abgeschlossen sei. Dies dürfte wahrscheinlich bis zum ersten Quartal 2023 der Fall sein.
Die CS hatte ihre Beteiligung an dem Joint-Venture vor zwei Jahren auf 51 Prozent erhöht und strebt nun die vollständige Kontrolle an. Bisher habe die Bank rund 50 Mitarbeiter für das Vermögensgeschäft eingestellt, darunter Kundenbetreuer und Anlageberater.
Reiche Chinesen überflügeln Europäer
China bleibt für die CS ein langfristiges Ziel, denn das Potenzial für den Verkauf von Vermögensverwaltungsprodukten an Reiche in der zweitgrössten Volkswirtschaft der Welt ist gemäss Cavalli enorm. Laut offiziellen Daten belief sich der chinesische Vermögensverwaltungsmarkt im Juni auf 29 Billionen Yuan (4,2 Billionen Dollar).
An einer Medienkonferenz Anfang dieser Woche sagte Martin Hess, Leiter Wirtschaftspolitik bei der Schweizerischen Bankiervereinigung, dass die Chinesen schneller reicher werden als die Europäer. Wie finews.com berichtete, ist Hess auch angesichts der wirtschaftlichen Entwicklung in China gespannt, wie sich die Vermögenswerte weiter entwickeln.
Volatilität auffangen
Chinesische Geldhäuser dominieren vorerst den Vertrieb von eigenen und fremden Vermögensprodukten in dem Land, in dem eine wachsende Nachfrage von vermögenden Privatpersonen besteht. Die gegenwärtigen Marktaussichten sind allerdings durchzogen.
Cavalli glaubt nicht an eine baldige Trendwende und an eine Verbesserung der Stimmung. Gemäss seinen Angaben konnte die CS dank ihrer grossen Präsenz in Asien und ihrer Offshore-Vermögenszentren in Singapur und Hongkong jedoch einen Teil der Volatilität auffangen.
Verwaltungsrat tagt in Singapur
Derweil ist der CS-Verwaltungsrat in Singapur versammelt, um Lösungen für das angeschlagene Investmentbanking zu finden. Dabei stehen offenbar Verteidiger mit Investmentbank-Karriere wie Michael Klein und Blythe Masters jenen Kräften gegenüber, die das Geschäft hart zurückstutzen möchten, wie auch finews.ch berichtete.