Ukrainekrieg, Inflation und Zinswende drohen die Schweizer Konsumentinnen und Konsumenten zu verunsichern. Bei der Konsumkredit-Bank Cembra beobachtet CEO Holger Laubenthal die Entwicklung ganz genau.

Der Leitzins in der Schweiz dürfte mit dem nächsten geldpolitischen Entscheid auf Null oder gar in den positiven Bereich ansteigen. Die Inflations-Prognosen für das Gesamtjahr werden dabei nicht nur von der Schweizerischen Nationalbank (SNB), sondern auch von vielen Volkswirten angehoben. Zuletzt hat die Grossbank UBS ihre Erwartung für die Jahresteuerung auf 3,1 von 2,7 Prozent erhöht. Die Ökonomen von Raiffeisen Schweiz erwarten ihrerseits 3 statt 2,5 Prozent.

Die steigenden Preise dürften bei den Konsumenten zunehmend für Unsicherheit sorgen und die Bereitschaft vermindern, grössere Ausgaben zu tätigen oder Kredite aufzunehmen. Aber die Umsätze aus dem Detailhandel zeigen bisher noch keinen grösseren Effekt. Im vergangenen Mai hatte es zwar bereits ein Minus gegeben, das im Juni aber teils wieder aufgeholt wurde.

Bereit zu Anpassungen

«Wir bewegen uns mit den vorhandenen Unsicherheiten und den steigenden Zinsen seit einigen Monaten in einem dynamischen Umfeld«, sagte Cembra-Chef Holger Laubenthal gegenüber finews.ch. Als Chef einer der grössten Konsumkredit-Banken der Schweiz ist er ganz nah an dieser Entwicklung dran. «Bei unseren Kunden konnten wir im ersten Halbjahr aber keine vermehrte Zurückhaltung feststellen - auch nicht nach den Massnahmen der SNB und den in Aussicht gestellten weiteren Zinsanhebungen.»

Nach dem SNB-Schritt hatten bereits einige Banken mit der Abschaffung der Guthabengebühren reagiert. Es ist eine Frage der Zeit, bis erste Institute auch wieder Zinsen auf Sparguthaben anbieten werden. Cembra will die Lage hier genau beobachten. «Auf die Zinsanhebung haben wir sowohl auf der Guthabenseite als auch bei den Kreditprodukten bereits reagiert und Anpassungen vorgenommen» betonte Laubenthal weiter. «Und das werden wir auch weiterhin tun, sollte es notwendig werden.»

Luft nach oben

Mit Blick auf die Zinsen geht Laubenthal von einer schrittweisen Anhebung aus. «Wir erwarten auch in diesem Umfeld eine kontinuierliche Entwicklung. Für viele Kunden und Marktteilnehmer ist es das erste Mal, dass sie sich in einem solchen Umfeld wiederfinden.»

Bei Cembra ist das Geschäft mit dem Kauf auf Rechnung – «Buy now pay later» (BNPL) – zuletzt stark gewachsen. «BNPL ist stärker als andere Bereiche vom Konsum abhängig. Aber auch hier rechnen wir mit weiterem Wachstum», sagt Laubenthal. Das habe nicht nur mit dem Kundenverhalten, sondern auch mit der noch geringen Marktdurchdringung in der Schweiz zu tun.

Insgesamt erwartet Laubenthal keine gravierenden Probleme durch das Ende der Negativzinsen. «Auch wenn es allgemein eine leichte Nervosität gibt, haben wir es hier mit einem normalen wiederkehrenden Rhythmus bei Zinsveränderungen zu tun. Damit können wir gut umgehen, wie wir in der Vergangenheit bereits gezeigt haben.»